US-Aktienmarkt: Rally ohne Tech – Ein Balanceakt mit begrenztem Potenzial
Die US-Wirtschaft befindet sich in einer wahren Hausse. Gleichzeitig ist es wahrscheinlich, dass auch die Zinsen weiter sinken.
Auf den ersten Blick scheint dies ideale Bedingungen für den amerikanischen Aktienmarkt zu schaffen. Es überrascht daher nicht, dass der Leitindex S&P 500 am Mittwoch erneut ein Allzeithoch verzeichnete. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass sich der Markt im Laufe des Jahres grundlegend gewandelt hat. Bisher hat sich dies noch nicht wesentlich auf die Performance ausgewirkt, aber das "noch" ist entscheidend.
Tech-Sektoren als Treiber: Wie IT und Kommunikation den S&P 500 dominieren
Seit Jahresbeginn konnte der S&P 500, der die 500 größten börsennotierten Unternehmen der USA abbildet, fast 20 Prozent zulegen. Im ersten Halbjahr stieg der Index um etwa 14 Prozent, seitdem kamen weitere fünf Prozent hinzu. Die Kurse sind deutlich gestiegen, allerdings hat das Tempo der Anstiege leicht nachgelassen. Bis hierhin ist das eine übliche Entwicklung.
Interessant wird es, wenn man die treibenden Kräfte hinter der Rally genauer betrachtet. Im ersten Halbjahr wurde der Aufschwung des S&P 500 hauptsächlich von den Sektoren Informationstechnologie (IT) und Kommunikationsdienste getragen, also der Tech-Branche. Obwohl diese beiden Sektoren nur zwei von insgesamt elf im Index vertretenen Bereichen ausmachen, haben sie einen Anteil von fast 41 Prozent am gesamten S&P 500. Beide Sektoren konnten im ersten Halbjahr um jeweils rund 27 Prozent zulegen.
Nur der Energiesektor schneidet schlechter ab als die Tech-Branche. Im zweiten Halbjahr hat sich das Bild gewandelt: IT und Kommunikationsdienste rangieren nun auf den Plätzen neun und zehn der besten Sektoren und legten jeweils nur noch etwa zwei Prozent zu. Nur der Energiesektor, der weiterhin unter den im Jahresvergleich niedrigen Ölpreisen leidet, schnitt schlechter ab.
Im Zuge des Hypes um Künstliche Intelligenz waren Tech-Aktien so stark gestiegen, dass sich die Kurse teilweise von der tatsächlichen Geschäftsentwicklung abgekoppelt hatten. Nun findet ein Anpassungsprozess statt: Einige der ehemaligen Highflyer verlieren an Wert, während andere deutlich langsamer wachsen als zuvor.
Versorgungsunternehmen und Immobilien übernehmen das Ruder
Die Rally des breiten Markts wird nun von anderen Sektoren getragen. Im zweiten Halbjahr erzielten die Aktien von Versorgungsunternehmen, insbesondere Stromversorgern, mit fast 17 Prozent die beste Performance. Diese Unternehmen profitieren als zuverlässige Dividendenzahler von den fallenden Zinsen, da ihre Gewinnausschüttungen im Vergleich zu festverzinslichen Anlageprodukten attraktiver werden. Zudem steigt die Stromnachfrage in den USA, sowohl aufgrund der starken Wirtschaft als auch wegen des wachsenden Bedarfs durch immer größere Rechenzentren.
Auch der Immobiliensektor verzeichnete mit einem Anstieg von fast 13 Prozent eine starke Entwicklung. Dieser Sektor profitiert ebenfalls von den sinkenden Zinsen, da dadurch die Finanzierungskosten gesenkt werden und die Baukosten sinken, was die Attraktivität von Immobilieninvestitionen erhöht.
Was kommt nach der Tech-Rally? Eine Analyse der Marktentwicklung
Das Potenzial der anderen Sektoren ist begrenzt. Man könnte meinen, der US-Markt stehe vor einer glänzenden Zukunft, da der S&P 500 auch ohne den Beitrag von IT- und Kommunikationswerten stark zulegt. Doch was passiert, wenn die Tech-Aktien wieder anziehen? Diese Argumentation ist plausibel, aber man könnte ebenso fragen: Was, wenn die Tech-Aktien nicht wieder zulegen?
Dass andere Sektoren die schwache Performance der Tech-Werte derzeit nahezu ausgleichen, ist keineswegs selbstverständlich. Dieser Trend hat seine Grenzen: Versorger und Immobilienunternehmen können aufgrund ihrer Geschäftsmodelle nicht dasselbe Wachstum erzielen wie erfolgreiche Tech-Konzerne. Auf Dauer könnten diese Aktien daher zu teuer werden.
Und was passiert danach? Die Abkehr der Investoren von den hoch bewerteten Tech-Aktien kam nicht ohne Grund. Es wird einen neuen Impuls brauchen, um die Anleger zurück in diesen Sektor zu holen. Diese Antwort wird kommen, sobald der Aufholprozess der anderen Sektoren an sein Ende gelangt. Bereits jetzt lässt sich jedoch feststellen, dass die jahrelange Tech-Rally den gesamten US-Aktienmarkt in eine Abhängigkeit von zwei Sektoren geführt hat. Das ist keine gesunde Entwicklung.
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