Zum Inhalt springen
MarketWorld
MarketWorld

Die Unsicherheit bleibt: Fed setzt Zinserhöhungen aus

Jerome Powell, der Vorsitzende der US-Notenbank Federal Reserve (FED), versuchte, die Märkte am Mittwoch zu beruhigen. Doch die positive Stimmung war nur von kurzer Dauer.

Powell machte klar: „Ich denke, es ist unwahrscheinlich, dass der nächste Schritt eine Zinserhöhung sein wird“. Damit wollte er die Sorgen zerstreuen, die nach einem Anstieg der Inflationsdaten aufkamen und auf eine erneute Zinserhöhung hindeuteten. Doch Powell gab Entwarnung.

Diese Nachricht löste eine kurze Rallye an den Aktien- und Anleihemärkten aus. Doch die Euphorie ebbte rasch ab, als klar wurde, dass die Leitzinsen vorerst auf ihrem aktuellen Niveau von 5,25 bis 5,5 Prozent bleiben würden – der höchste Stand seit 2001. Zudem deutete Powell nicht an, wann die ersehnte Zinswende beginnen könnte.

„Die Inflation ist immer noch zu hoch“, betonte er. Die Teuerungsrate stieg im März auf 3,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch erwartet Powell einen Rückgang in diesem Jahr, wobei er sich unsicherer als zuvor darüber ist. „Es kann wahrscheinlich länger dauern als erwartet, bis wir genug Zuversicht haben, um die Zinsen wieder zu senken“, sagte der Fed-Chef abschließend.

Powell weist Sorgen um Stagflation zurück

Die Sorge, dass die USA in eine Stagflation geraten könnten, wies Jerome Powell zurück. Stagflation würde bedeuten, dass steigende Preise auf eine stagnierende Wirtschaft treffen. Diese Situation ist für Notenbanken besonders herausfordernd, da sinkende Zinsen zwar das Wirtschaftswachstum ankurbeln, aber auch die Inflation anheizen könnten. Powell sieht jedoch weder eine stagnierende Wirtschaft noch eine dramatisch steigende Inflation. Die US-Wirtschaft wuchs zuletzt weniger stark als erwartet. Powell erwartet, dass sich die Teuerungsrate in den kommenden Monaten wieder der angestrebten Zwei-Prozent-Marke annähert. Er betont jedoch, dass es noch Zeit braucht, bis die fallenden Mieten auf dem Wohnungsmarkt umfassend spürbar werden.

Der Markt für US-Staatsanleihen könnte in den nächsten Monaten Entspannung erfahren. Die Fed kündigte an, den Abbau ihres Bestands an US-Staatsanleihen ab Juni deutlich zu verlangsamen. Künftig wird die FED nur noch Staatspapiere im Wert von 25 Milliarden Dollar auslaufen lassen, statt wie bisher 60 Milliarden Dollar.

Da die US-Regierung derzeit im großen Stil neue Anleihen ausgibt, um die hohen Ausgaben zu finanzieren, könnte das langsamere Tempo beim Abbau der Fed-Bilanz die Preise stützen. Die Renditen könnten sinken, was „die Wogen an den Märkten insgesamt etwas glätten“ könnte, so Jack McIntyre, Portfolio-Manager bei “Brandywine Global”. Der US-Dollar gab gegenüber dem Euro ebenfalls nach.

Geringere Zinssenkungen als erwartet

Im März hatten die Zentralbanker signalisiert, dass sie in diesem Jahr drei Zinssenkungen vornehmen könnten. „Nun ist klar, dass das zu aggressiv war“, sagt John Llyod, Portfoliomanager bei “Janus Henderson”. Das wahrscheinlichste Szenario liege nun eher bei „einer oder keiner Zinssenkung in diesem Jahr“. Die “Federal Reserve” wird bei ihrer nächsten Sitzung im Juni ihre Wirtschaftsprognosen aktualisieren und die Erwartungen für Zinssenkungen anpassen.

Indes wird weiterhin darüber diskutiert, wann die FED mit den Zinssenkungen beginnen könnte. Thomas Gitzel, Chefökonom der “VP Bank” aus Liechtenstein, sagte Reuters: „Eine Zinssenkung im Juni ist nach der heutigen Notenbanksitzung vom Tisch.“ Auch “KfW”-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib glaubt, dass der robuste Arbeitsmarkt und die konjunkturelle Lage der USA der Notenbank erlauben, mit Zinssenkungen zu warten. Am Freitag werden neue Daten vom Arbeitsmarkt für den April veröffentlicht, die den Zentralbankern weitere Hinweise für ihre Geldpolitik geben.

FED strebt „Soft Landing“ an

Die Wirtschaft hat die steigenden Zinssätze bisher besser überstanden als von vielen Ökonomen erwartet. Im vergangenen Jahr rechneten nahezu alle Experten mit einer Rezession, doch diese ist bisher ausgeblieben. Einer der Gründe dafür ist der stabile Arbeitsmarkt. Die “Federal Reserve” zögert nun mit einer Zinssenkung, um die Konjunktur nicht weiter anzukurbeln. Allerdings zeigen sich erste Anzeichen von Schwäche: Kreditausfallraten steigen, und die Zahl der Unternehmenspleiten nimmt zu. 

Beliebte Artikel

A0B733

Rohstoffe

Energieträger Wasserstoff

Stehen die nachhaltigen Brennstoffzellen vor einem Börsen-Boom? Warum führende Unternehmen kurz vor einer Renaissance stehen könnten.

Allgemeiner Risikohinweis

Die Daten, Mitteilungen und sonstigen Angaben, die auf dem Portal zu finden sind, dienen ausschließlich Informationszwecken. Alle Informationen und Daten stammen aus Quellen, die zum Zeitpunkt ihrer Erstellung nach presserechtlichen Gesichtspunkten als zuverlässig wahrgenommen wurden. Für die Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen sowie für Vermögensschäden wird keinerlei Haftung oder Garantie übernommen.

Der Erwerb von Wertpapieren birgt Risiken, die zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen können. Die auf Market World angebotenen Informationen und Nachrichten sind zu keinem Zeitpunkt als auf individuelle Bedürfnisse ausgerichtete fachkundige Anlageberatungen anzusehen. Die maßgeblichen Informationen können bei den herausgebenden Emittenten angefordert werden. Eine Haftung für Schäden aufgrund von Handlungen, die ausgehend von den auf dieser oder einer der nachfolgenden Seiten enthaltenen Informationen vorgenommen werden, entfällt.

MarketWorld
© 2024 Market World - Alle Rechte vorbehalten 3.1.4
ImpressumDatenschutz