Zum Inhalt springen
MarketWorld
MarketWorld

Zinsen für Baukredite auf historischem Hoch

Welche Möglichkeiten sich nun für Käufer bieten.

Experten zeigen sich überrascht, dass die Zinsen für Baukredite laut der Bundesbank im Frühjahr 2022 stärker gestiegen sind als jemals zuvor. Die steigenden Zinsen haben damit gemeinsam mit einer hohen Inflation und gestiegenen Baukosten das Umfeld für eine Baufinanzierung verändert. Anfang 2021 lagen die Bauzinsen noch bei unter einem Prozent. Nun liegt der Satz für zehnjährige Darlehen zwischen 3,5 und vier Prozent. 

Zusätzlich beschloss die EZB am Donnerstag einen weiteren Zinsschritt um 0,25% auf 4,25%. Welche Auswirkungen dies auf die Baufinanzierung hat, ist für potenzielle Käufer damit eine wichtige Frage. 

„Die aktuelle Zinserhöhung der EZB um 0,25 Prozentpunkte wird keine relevante Auswirkung auf die Baufinanzierungszinsen haben“, meint Michael Neumann, Vorstand des Immobilienfinanzierers Dr. Klein. Dieser Schritt kommt keineswegs unerwartet und wurde bereits eingepreist. Dennoch gibt es keine Sicherheit, dass die Bauzinsen nicht doch wieder steigen könnten. 

Neumann warnt vor den Folgen, falls die EZB doch länger als erwartet an dem restriktiven Kurs festhalten muss: „Dieses Szenario ist momentan nicht in den Bauzinsen eingepreist – und daraus ergäbe sich Potenzial für einen Zinsanstieg. Dann wären auch über vier Prozent für zehnjährige Immobilienfinanzierungen im Herbst möglich.“

Mirjam Mohr, Vorständin Privatkundengeschäft des Immobilienfinanzierers Interhyp, erwartet hingegen bis zum Jahresende „Bauzinsen mehr oder weniger auf dem aktuellen Niveau und eine Stabilisierung bei den Immobilienpreisen, wenn auch mit regionalen Unterschieden“. 

Neumann legt dar, dass derzeit langfristige Darlehen günstiger als kurzfristige seien. Derzeit existiere der übliche Zinsunterschied zwischen langen und kurzen Zinsbindungen nicht, so der Dr.-Klein-Vorstand. „Gerade wenn eine lange Planungssicherheit wichtig ist, lassen sich 20 Jahre Zinssicherheit derzeit zu einem vergleichbaren Preis wie eine fünfjährige Festschreibung einkaufen.“

Damit sei für Kreditnehmer das Risiko gesunken, bei einer Anschlussfinanzierung in eine Zinsfalle zu geraten und gleichzeitig bleibe die Flexibilität groß. „Nach zehneinhalb Jahren können Kreditnehmer kostenfrei auf ein anderes Angebot umsteigen“, sagt der Experte. 

Laut Mohr sei indes nicht mit fallenden Zinsen zu rechnen: „Unseren Einschätzungen nach kommt es noch 2023 zum Zinspeak bei den Leitzinsen – allerdings werden darauf keine schnellen Zinssenkungen folgen, denn die EZB wird aller Voraussicht nach trotz düsterer Wirtschaftsaussichten an ihrem strengen Kurs zur Inflationsbekämpfung festhalten.“ auch Max Herbst, Zinsexperte der bankenunabhängigen FMH Finanzberatung in Frankfurt, meint, dass nicht allzu bald mit einem Rücksetzer der Zinsen auf frühere Tiefstände zu rechnen sei. Die Zinsen könnten im Euro-Raum sogar noch langfristiger als in den USA steigen. Auch Neumann rechnet mit weiteren Zinsschritten im September. 

Allerdings können Kunden die gestiegenen Finanzierungskosten etwas auffangen. Daten von Europace zufolge sind die Preise für gebrauchte Eigentumswohnungen zwischen Juni 2022 und Juni 2023 um rund neun Prozent gefallen. Laut Check24 können Immobilienkäufer ihre monatliche Belastung im Vergleich zur Niedrigzinsphase im Vorjahr ausgleichen, wenn sie einen Rabatt von mindestens 16 Prozent auf den Kaufpreis ihres Wunschobjekts aushandeln können. „Immobilienkäufer sollten neben den Zinsen auch die fallenden Kaufpreise im Blick behalten“, rät Ingo Foitzik, Geschäftsführer Baufinanzierungen bei Check24. Er hält einen Verhandlungsspielraum von 20% für realistisch. „Besonders in weniger begehrten Lagen stehen Verkäufer deutlich stärker unter Druck als in den vergangenen Jahren“, glaubt Foitzik.

„Für Kaufinteressierte bedeutet das: Die Chancen des ,neuen Normal‘ nutzen, jetzt Immobilienprojekte anpacken, Kaufpreise vor allem bei Häusern mit niedrigen Energieeffizienzklassen selbstbewusst verhandeln und sich frühzeitig zu individuellen Möglichkeiten bei der Finanzierung, der Auswahl einer passenden Immobilie sowie Themen wie Sanierung und Modernisierung beraten lassen“, sagt auch Mohr von Interhyp.

Beliebte Artikel

A0B733

Rohstoffe

Energieträger Wasserstoff

Stehen die nachhaltigen Brennstoffzellen vor einem Börsen-Boom? Warum führende Unternehmen kurz vor einer Renaissance stehen könnten.

Allgemeiner Risikohinweis

Die Daten, Mitteilungen und sonstigen Angaben, die auf dem Portal zu finden sind, dienen ausschließlich Informationszwecken. Alle Informationen und Daten stammen aus Quellen, die zum Zeitpunkt ihrer Erstellung nach presserechtlichen Gesichtspunkten als zuverlässig wahrgenommen wurden. Für die Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen sowie für Vermögensschäden wird keinerlei Haftung oder Garantie übernommen.

Der Erwerb von Wertpapieren birgt Risiken, die zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen können. Die auf Market World angebotenen Informationen und Nachrichten sind zu keinem Zeitpunkt als auf individuelle Bedürfnisse ausgerichtete fachkundige Anlageberatungen anzusehen. Die maßgeblichen Informationen können bei den herausgebenden Emittenten angefordert werden. Eine Haftung für Schäden aufgrund von Handlungen, die ausgehend von den auf dieser oder einer der nachfolgenden Seiten enthaltenen Informationen vorgenommen werden, entfällt.

MarketWorld
© 2024 Market World - Alle Rechte vorbehalten 3.1.4
ImpressumDatenschutz