Zum Inhalt springen
MarketWorld
MarketWorld

Uhren als Wertanlage

Worauf Einsteiger achten müssen. Drei Experten teilen ihr Fachwissen.

Ein Fehler im Lack ließ den Preis der “Rolex Daytona” mit dem sogenannten “Cream Dial” durch die Decke gehen. Zwar hatte Rolex angeboten, die fehlerhaften Modelle auszutauschen, wer dieses Angebot allerdings angenommen hat, habe laut Jakob Zeijl vom Kölner Auktionshaus van Ham einen teuren Fehler begangen. Die fehlerhaften Modelle erzielen bei Verkäufen Preise von bis zu 80.000 EUR, im Gegensatz zu den 30.000 EUR, die reguläre Daytona-Modelle erzielen können.

Auch diese Verkaufspreise liegen bereits weit über dem werksneuen Preis. Rolex produziert das Daytona-Modell weit unter der Nachfrage, weshalb auf dem Zweitmarkt hohe Preise zu erzielen sind, während die Wartelisten länger werden.

Thomas Bachmann und Joram Scher sind Experten im Verkauf von gebrauchten Luxusuhren. Mit ihrem Geschäft in der Münchner Innenstadt profitieren beide von einer Entwicklung, die in den 1990er Jahren begonnen hat. „Im Grunde war der Erfolg von Swatch einer der Ursprünge“, sagt Thomas Bachmann. Die Begeisterung für günstige Quarzuhren eröffnet gerade dem jungen Publikum den Uhrenmarkt. 

Als Luxusgegenstand wurden Uhren vorher eher weniger gehandelt und der Sammlerkreis war überschaubar. Schnell entwickelte sich die Rolex-Daytona zu einem begehrten Modell. „Plötzlich wollten viele diese Uhr haben, aber Rolex wurde der Nachfrage nicht Herr“, erzählt Scher. 

Das Uhrwerk dieses Modells stammte von Zenith, die wiederum mit der Herstellung nicht hinterherkamen, weshalb sich der Preis für die Uhren auf 9000 Mark verdoppelte. Kunden wichen auf andere Uhren, wie etwa Modelle von Omega aus. 

Seit damals haben sich Uhren als Anlageklasse weiterentwickelt. Allerdings eignen sich nicht alle Uhren als Anlage. „Der Markt beschränkt sich auf Herrenuhren, Damenuhren sind eher Schmuckstücke, ihre Preise haben sich lange nicht so entwickelt“, sagt Van-Ham-Uhrenfachmann Jakob Zeijl.

Bei Herrenuhren gibt es aber keine Garantie, dass sie werterhaltend sind. Eine Uhr von Breguet, die in den 70er Jahren 500.000 Francs gekostet hat, wurde 2020 für 72.000 Pfund verkauft, was einen Verlust von 80% bedeutet. 

Dagegen konnte eine Rolex Sea Dweller, deren Listenpreis in den 1990ern bei 6000 Mark lag, 2021 rund 28.000 Euro erzielen, was eine Rendite von 900 Prozent bedeutet. „Es sind bestimmte Modelle, die im Preis stark steigen. Uhren von Rolex und Patek Philippe sind allerdings die Marken, für die Uhrenliebhaber bereit sind, besonders hohe Preise zu zahlen“, erklärt Zeijl.

Schweizer Marken haben vor allem zwei Vorteile: Handwerkskunst und Marketing. „Rolex hat schon früh im Motorsport Flagge gezeigt, so konnten Fans die Uhren ihrer Rennfahrerhelden kaufen“, beschreibt Scher die Strategie. Bei TAG Heuer ist dies ähnlich, wobei die Marke in der jüngeren Vergangenheit diesen Ruhm finanziell nicht nutzen konnte.  

Dass sich Geschichte vermarkten lässt, bewies zuletzt Omega mit der Zusammenarbeit mit Swatch, als Swatch elf verschiedenfarbige Nachbauten der Omega-Uhr, welche die drei Astronauten der ersten Mondmission trugen, für günstige 260 EUR verkaufte und sich Schlangen vor den Läden bildeten. 

Im Zuge der Pandemie erlebten Uhren eine weitere Steuerung der Nachfrage. Der Watch Market Price Index, der die Wertentwicklung von 60 besonders begehrten Uhren abbildet, markierte im Jahr 2021 ein Hoch.

„Millionen Menschen saßen damals zu Hause, konnten ihr Geld nicht für Reisen und fürs Ausgehen ausgeben, aber wollten sich trotzdem etwas gönnen, gleichzeitig kam deutlich weniger ,frische‘ Ware aus den Manufakturen“, fasst Thomas Bachmann die damalige Situation zusammen.

Tim Stracke, Chef der Online-Uhrenbörse Chrono24, spricht in der damaligen Situation von einer Blase, der ab Mitte des vergangenen Jahres, als die Hersteller wieder mehr Uhren auslieferten, die Luft ausgegangen ist. Das zeige sich etwa an der Royal Oak von Audemars Piguet, die seit dem Hoch 40 Prozent günstiger geworden ist. 

„Trotz des Rückgangs“, sagt Stracke, „liegt das Preisniveau im Gesamtmarkt heute noch deutlich über dem vor der Pandemie.“ Alle Experten sind sich sicher, dass die Preise weiter steigen werden. Allerdings sieht niemand große Sprünge. „Ein stabiles Plus von fünf bis zehn Prozent pro Jahr kann es aber schon sein, es ist eine gute Zeit, nun einzusteigen“, sagt Stracke.

Wer in den Uhrenmarkt einsteigen möchte, sollte laut den Experten die Rahmenbedingungen kennen. Vor allem sei es wichtig zu wissen, dass in Asien eine große Nachfrage nach Luxusuhren bestehe. „Besonders in Japan und Korea sind handwerklich hochwertige Uhren ein Statussymbol“, sagt Schers Kompagnon Bachmann.

Auch die Sozialen Medien haben einen Einfluss auf die Preisentwicklung bestimmter Modelle. So wurde etwa die Nautilus von Patek Philippe berühmt, da sie oft von prominenten Personen getragen wurde. „Dazu kam der Beschluss von Patek, das Modell nicht mehr herzustellen. Die Zweitmarktpreise gerieten damit in sechsstellige Höhe“, sagt Bachmann – der letzte Listenpreis dieser Uhr lag bei etwa 32.000 Euro.

Vor allem müssen sich Sammer geduldig zeigen, da die Auslieferung einer Rolex oder einer Patek bis zu 10 Jahre dauern kann. Auch bei anderen Herstellern sind bei einigen Modellen längere Wartezeiten zu erwarten, aber selten eine Dekade. 

Hinsichtlich der Preisklasse, in welcher sich das Investment lohnt, gehen die Meinungen auseinander. Stracke meint, dass bereits Uhren ab 1000 Ihren Wert behalten. Joram Scher zieht die Grenze bei 3500 Euro. „Man sollte eine mechanische Uhr alle fünf bis zehn Jahre komplett auseinanderbauen und reinigen lassen, das kann mehrere Hunderter kosten, und die Wartungskosten sollten in einem gewissen Verhältnis zum Invest stehen“, sagt er.

Thomas Bachmann rät Einsteigern, drei bis vier Uhren für etwa 5000 Euro zu kaufen und nach etwa fünf Jahren zwei der Uhren im Schnitt für 6000 Euro pro Stück zu verkaufen oder in Zahlung zu geben. Sammler sollten auf den Erlös etwas drauflegen und eine Uhr für 15.000 oder 20.000 Euro kaufen, die später ebenfalls verkauft wird. Auf diesem Weg könnten große Sammlungen entstehen. 

Er rät Einsteigern, sich einen Experten zu suchen, der beim Kauf von Vintage Modellen helfen kann, Fälschungen zu erkennen oder den Zustand der Uhr sowie die Datierung von Ersatzteilen untersucht. „Wie bei Oldtimern gilt bei alten Uhren, je mehr Original, desto besser“, sagt Bachmann.

Viele Sammler fragen sich, ob man teure Uhren auch öffentlich tragen sollte. „Tragen Sie die Uhr, wie Sie einen Oldtimer fahren würden“, rät Jakob Zeijl. „Man sollte sich auch in der Öffentlichkeit mit der Uhr wohlfühlen“, ergänzt Joram Scher. „Es ist kein schönes Gefühl, wenn die Uhr am Handgelenk ,brennt‘, Sie sich also ständig vergewissern müssen, ob sie noch da ist, weil ihr Verlust sie finanziell sehr schmerzen würde.“

Jedoch ist es sinnvoll, Uhrensammlungen bei der Hausratversicherung zu melden, da womöglich die Versicherung Obergrenze für einzelne Stücke angehoben werden muss. Golduhren müssen ferner, im Gegensatz zu Stahluhren, in einem Safe aufbewahrt werden. 

Beliebte Artikel

A0B733

Rohstoffe

Energieträger Wasserstoff

Stehen die nachhaltigen Brennstoffzellen vor einem Börsen-Boom? Warum führende Unternehmen kurz vor einer Renaissance stehen könnten.

Allgemeiner Risikohinweis

Die Daten, Mitteilungen und sonstigen Angaben, die auf dem Portal zu finden sind, dienen ausschließlich Informationszwecken. Alle Informationen und Daten stammen aus Quellen, die zum Zeitpunkt ihrer Erstellung nach presserechtlichen Gesichtspunkten als zuverlässig wahrgenommen wurden. Für die Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen sowie für Vermögensschäden wird keinerlei Haftung oder Garantie übernommen.

Der Erwerb von Wertpapieren birgt Risiken, die zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen können. Die auf Market World angebotenen Informationen und Nachrichten sind zu keinem Zeitpunkt als auf individuelle Bedürfnisse ausgerichtete fachkundige Anlageberatungen anzusehen. Die maßgeblichen Informationen können bei den herausgebenden Emittenten angefordert werden. Eine Haftung für Schäden aufgrund von Handlungen, die ausgehend von den auf dieser oder einer der nachfolgenden Seiten enthaltenen Informationen vorgenommen werden, entfällt.

MarketWorld
© 2024 Market World - Alle Rechte vorbehalten 3.1.4
ImpressumDatenschutz