Zum Inhalt springen
MarketWorld
MarketWorld

Trübsal in der Start-Up Branche

Die konjunkturellen Schwierigkeiten hemmen die Investitionsbereitschaft in Start-ups.

Ein Start-up bezeichnet ein junges Unternehmen, das mit der Absicht gegründet wurde, eine innovative Geschäftsidee oder ein einzigartiges Produkt bzw. eine Dienstleistung auf den Markt zu bringen. Start-ups zeichnen sich durch ihr großes Wachstumspotenzial aus, stehen jedoch auch vor der Herausforderung, ihre Geschäftsmodelle in oft unsicheren und wettbewerbsintensiven Märkten zu etablieren und zu skalieren. Typischerweise sind Start-ups in der Anfangsphase ihrer Existenz auf Finanzierungen angewiesen, die sie durch Eigenkapitalfinanzierung von Investoren wie Business Angels, Venture-Capital-Gesellschaften oder über Crowdfunding erhalten können.

Die Kultur und die Struktur eines Start-ups sind im Vergleich zu etablierten Unternehmen oft flexibler und agiler, was schnelle Entscheidungsfindungen und Anpassungen an den Markt ermöglicht. Die digitale Wirtschaft, insbesondere Bereiche wie Technologie, Software, Biotechnologie und erneuerbare Energien, sind populäre Felder für Start-ups, obwohl sie grundsätzlich in jedem Sektor auftreten können.

Die Stimmung der Start-up-Investoren blieb zuletzt allerdings gedrückt, wie die Daten des Investorenbarometers der Förderbank “KfW” und des Branchenverbands “BVK” nahelegen. Im vierten Quartal 2023 sank der entsprechende Indikator um 8,1 Zähler auf minus 27,4 Punkte. Sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen wurden demnach von den Investoren negativer eingeschätzt.

Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, erklärt die Bedeutung dieser Daten: „Die Erholung des Geschäftsklimas auf dem deutschen Venture-Capital-Markt stagniert, die Investorenstimmung bleibt zum Jahresende 2023 somit unterkühlt.“

Allerdings gebe es auch gute Nachrichten für Start-ups, da die Investitionsbereitschaft der Kapitalgeber aus ihrem zwischenzeitlichen Tief befreit hat. Seit dem Absturz im Jahr 2022 hat sich das Fundraising-Klima auf dem deutschen Venture-Capital-Markt kaum verändert. Die Stimmung war somit auch Ende 2023 entsprechend schlecht, wobei der Teilindikator tief im Minus liegt. Im Fachjargon bedeutet Fundraising das Auflegen neuer Fonds und das Einsammeln frischer finanzieller Mittel.

Das schlechte Fundraising-Klima ist nicht nur auf die schnelle Zinswende zurückzuführen, sondern auch auf schwächelnde Exit-Erlöse. Diese führten zu spärlichen Rückflüssen für Fondsinvestoren und damit zu ausbleibenden Reinvestitionen. Exit-Erlöse entstehen unter anderem durch Börsengänge von jungen Technologieunternehmen.

In den vergangenen Monaten herrschte hier eine Flaute. Trotz neuer Rekordstände an den Aktienmärkten wurden Börsengänge kurzfristig abgesagt oder verschoben. Auch im ersten Quartal dürfte sich die Lage noch nicht grundlegend verbessern.

Trotzdem hoffen Analysten auf mehr Börsendebüts in diesem Jahr. Ein Hoffnungsschimmer ist der Risikokapitalgeber “Picus Capital Management” in München, der nun den ersten Zeichnungsschluss (“Closing”) seines “Picus Venture Fund II” bekannt gegeben hat. Dabei wurden 70 Prozent der Zielgröße erreicht, was angesichts der aktuellen Situation als Erfolg gilt.

Der Venture-Capital-Geber teilte mit, dass mit weiteren “Closings” über die kommenden Monate ein Fondsvolumen von mindestens 200 Millionen Euro angestrebt werde. Seit der Gründung von “Picus Capital” im Jahr 2015 hat der Kapitalgeber laut Gründungspartner Robin Godenrath ein Portfolio von mehr als 200 Firmen aufgebaut. 

Jetzt habe er die Chance genutzt, gezielt in die erfolgreichsten Unternehmen des Portfolios zu investieren. “Picus Capital” investierte in sogenannte “Einhörner”, also Start-ups mit einer Bewertung von mindestens einer Milliarde US-Dollar, wie zum Beispiel den Softwarehersteller “Personio” und den Solaranlagen-Anbieter “Enpal”.

Die Stimmung bezüglich der Wertberichtigungen war laut dem Investorenbarometer ebenfalls gedämpft. Der Teilindikator fiel im vierten Quartal deutlich auf minus 28,6 Punkte. Dies deutet darauf hin, dass es gegen Ende 2023 zu weiteren Korrekturen bei den Bewertungen kam. Im Boomjahr 2021 wurden Finanzierungsrunden noch zu sehr hohen Bewertungen abgeschlossen.

Zum Jahreswechsel gab es für die Start-ups jedoch auch positive Entwicklungen. Laut dem Investorenbarometer verbesserte sich das Klima für neue Investitionsanfragen an die Venture-Capital-Manager insgesamt im Schlussquartal. Die Teilindikatoren zur Höhe, Qualität und Innovation der Investitionsvorschläge nahmen zu.

Ulrike Hinrichs, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des “BVK”, fasst die Stimmung zusammen: „Der Optimismus kehrt langsam zurück. Aktuell fehlen jedoch zündende Impulse, um die langsame Erholung auch in einen Stimmungsaufschwung und letztendlich wieder in wachsende Investitionen umzumünzen.“

Einem nachhaltigen Stimmungsaufschwung stehen die konjunkturellen Rahmenbedingungen entgegen. Hoffnungsvoll stimmen jedoch die teilweise sehr großen Finanzierungsrunden, die die zunehmende Bereitschaft der Geldgeber zur Investition und die zurückkehrende Zuversicht zeigen.

Im vierten Quartal 2023 sammelten deutsche Start-ups in 204 Finanzierungsrunden knapp 1,5 Milliarden Euro ein, wie aus dem aktuellen „KfW Venture Capital Dashboard“ hervorgeht. Das Niveau des Deal-Volumens aus dem Vorquartal wurde damit in etwa gehalten, jedoch ging die Anzahl der Transaktionen um 19 Prozent deutlich zurück.

Das Jahr 2023 schließt insgesamt mit einem Deal-Volumen von 7,2 Milliarden Euro in 1088 Finanzierungsrunden ab. Die Mittel für deutsche Start-ups flossen somit zäher als im Vorjahr. Laut dem Dashboard waren Investoren aus dem Ausland im vergangenen Jahr weiterhin bei der Finanzierung deutscher Start-ups zurückhaltend. Demgegenüber stieg der Anteil inländischer Investoren am Deal-Volumen im vierten Quartal auf einen Rekordwert von 38 Prozent.

Beliebte Artikel

A0B733

Rohstoffe

Energieträger Wasserstoff

Stehen die nachhaltigen Brennstoffzellen vor einem Börsen-Boom? Warum führende Unternehmen kurz vor einer Renaissance stehen könnten.

Allgemeiner Risikohinweis

Die Daten, Mitteilungen und sonstigen Angaben, die auf dem Portal zu finden sind, dienen ausschließlich Informationszwecken. Alle Informationen und Daten stammen aus Quellen, die zum Zeitpunkt ihrer Erstellung nach presserechtlichen Gesichtspunkten als zuverlässig wahrgenommen wurden. Für die Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen sowie für Vermögensschäden wird keinerlei Haftung oder Garantie übernommen.

Der Erwerb von Wertpapieren birgt Risiken, die zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen können. Die auf Market World angebotenen Informationen und Nachrichten sind zu keinem Zeitpunkt als auf individuelle Bedürfnisse ausgerichtete fachkundige Anlageberatungen anzusehen. Die maßgeblichen Informationen können bei den herausgebenden Emittenten angefordert werden. Eine Haftung für Schäden aufgrund von Handlungen, die ausgehend von den auf dieser oder einer der nachfolgenden Seiten enthaltenen Informationen vorgenommen werden, entfällt.

MarketWorld
© 2024 Market World - Alle Rechte vorbehalten 3.1.4
ImpressumDatenschutz