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Sieben Börsenweisheiten im Faktencheck

Das sind die bekanntesten Börsenweisheiten: Von “The trend is your friend” bis “Buy low, sell high!”

Ob Zitate, scheinbar schlaue Sprüche oder Weisheiten bekannter Personen - fast nirgends gibt es so viele Sprichworte wie in der Finanzwelt. Doch was steckt wirklich hinter diesen Börsenweisheiten? Im Folgenden werden die bekanntesten sieben Börsenweisheiten auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. 

“Sell in May and Go Away, but remember to come back in September.”

Diese Weisheit ist vermutlich eine der ältesten der Finanzwelt und stammt aus den 1930er Jahren in London. Der eigentliche Wortlaut war: „Sell in May and go away, and come back on St. Leger’s Day“ (“Verkaufen Sie im Mai und gehen Sie weg und kommen Sie am St. Leger’s Day zurück”). Am “St. Leger’s Day” wurde traditionell ein Pferderennen ausgetragen, welches jedes Jahr Mitte September stattfand und als Ende des Sommers galt. 

Einige Zeit später etablierte sich der Spruch in den USA, wo Händler oft zwischen dem “Memorial Day” (Ende Mai) und dem “Labor Day” (Anfang September) Urlaub machten. Infolgedessen vertrauen viele Trader dieser Weisheit, da das Handelsvolumen in diesen Monaten für profitable Gewinne zu gering sei. Im Durchschnitt erzielen die Aktienmärkte zwischen Oktober und April im Durchschnitt die beste Rendite. Im Mai wurde zwischen 1929 und 2012 eine durchschnittliche Rendite von 0,0 Prozent erzielt. In jüngster Vergangenheit kam es in den Sommermonaten jedoch auch zu positiven Renditen, nicht selten wurde von einer “Sommer-Rallye” gesprochen. Statistisch gesehen ist der September der verlustreichste Monat im Jahr. Allerdings lassen sich anhand dessen keine Prognosen für die Zukunft aufstellen, zudem verläuft jedes Börsenjahr unterschiedlich. 

“I don’t like Mondays.”

Am Montagmorgen, dem 29. Januar 1979, eröffnete ein Schütze das Feuer auf eine Grundschule in San Diego. Als Tatmotiv gab der Täter an, dass er Montage nicht mag. Als Antwort auf die Tat schrieb der Sänger Bob Geldof den Song „I Don’t Like Mondays“. Seit dem Jahr 1997 beobachten Ökonomen, dass Börsen oft freitags steigen und montags fallen. Der Grund hierfür liegt am Wochenende: Nachrichten, die am Wochenende angekündigt werden, führen häufig zu einem Montags-Crash. Zudem ereigneten sich mehrere Börsencrashs an Montagen. Zu nennen sind hierbei der Schwarze Montag von 1987 und 1929. Auf den Montag folgt dann oft der sogenannte „Turnaround Tuesday“, also ein Dienstag, an dem es an den Börsen zu einem Trendwechsel kommt. Empirische Daten zu dieser “Weisheit” gibt es jedoch nicht. Auch sprechen Bezeichnungen wie der “Black Friday” gegen diese Börsenhypothese. 

“Don’t try to catch a falling knife.” 

„Versuche, kein fallendes Messer zu fangen.” Einem eindeutigen Datum kann dieser Spruch nicht zugeteilt werden. Es lässt sich aber vermuten, dass diese Weisheit mit einem Börsen-Crash zusammenhängt. In Bezug auf die Finanzwelt bedeutet diese Aussage, dass man keine stark fallende Aktie kaufen sollte. Auch wenn sich hier scheinbar günstige Einstiegsgelegenheiten bieten, fällt der Kurs einer Aktie nicht ohne Grund so stark. Häufig wird dieser negative Trend dann noch weiter fortgesetzt. Aufgrund dessen lässt sich ein stark fallendes Wertpapier am besten mit einem fallenden Messer vergleichen. Wer dennoch auf der Suche nach günstigen Einstiegsmöglichkeiten ist, der sollte abwarten, bis sich ein Boden gebildet hat.

“If you can’t stand the heat, stay out of the kitchen.” 

„Wenn du die Hitze nicht aushältst, bleib von der Küche fern.“ Die vierte Weisheit dieses Artikels stammt aus dem Jahr 1942, während der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Der amerikanische Präsident Harry S. Truman äußerte später in einem Interview eine ähnliche Aussage, als sich ein Soldat abfällig über die Geschwindigkeit des Vorrückens äußerte.

In der Börsenwelt wird dieser Spruch verwendet, um aufzuzeigen, dass man nicht investieren sollte, wenn man dem Druck nicht gewachsen ist. Kursschwankungen, Crashs oder auch eigene Fehlentscheidungen können dazu führen, dass Aktionäre Geld verlieren. Auch mit einem Risikomanagement können Verluste eingefahren werden. Wer rote Zahlen nicht ertragen kann, sollte sich vom Aktienmarkt fernhalten. 

“The trend is your friend.” (“Paddle with the stream.”)

Bei technischen Analysten ist diese Börsenweisheit besonders beliebt: Aktienmärkte bewegen sich häufig in Trends. Entsprechend dieser Weisheit müssen Anleger nur mit dem Strom schwimmen und nach dem Börsentrend handeln. Statistisch betrachtet weichen Aktienkurse in nur einem Drittel der Zeit von ihrem Trend ab, in den anderen zwei Dritteln folgen sie weiter dem eingeschlagenen Trend. Die Herausforderung besteht darin, Abweichungen richtig zu interpretieren: Wird in einem Aufwärtstrend ein sogenanntes “lower low” gebildet, kann dies ein Anzeichen für einen Trendwechsel oder schlichtweg für eine Korrektur sein.

“Stocks take the stairs up and the elevator down.”

Dieses Sprichwort verdeutlicht, dass Aktienmärkte oft nur langsam steigen, dafür umso schneller sinken. Viele Anleger verfallen oft in Panik, sobald ihre Aktien fallen. An den Börsen lässt sich dieses Phänomen beobachten: Von Mitte 2017 bis Ende 2018 stieg der S&P 500 von rund 2.400 Punkten auf über 2.900 Punkte. Dieser Anstieg dauerte folglich mehr als ein Jahr. Der Rückgang von knapp 2.900 auf rund 2.400 Punkte dauerte hingegen nur von Anfang Oktober bis Ende Dezember 2018, also nur knapp drei Monate. Beim Crash von 2008 haben die Wertpapiere innerhalb von 1 ½ Jahren ihren Anstieg von fünf Jahren zunichtegemacht. 

“Buy low, sell high!”

Was einerseits auf der Hand liegt, ist in der Realität oftmals nicht ganz so offensichtlich. Diese Börsenweisheit geht auf eine Handelsstrategie zurück, die den Anleger dazu ermutigt, auf niedrigem Kursniveau Positionen einer Aktie aufzubauen und bei fallenden Kursverläufen zu verkaufen. Kurse können nach oben, nach unten oder seitwärts tendieren. Aber sie bewegen sich nicht nur geradlinig, sie bewegen sich in Wellen: die sogenannten “Impulswellen” und “Korrekturwellen”, je nachdem, ob sie nach oben oder unten tendieren. Wenn der Kurs etwa seitwärts tendiert, macht er meist fast gleich große Auf- und Abschwünge.

Letztendlich zielt diese Strategie darauf ab, das Tief einer “Abwärtswelle” oder “Korrekturwelle” während eines Aufwärtstrends zu erwischen, um bei einem niedrigeren Kursniveau zu kaufen. Anleger hoffen dabei, dass sich der Kurs weiter nach oben bewegt, um bei einem Verkauf Gewinne zu generieren. 

Börsenweisheiten können zwar interessante Denkanstöße bieten, stellen aber keine allgemeingültigen Garantien für den Erfolg an den Finanzmärkten dar. 

Die Welt der Finanzen ist reich an Sprichwörtern und Weisheiten, die oft als Anhaltspunkte für Investoren und Händler dienen. Es zeigt sich, dass einige der Sprichwörter auf historischen Ereignissen oder statistischen Beobachtungen basieren, während andere eher auf Aberglauben oder unbestätigten Annahmen beruhen. Einige Sprichwörter wie “Don't try to catch a falling knife” und “If you can't stand the heat, stay out of the kitchen” enthalten jedoch wichtige Botschaften für Anleger. Sie erinnern daran, dass der Aktienmarkt Risiken birgt und es wichtig ist, mit Bedacht zu handeln und dem eigenen Risikomanagement zu folgen. 

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