M&A: Das sind die Schwerpunkte der Deals bis Jahresende
Trotz einer rückläufigen Anzahl von Transaktionen sagen Experten für die zweite Jahreshälfte eine Zunahme an großvolumigen Deals voraus. Besonders stark wachsen die Bereiche Konsum und Energie.
“M&A” steht für “Mergers and Acquisitions”, also Fusionen und Übernahmen. Es handelt sich um einen Sammelbegriff für Unternehmensstrategien, bei denen zwei oder mehr Unternehmen zusammengeführt oder ein Unternehmen von einem anderen übernommen wird.
Aktuell zeigt der Markt wieder mehr Aktivität. Daten des Softwareanbieters “Datasite” verweisen auf eine wachsende Anzahl geplanter Transaktionen. „Das deutet auf eine positive Entwicklung des Gesamtmarktes in der zweiten Jahreshälfte hin“, so “Datasite”-Chef Markus Schiller. Das unsichere Marktumfeld mit schwankenden Börsen und hohen Zinssätzen hatte zuletzt zu weniger “M&A-Deals” geführt. Nun legen die Daten nahe, dass weltweit vor allem die großen Transaktionen im Bereich von fünf Milliarden Euro und mehr zunehmen werden.
Die Gesamtzahl der abgeschlossenen Deals nimmt hingegen ab. „Fast die Hälfte aller geplanten Transaktionen findet keinen erfolgreichen Abschluss“, so Schiller. Hohe Energiepreise, steigende Zinsen und weniger Risikokapital bremsen die Unternehmen aus. „Die Transaktionsfreude nimmt ab, Unternehmen konzentrieren sich verstärkt auf ihr Kerngeschäft.“
Diese Entwicklung zeigt sich auch bei der Vorbereitung von Deals, da der Markt zögerlicher geworden ist: „Die Prüfung der Unternehmensdaten wird rigoroser – Käufer schauen genauer auf die Zahlen“, so Schiller. Angesichts gestiegener Kapitalkosten und eines schwierigen wirtschaftlichen Umfelds wird mehr Vorsicht an den Tag gelegt. Stefan Jaecker, Deutschlandchef der Investmentbank “DC Advisory”, betont: „Es ist sehr viel Geld vorhanden, doch Private-Equity-Investoren sind selektiver geworden.“ Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Identifizierung von nachhaltigen und krisenresistenten Geschäftsmodellen.
Wandel erhöht Dynamik im Deal-Markt
Schiller betont, dass der Transformationsdruck trotz der aktuellen Zurückhaltung aufgrund der schwächeren Konjunktur zunimmt: „Größere Unternehmen können die aktuellen Konjunkturschwankungen und mangelnde Erfolge oft besser abfedern. Deshalb sind sie aktuell aktiver im Markt.“
Als Plattform für den Datenaustausch bei “M&A”-Transaktionen und Börsengängen ist “Datasite” als SaaS-Anbieter etabliert. Der Dienstleister unterstützt jährlich mehr als 20.000 Transaktionen über seine Plattform.
Starker Aufschwung: Konsum- und Energiesektor im Fokus
Insbesondere die Bereiche Konsum und Energie verzeichnen ein starkes Wachstum. Laut Schiller hat der Konsumsektor stark angezogen. Trotz vieler Insolvenzen „besteht Raum für Konsolidierung“, sagt er. „Wir erwarten in diesem Sektor zahlreiche Deals in den nächsten sechs Monaten – gerade bei Unternehmen mit einem Wert zwischen 50 und 500 Millionen Euro.“
Im ersten Halbjahr wurden im “EMEA-Raum” (Europa, Naher Osten und Afrika) insgesamt 739 Transaktionen gemeldet, was einem leichten Rückgang von sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Der Transaktionswert wuchs jedoch um zwölf Prozent auf nahezu 32 Milliarden Euro, wie die Analyse von “Datasite” zeigt. In der Rangliste der Anzahl der Deals liegt Großbritannien vor Frankreich, Italien, Deutschland und den Niederlanden. Beim Transaktionsvolumen führt Großbritannien ebenfalls, vor Dänemark, den USA, Frankreich und der Schweiz.
Transaktionen in speziellen Nischen wie der Übernahme von der britischen Getränkefirma “Britvic” durch die dänische Brauerei “Carlsberg”, die rund 4,6 Milliarden Euro investierte, bieten großes Wachstumspotenzial. “Britvic” vertreibt in Zusammenarbeit mit “Pepsico” Marken wie “7Up” und “Lipton Ice Tea”.
Der Energiesektor erlebt laut Schiller ebenfalls einen Boom. Obwohl die Anzahl der Transaktionen im ersten Halbjahr um etwa 14 Prozent auf 501 Deals gesunken ist, hat der Wert der Abschlüsse stark zugelegt: Er stieg um fast 78 Prozent auf 70,7 Milliarden Euro, was den Bereich zum am stärksten wachsenden Sektor macht. Schiller betont: „Die Volumina im Energiesektor sind beachtlich.“ Der Ausbau der Windkraft, die Transformation der Branche und das hohe Interesse aus dem Ausland treiben diese Entwicklung voran: „Im Energiebereich werden wir demnächst einige großvolumige Deals sehen.“
In Bezug auf das Dealvolumen stehen die USA an der Spitze, gefolgt von Kanada, Südafrika, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Großbritannien. Bei der Anzahl der abgeschlossenen Deals führt jedoch Großbritannien, gefolgt von Frankreich, Italien, Deutschland und Norwegen.
Differenzen bei Preisvorstellungen bremsen Verhandlungen
In der Vergangenheit haben unterschiedliche Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern Transaktionen oft erschwert. Laut “DC”-Advisory-Chef Jaecker nähern sich diese nun wieder an.
„Viele Verkäufer wollen Transaktionen starten, aber sie finden keine Käufer“, so Schiller. „Es gibt einige Ladenhüter, beispielsweise Unternehmen, die durch die Mobilitätswende im Automobilbereich schwer verkäuflich sind, oder energieintensive Betriebe.“
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