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Der kommende Rohstoff-Superzyklus

Was ein Rohstoff-Superzyklus ist, welche Rohstoffe am relevantesten sind und wie Anleger von der Preisentwicklung profitieren können.

Schon seit Mitte des letzten Jahres ist in Fachkreisen spekuliert worden, ob sich die internationale Wirtschtschaft erstmals seit Beginn des Jahrtausends wieder an der Schwelle eines Rohstoff-Superzyklus befindet. Mittlerweile scheinen sich die Anzeichen zu verdichten, dass ein solcher Zyklus tatsächlich bevorsteht. Für Anleger und Investoren wirft das natürlich Fragen auf: 

Was ist überhaupt ein Rohstoff-Superzyklus?

Rohstoff-Superzyklen sind in der Geschichte der modernen Ökonomie kein Novum und treten für gewöhnlich stets nach schweren Rezessionen auf. Dabei handelt es sich aber nicht um einen Preisanstieg eines einzelnen Rohstoffes, sondern um einen Trend von zehn bis fünfzehn Jahren in dem sämtliche Rohstoffe einen nachfragegetriebenen Preisanstieg erleben. Wenn also eine vermehrte Nachfrage nach Rohstoffen herrscht, so steigt deren Preis über längere Zeit deutlich. Spürbar war dies bereits am Ende des 19. Jahrhunderts mit der zunehmenden Industrialisierung in Europa und den USA oder im Zuge der weltweiten Aufrüstung kurz vor dem Zweiten Weltkrieg und der anschließenden Restauration der Industrien Europas und Japans. Der letzte Rohstoff-Superzyklus war um die 2000er Jahre herum, durch die Aufnahme Chinas in die Welthandelsorganisation und dem damit einhergehenden massiven ökonomischen Aufstieg der Volksrepublik, zu bemerken. 

Der aktuell anstehende Rohstoff-Superzyklus resultiert unter anderem aus der sich erholenden Konjunktur nach der Corona-Pandemie. Mit steigender Nachfrage nach Konsumgütern und vermehrtem Warenverkehr werden verschiedene Rohstoffe die zur Produktion benötigt werden, daneben aber auch Benzin und andere Energieträger, stärker gefragt, was zu spürbaren Preisanstiegen führt. In nicht wenigen Branchen, gerade in solchen mit Bezug zu fossilen Rohstoffen, ist seit einigen Jahren ein Investitionsdefizit zu bemerken, was zu verminderten Produktionskapazitäten führt, etwa in der Rohölförderung, welche wiederum die Preise bei steigender Nachfrage anwachsen lassen. Auch staatliche Investitionsprogramme sind Treieber von Rohstoff-Superzyklen - so etwa der Infrastrukturplan der Biden-Regierung in den USA, der jüngste Fünfjahresplan der VR China oder der „Next Generation EU“ - Plan in Europa. All diese Programme sollen größere finanzielle Freiheiten für eine größere Zahl an Bürgern ermöglichen, was mit einem gesteigerten Konsumverhalten einhergehen kann, welches abermals die Produktionsmenge von Konsumgütern wachsen lässt. Und auch die globalen Investitionspläne in Nachhaltigkeitsprojekte werden bis 2050 massive finanzielle Mittel in Anspruch nehmen, welche wiederum für funktionierende Lieferketten, Materialen für Wasserstoffzellen, Batterien und 5G-Produkte investiert werden, was preissteigernde Auswirkungen hat. 

Welche Rohstoffe werden besonders teuer?

Wenngleich ein Rohstoff-Superzyklus durch einen allgemeinen Preisanstieg gekennzeichnet ist, gibt es, bedingt durch die vermehrte Nachfrage nach bestimmten Produkten, bestimmte Rohstoffe, die teurer werden als andere. 

Seit den 2010er Jahren ist die Investitionsmenge in den Minensektor deutlich gesunken. Gleichzeitig werden international derzeit zunehmend Programme für die Energie- und Nachhaltigkeitswende forciert. Solche Programme benötigen aber zunehmende Mengen an Mineralien, die etwa in Batterien oder Wasserstoffzellen verarbeitet werden. Aufgrund dieser Faktoren geht das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) bis 2030 von deutlich gestiegenen Preisen für Lithium, Kobalt, Nickel und Kupfer aus. Da es durchaus mehrere Jahrzehnte dauern kann, bis neue Abbaustätten erschlossen sind, rechnet das DIW bis 2030 mit einem siebzigprozentigen Preisanstieg für Kupfer und für Lithium sogar mit einem Preisanstieg um 180%. Auch die Nachfrage nach Nickel wird voraussichtlich in Zukunft stabil steigen, aufgrund eines mitwachsenden Angebotes sind besondere aber Preissprünge nicht zu erwarten. 

Angesichts des Krieges in der Ukraine ist auch der Energiesektor von hohen Preisen, wenngleich diese nicht stabil bleiben, betroffen. Vor allem im Rohölsektor ist die Lage angespannt. Zwar korrigierte sich der Ölpreis jüngst stark nach unten, nicht zuletzt, da seitens der US-Regierung ein wachsender Druck auf US-Ölkonzerne besteht mehr Öl zu fördern um einer Knappheit zu entgehen. Aufgrund bisher geringer Investitionen ist es aber fraglich, wie wirksam diese Maßnahmen sind. Für die Rohölindustrie ist es unattraktiv langfristige Investitionen zu tätigen, da sich die Branche stets in einem instabilen Marktumfeld bewegt. Selbiges gilt für die Metallproduktion. 

Wie können Anleger von einem Rohstoff-Superzyklus profitieren?

Auch Anleger können von gestiegenen Rohstoffpreisen profitieren. Wenngleich ein direkter Einstieg auf dem Rohstoffmarkt in den meisten Fällen sehr kompliziert und für Laien schwer handhabbar ist, bieten Aktien die Möglichkeit zur Partizipation. Grundsätzlich bieten Aktien die Möglichkeit zur Diversifikation. Das bedeutet, dass sowohl direkt als auch indirekt Beteiligungen an Rohstoffunternehmen und Rohstoff verarbeitenden Unternehmen erworben werden können. 

Zuletzt hat Warren Buffett mit einer neuerlichen Investitionsoffensive deutlich gemacht, welche Branchen und Unternehmen besonders lohnenswert sind. Neben Investitionen in Finanzdienstleister und Gesundheitsunternehmen erweiterte Buffett mit seinem Unternehmen Berkshire Hathaway (WKN: A0YJQ2 ; ISIN: US0846707026) sein Portfolio um viele Aktien des Energiekonzerns Chevron (WKN: 852552 ; ISIN: US1667641005), und hält nun Anteile im Wert von 28 Milliarden US-Dollar. Auch am Ölkonzern Occidental Petroleum (WKN: 851921 ; ISIN: US6745991058) hält Buffet insgesamt 15,3% der Anteile im Wert von 64 Milliarden US-Dollar. 

Wer sich am wachsenden E-Mobilitäts-Markt beteiligen will, für den ist die Investition in Minenunternehmen, die Lithium abbauen, interessant. Führende Lithiumproduzenten sind Albemarle (WKN: 890167 ; ISIN: US0126531013), SQM (WKN: 895007 ; ISIN: US8336351056) und Livent (WKN: A2N464 ; ISIN: US53814L1089). Der chilenische Konzern SQM ist allein für ein Fünftel der weltweiten Lithiumproduktion verantwortlich. 

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