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Das Beste aus 100.000 EUR rausholen

Finanzexperten geben Anlagetipps.

Es scheint, als würden die Zinsen sinken, wenn man die Kurse an den Aktienmärkten betrachtet, die gewöhnlicherweise dann steigen, wenn die Investoren meinen, dass die Zinsen sinken. Auch bei der Suche nach Tagesgeldkonten ist diese Erwartung zu spüren. Vor Weihnachten gab es noch 10 Angebote von Konten, die Zinssätze von vier Prozent oder mehr versprachen. Mittlerweile sind es nur noch fünf Angebote.

Zusätzlich verursacht die geopolitische Lage Unsicherheit unter den Anlegern. Die Huthi-Rebellen führen im Roten Meer Angriffe auf Handelsschiffe durch, was den Schiffsverkehr im Suezkanal beeinträchtigt, einer der wichtigsten Wasserstraßen der Welt.

Viele Experten sind sich sicher, dass das zumindest kurzfristig zu einem Anstieg der Preise für zahlreiche Waren und Güter führen wird, was wiederum die Inflation anheizt. In einem solchen Umfeld beschäftigen sich Notenbanker mit vielen Überlegungen, aber kaum mit der Senkung der Zinsen.

Anleger fragen sich nun, wie sie ihr Geld am besten investieren bzw., wie man am besten 100.000 EUR anlegt:

Risikotoleranz

Der Finanzplaner Michael Huber ist darauf spezialisiert, die Risikobereitschaft seiner Kunden zu eruieren. „Die Risikofreude oder -ablehnung bestimmt ganz wesentlich, wie wir anlegen. Da kann ich zehnmal sagen, dass es eigentlich sinnvoller wäre, in Aktien zu investieren. Wenn die Person mit Kursschwankungen nicht umgehen kann, dürfen Aktien nur einen kleinen Teil des Portfolios ausmachen“, erklärt der Chef des VZ Vermögenszentrums. Deshalb hält Huber es für gefährlich, sich beim Geldanlegen nur auf einen bestimmten Weg zu versteifen.

Zinsen auf bis zu drei Jahre sichern 

„Ganz gleich was gerade die Märkte politisch bewegt, die gute Nachricht lautet, die Zinsen sind zurück“, sagt Marc Gabriel von der Vermögensverwaltung Oberbanscheidt und Cie. aus Kleve. Wer auf Zinsen setze, bekäme seit einigen Monaten wieder reale Renditen, woran sich seiner Ansicht nach zunächst nichts ändert.

Trotzdem sei jetzt nicht die Zeit, sich kopfüber in Anleihen, Festgelder, Tagesgelder oder andere Zinsprodukte zu stürzen. Es kommt auf die Laufzeit und den Emittenten der Zinsen an. Wenn es darum geht, Geld für einen kurzen Zeitraum anzulegen, sind sich Gabriel und andere Fachleute einig, dass ein Großteil des Geldes in festverzinslichen Anlagen investiert werden sollte.

Mit Blick darauf, wie das übrige Geld investiert werden sollte und welche festverzinslichen Anlagen bevorzugt werden, gibt es unterschiedliche Meinungen. Andreas Görler von Wellinvest Pruschke & Kalm aus Berlin schlägt vor, bis zu 30 Prozent des Geldes in Aktien zu investieren. Allerdings betont er, dass es sich dabei um “bewährte Standardtitel mit guten Fundamentaldaten” handeln sollte.

Marc Gabriel würde höchstens ein Fünftel des Kapitals in Aktien investieren, während der Rest in Anleihen oder Festgelder fließen sollte. Seiner Meinung nach können Aktien einerseits die Gesamtrendite des Portfolios steigern, andererseits sind die 20 Prozent niedrig genug, um bei einem Kursverfall nicht das gesamte Portfolio zu beeinträchtigen. Selbst wenn die Aktien einen Verlust von einem Drittel verzeichnen würden, würde dank der Zinserträge unter dem Strich kein Verlust entstehen.

„Vorsichtige investieren überwiegend in Euro-Staats- sowie Unternehmensanleihen mit Laufzeiten bis zu drei Jahren“, sagt Hermann Ecker von der Gesellschaft Bayerische Vermögen in München.

Um Zinsänderungsrisiken weitgehend zu minimieren und dennoch eine minimale Risikostreuung zu gewährleisten, empfiehlt der Experte, dass Anleger in mindestens zehn Titel verschiedener Schuldner investieren sollten, deren Bonitäten von „AAA“ bis „BBB“ reichen.

Er und die meisten der befragten Geldverwalter halten aktiv verwaltete Rentenfonds für zu teuer. Die meisten Vermögensverwalter empfehlen stattdessen kostengünstigere Renten-ETFs, um in Form eines Fonds breit gestreut in Anleihen zu investieren.

Einige wenige Geldexperten empfehlen, ein Zehntel der anzulegenden Summe in Gold zu investieren. Das Edelmetall dient dabei als Absicherung gegen starke Schwankungen an den Märkten.

Michael Huber würde bei kurzen Anlagezeiträumen vollständig auf Festgeld und Tagesgeld setzen. Er erklärt, dass der Anlagehorizont von einem bis drei Jahren schlicht zu kurz sei, um volatil, also in Aktien, zu investieren. Dabei zieht er eine Unterscheidung zwischen den beiden Sparformen und sieht Festgelder als erste Wahl für risikoscheue Anleger. Beim Tagesgeld könnten sich die Zinsen jederzeit ändern, weshalb es keine zuverlässigen Einnahmen bietet, so Huber. Dennoch bieten sowohl Tagesgeld als auch Festgeld durch die europaweite Einlagensicherung, die pro Kunde Beträge bis zu 100.000 Euro abdeckt, die höchste Sicherheit. Der höchste Tagesgeldzins liegt aktuell bei 4,21 Prozent, auf Festgeld mit einem Jahr Laufzeit gibt es, laut FMH, maximal 4,2 Prozent.

Die Mischung machts langfristig

“Bei mittelfristig ausgelegten Portfolios nehmen Aktien mehr Gewicht ein. Die Renditen von Aktien sind nachweislich über einen längeren Zeitpunkt immer höher als die von Anleihen“, sagt Nicolas Pilz vom Vermögensverwalter Societas aus Düsseldorf.

In Bezug auf die Aktienquote gibt es eine breite Spanne, wenn es darum geht, dies in Zahlen auszudrücken: „Wer zehn Jahre Zeit hat, kann mit überschaubarem Risiko 70 Prozent in Aktien und 30 Prozent der Anlagesumme in Anleihen investieren“, meint Vermögensverwalter Gabriel. Michael Huber empfiehlt Anlegern mit einem ausgewogenen Risikoprofil 30 Prozent in Aktien, während er risikofreudigeren Menschen 45 Prozent empfiehlt.

„Aufgrund des gestiegenen Zinsniveaus bieten Anleihen eine solide Ertragserwartung, so dass bei kürzeren und mittleren Anlagehorizonten nicht übermäßig viel Aktienrisiko eingegangen werden muss. Aktienquoten von 50 Prozent und mehr empfehlen wir nur bei Anlagehorizonten von mindestens zehn Jahren. Denn dann ist die Verlustwahrscheinlichkeit selbst in schwachen Börsenphasen historisch gesehen sehr gering.“ 

Die Geldexperten empfehlen, Aktien breit zu streuen, um die Verluste nicht realisieren zu müssen. Hier sehen die meisten Befragten Aktien-ETFs auf große internationale Indizes als das Mittel der Wahl.

„Wer doch zu Einzeltiteln tendiert, sollte auf Unternehmen achten, die Waren, Güter und Dienstleistungen des täglichen Gebrauchs anbieten, geringe Schulden haben und stabil wachsen“, fasst Vermögensverwalter Ecker zusammen.

Bei Anleihen raten die meisten Vermögensverwalter bei einem mittelfristigen Anlagehorizont auch dazu Bonds zu nehmen, die nicht auf Euro lauten, da über die lange Laufzeit hinweg Währungsrisiken keine große Rolle spielen. „Von Mittelstandsanleihen, die mitunter mit Kupons von sechs Prozent und mehr locken, raten wir aber ab“, sagt Vermögensverwalter Görler.

Aktien bei über zehn Jahren 

Mit diesem Anlagehorizont werden Aktien ein fester Bestandteil des Portfolios. „Ab einem Anlagezeitraum von 15 Jahren spielen in einem international breit aufgestellten Aktienportfolio Kursschwankungen keine Rolle mehr“, sagt René Maushammer von Top Vermögen aus Starnberg. Das hätten die Kursentwicklungen der vergangenen 50 Jahre gezeigt.

„Um Schwankungen zu vermeiden, sollte ein langfristig aufgestelltes Aktienportfolio aus mehr als nur einem ETF auf den amerikanischen Index S&P 500 bestehen“, sagt Daniel Bienbeck von der Kölner Vermögensberatung Albrech und Cie. „Es gab in der Geschichte immer wieder Phasen, in denen etwa Schwellenländer oder Europa die USA, was die Performance angeht, abhängen konnten.“

Er rät dazu, nach Regionen zu streuen und gleichermaßen auf große wie kleine Unternehmen zu setzen. „Wer intelligent streut, hat nicht nur langfristig eine verlässlich hohe Rendite, sondern kann auch besser schlafen“, so Bienbecks Fazit.  

Für diejenigen, die zwischenzeitliche Kursverluste nur in einem bestimmten Maße verkraften können, empfiehlt Michael Huber weiterhin einen deutlichen Fokus auf Anleihen. Er betont jedoch, dass im Depot bereits mindestens 30 Prozent in Aktien sein sollten, da sonst langfristig kein Inflationsausgleich möglich sei. Huber mahnt dazu, sowohl bei Zinspapieren als auch bei Aktien breit aufgestellt zu sein und empfiehlt dafür ETFs. Mit diesen könnten auch geringere Summen sinnvoll angelegt werden, erklärt er.

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