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In diese Branchen investieren Kapitalgeber

Welche Start-Ups bei Geldgebern derzeit beliebt sind

Vor allem Start-ups, die grüne Technologie produzieren, locken trotz der schlechten Stimmung in der deutschen Wirtschaft Kapitalgeber an. Laut Daten von Pitchbook flossen im ersten Halbjahr 2023 trotz Inflation, Zinswende und Konjunkturschwäche rund 1,6 Milliarden Euro in Klima- oder Cleantech-Start-ups. 

Der Berliner Solaranlagen-Vermieter Enpal gilt als einer der Leuchttürme der Branche. Nachdem das Unternehmen Anfang des Jahres 215 Millionen EUR erhielt, verdoppelte sich der Wert des Unternehmens. „Wir haben in Europa klimapolitische Ziele, die umsatz- und absatzfördernd für Firmen sind“, begründet Daniel Kroll, Partner bei der Investmentbank TD Cowen, die hohen Investitionen in grüne Technologien. Das Risiko eines Investments sei bei diesen Umständen deutlich reduziert. 

Insgesamt sind die Investitionen in deutsche Start-ups im ersten Halbjahr allerdings insgesamt um 49 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro eingebrochen - im Softwaresektor sogar um 70 Prozent. Dagegen sind die Investitionen in in Start-ups aus dem Bereich Gesundheit und Wellness um 30 Prozent auf 650 Millionen Euro gestiegen, was den stärksten Investitinszuwachs ausmacht. Branchenexperten rechnen künftig auch beim Thema Künstlicher Intelligenz (KI) mit deutlichen Steigerungen. 

Manche Investoren sehen die aktuelle Flaute sogar als Chance. „Viele US-Fonds sind weniger aktiv als noch während der Coronapandemie und wir haben mehr Zeit für die Due Diligence“, beschreibt Christian Saller von HV Capital in der aktuellen Wirtschaftsflaute die Vorteile für die deutschen Wagniskapitalgeber. Da diese nun nicht mehr hintanstehen, ermöglicht das bessere Investitionsentscheidungen.

„Die Touristen unter den Wagniskapitalgebern sind nach Hause gegangen“, meint Katharina Wilhelm, Partnerin beim Finanzierer Index Ventures. Sie fokussiert sich auf solche Firmen, die ihrer Meinung nach einen Vorteil dadurch haben, dass sie in Deutschland gegründet wurden. „Made in Germany ist immer noch ein wichtiger Standortfaktor“, glaubt auch Johannes von Borries vom Risikogeldgeber UVC Partners aus München.

Vor allem bei grüner Energie ist die Stimmung gut. In der Branche ist das internationale Interesse weiterhin groß und es werden hohe Summen gehandelt. So konnte im August das Wind-Start-up Nextwind aus Berlin 750 Millionen Euro einsammeln. Als Investoren treten Sandbrook Capital und die beiden kanadischen Pensionsfonds Public Sector Pension Investment Board (PSP Investments) und Imco auf.

„Wir wollen schon seit mehreren Jahren in diesen Bereich einsteigen und sind zuversichtlich, dass wir das richtige Team und die richtige Kapitalbasis haben, um ein führender Akteur auf dem deutschen Markt für erneuerbare Energien zu werden“, erklärt Ken Ryan, Mitgründer und Partner von Sandbrook.

Besonders im Bereich Energie ist die Stimmung gut. Branchenvertreter berichten von deutlich vereinfachten und beschleunigten Genehmigungsverfahren. „In Europa ist in den letzten Jahren ein sehr agiles und fruchtbares Ökosystem an grünen Energien entstanden. Und das Ganze ist hinterlegt mit einem gesellschaftlichen Willen, der gesetzlich verankert ist“, erklärt Christian Müller, Chef von EIT InnoEnergy Deutschland

Der Investor wird vom Europäischen Institut für Innovation und Technologie (EIT) konnte Anfang September 140 Millionen Euro einsammeln. Auch die USA sind aktuell für Greentech-Unternehmen sehr attraktiv, weil die Branche dort über den Inflation Reduction Act (IRA) mit Milliardensummen gefördert wird.

Müller schätzt die europäischen Bedingungen aber ebenfalls gut ein: „In Europa bedient man gleichzeitig die gesamte Wertschöpfungskette und verschiedene Ebenen, nicht nur den Finanzierungsaspekt.“ Während die Rahmenbedingungen in Europa und in Deutschland klar seien, könne sich dies in den USA mit der nächsten Wahl alles wieder drehen. 

Katharina Wilhelm von Index Ventures sieht in der Start-up-Branche Künstliche Intelligenz als Trendthema. Allerdings würde es noch lange dauern, bis in der deutschen Branche investiert werden würde, da hiesige Unternehmen in diesem Bereich noch kaum Umsatz erzielen. Aus diesem Grund gingen die Investitionen auch in der ersten Jahreshälfte trotz der KI-Begeisterung um 18 Prozent auf 442 Millionen Euro zurück. Der Rückgang ist aber im Gesamtvergleich relativ gering.

Jungfirmen, die Produkte und Dienstleistungen rund um einen nachhaltigen Lebensstil anbieten, verzeichneten den meisten Zuwachs. Insgesamt stieg das Kapital in diesem Sektor um ein Drittel, wenngleich auf einem niedrigen Niveau im Vergleich zum Energiesektor.

Der Klima-Investor World Fund weist besonders auf das Unternehmen A Foods hin, das eine Fermentationsplattform entwickelt hat, mit der Alternativen zu Kakao oder Palmöl produziert werden können und auch der Berliner Menstruations-Tracker Clue bekam neues Geld, um sein Softwareangebot auszubauen.

Nachdem in der Coronapandemie vor allem Softwarefirmen mit immer neuen Finanzierungsrunden auffielen, schlägt nun scheinbar die Stunde der Deeptech-Firmen, deren Technologien auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und Forschungsergebnissen basieren und im besten Fall Innovationspotenzial bieten.

Da Pitchbook diesen Sektor nicht einzeln abbildet, gibt es dazu keine genauen Daten, doch größere Finanzierungsrunden in diesem Jahr und Aussagen von Investoren deuten auf das gestiegene Interesse hin.

„Wir investieren im Moment wieder stärker in Deeptech-Start-ups, obwohl das kapitalintensiver ist. Es warten dafür aber auch sehr große Märkte“, sagt von Borries. Zu den deutschen Vorzeige-Start-ups zählt Investor Earlybird, die Raumfahrtfirma Isar Aerospace und die Fusionstechnologie-Firma Marvel Fusion.

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