Zum Inhalt springen
MarketWorld
MarketWorld

Sinkende Goldpreise:

Ist jetzt der richtige Zeitpunkt für eine Investition?

Nach einer Serie von Rekorden erlebte der Goldpreis eine markante Korrektur. Trotz des jüngsten Rückgangs haben führende Banken wie “Citigroup” ihre Goldpreisprognosen nach oben angepasst. 

Gold erreichte seit März 15 Mal ein neues Allzeithoch, zuletzt bei etwa 2431 US-Dollar pro Unze, angetrieben unter anderem durch geopolitische Spannungen, wie Israels jüngsten Angriff auf den Iran. Daraufhin näherte sich der Goldpreis wieder der Rekordmarke. Zu Beginn der Woche zeigte sich jedoch ein gegenläufiges Bild: Am Montag fiel der Goldpreis um 2,8 Prozent – der stärkste Tagesverlust seit Juni 2022. Am darauffolgenden Dienstag fiel der Preis zeitweise unter 2300 US-Dollar pro Unze. Obwohl sich der Preis etwas erholte, bleibt er rund drei Prozent unter dem Niveau des vorherigen Freitags.

Viele Marktteilnehmer erwarten eine weitere Preisbereinigung nach unten, wie die jüngsten Daten der Terminbörse “CME” zeigen, wo die Wetten auf sinkende Preise um sieben Prozent zugenommen haben. Trotzdem bleibt die geopolitische Lage instabil, was einige Großbanken veranlasst hat, ihre Prognosen für den Goldpreis nach oben zu korrigieren. Giovanni Staunovo, ein Rohstoffexperte der “UBS”, behält seine Jahresendprognose von 2500 US-Dollar pro Feinunze bei.

Ist der momentane Rückgang eine Gelegenheit für Investoren, in Gold zu investieren? 

Die derzeit ruhigere geopolitische Lage und steigende Anleiherenditen belasten den Goldpreis. Gold bietet im Gegensatz zu anderen sicheren Anlagen wie Staatsanleihen oder Tagesgeld keine laufenden Erträge. In einem Umfeld hoher Zinsen wirkt das Edelmetall daher im Vergleich zu anderen Anlageklassen weniger attraktiv. Alexander Zumpfe, ein Goldhändler bei “Heraeus”, einem Spezialisten für Edelmetalle, merkt an: „Auch von der Zinsseite geht Druck auf das Metall aus: Eine wachsende Zahl von Marktteilnehmern geht nach den jüngsten US-Wirtschaftsdaten und Kommentaren von US-Notenbankern nicht mehr von einer ersten Zinssenkung im Juni aus.“

Die Mehrheit der Händler rechnet mittlerweile erst im September mit einer Zinssenkung durch die Fed. Letzte Woche milderte der Vorsitzende der “Notenbank”, Jerome Powell, in Anbetracht unerwartet hoher Inflationszahlen die Erwartungen an eine baldige Zinswende. Dennoch zeigte der Goldpreis zunächst kaum Reaktion auf diese Aussagen. Die Korrelation zwischen hohen Zinsen und dem Goldpreis scheint sich zu verringern. Stattdessen nehmen geopolitische Risiken und Käufe durch Zentralbanken bei den Anlegern einen höheren Stellenwert ein. „An der grundsätzlichen Gemengelage aus geopolitischen Spannungen, – zumindest mittelfristig – fallenden Zinsen sowie Zentralbankkäufen hat sich nichts geändert“, fügt Zumpfe hinzu. Daher wäre es seiner Meinung nach verfrüht, von einer dauerhaften Korrektur des Goldpreises auszugehen.

Als der Goldpreis im März seine Rekordhöhen erreichte, grübelten viele Analysten über die Gründe nach. Thu Lan Nguyen, Analystin bei der “Commerzbank”, sieht Anzeichen einer rationalen Blase auf dem Goldmarkt. Sie erklärt, dass Abweichungen der Asset-Preise von fundamentalen Daten nicht unbedingt irrational sind, wenn Investoren erwarten, dass die Preise aufgrund des Verhaltens anderer Marktteilnehmer steigen. Nguyen erläutert weiter, dass ein „fundamental gerechtfertigter“ Goldpreis schwer eindeutig festzulegen ist. „Nichtsdestoweniger ist schwer vorstellbar, dass die Divergenz zwischen dem Goldpreis und den typischen fundamentalen Treibern ewig weitergehen kann“, fügt sie hinzu. Trotz dieser Bedenken prognostiziert die “Commerzbank” einen Goldpreis zwischen 2200 und 2300 US-Dollar pro Unze für dieses Jahr, teils beeinflusst durch geopolitische Spannungen im Nahen Osten.

Zurückhaltung institutioneller Investoren

Die jüngsten Höchststände im Goldpreis sind untypisch, da sie nicht von den gewöhnlichen Großinvestoren angetrieben wurden. Normalerweise steuern institutionelle Anleger, die in Gold-ETFs investieren, die kurzfristigen Bewegungen des Goldpreises. Laut “World Gold Council” jedoch erlebten Gold-ETFs im März den zehnten Monat in Folge Nettoabflüsse. Die Analysten der “Citigroup” sehen darin ein weiteres Aufwärtspotenzial für den Goldpreis, da die ETF-Investoren sich bisher zurückgehalten haben. Sie prognostizieren, dass Gold in den nächsten sechs bis 18 Monaten möglicherweise 3000 US-Dollar pro Unze erreichen könnte, mit einem Durchschnittspreis von 2350 US-Dollar pro Unze im laufenden Jahr. “UBS”-Analyst Staunovo bestärkt diese Ansicht und meint, dass für den nächsten Preisanstieg eine erhöhte Nachfrage seitens der ETF-Investoren erforderlich sei, die wahrscheinlich von Verkäufen zu Käufen wechseln werden, sobald die US-Notenbank eine Zinssenkung signalisiert.

Goldfieber unter chinesischen Anlegern

Chinesische Gold-ETFs verzeichnen entgegen dem allgemeinen Trend bereits den vierten Monat in Folge positive Zuflüsse. Noch eindrucksvoller ist die Menge an Gold, die China importiert hat. Bloomberg zufolge beliefen sich die chinesischen Goldimporte in den letzten zwei Jahren auf 2800 Tonnen – eine Menge, die über das Volumen hinausgeht, das von den entsprechenden ETFs abgedeckt wird.

Im ersten Quartal dieses Jahres stiegen diese Importe verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 34 Prozent. Die hohe Nachfrage aus China führte dazu, dass der Aufschlag auf den Goldpreis in London in den letzten Monaten durchschnittlich 35 US-Dollar pro Unze betrug, weit über dem historischen Durchschnitt von sieben US-Dollar.

Diese starke Nachfrage resultiert aus der begrenzten Auswahl an Investitionsmöglichkeiten, die chinesischen Anlegern aufgrund der schwächelnden Immobilien- und Aktienmärkte zur Verfügung stehen. Philip Klapwijk, Geschäftsführer von “Precious Metals Insights” in Hongkong, kommentiert gegenüber Bloomberg, dass Devisen- und Kapitalkontrollen es Anlegern erschweren, in ausländische Märkte zu investieren. Er prognostiziert eine weiterhin steigende Nachfrage nach Gold in China.

Zentralbanken verstärken Goldkäufe

Die People’s Bank of China hat laut dem “World Gold Council” (“WGC”) zum 17. Mal in Folge Gold gekauft, wobei die Goldreserven Chinas allein im ersten Quartal um 27 Tonnen anstiegen. Doch nicht nur China, auch andere nicht-westliche Nationen haben ihre Goldkäufe seit 2022 signifikant erhöht. Diese Käufe der Zentralbanken beeinflussen den Goldpreis maßgeblich und tragen nach Einschätzungen des “WGC” zwischen zehn bis 15 Prozent zur Preisbildung bei.

Experten gehen davon aus, dass dieser Trend weiterhin anhalten könnte, da viele Schwellenländer mit ihren Goldkäufen zunehmend Unabhängigkeit vom US-Dollar suchen und sich gleichzeitig durch die Goldreserven gegen mögliche Sanktionen absichern wollen.

Beliebte Artikel

A0B733

Rohstoffe

Energieträger Wasserstoff

Stehen die nachhaltigen Brennstoffzellen vor einem Börsen-Boom? Warum führende Unternehmen kurz vor einer Renaissance stehen könnten.

Allgemeiner Risikohinweis

Die Daten, Mitteilungen und sonstigen Angaben, die auf dem Portal zu finden sind, dienen ausschließlich Informationszwecken. Alle Informationen und Daten stammen aus Quellen, die zum Zeitpunkt ihrer Erstellung nach presserechtlichen Gesichtspunkten als zuverlässig wahrgenommen wurden. Für die Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen sowie für Vermögensschäden wird keinerlei Haftung oder Garantie übernommen.

Der Erwerb von Wertpapieren birgt Risiken, die zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen können. Die auf Market World angebotenen Informationen und Nachrichten sind zu keinem Zeitpunkt als auf individuelle Bedürfnisse ausgerichtete fachkundige Anlageberatungen anzusehen. Die maßgeblichen Informationen können bei den herausgebenden Emittenten angefordert werden. Eine Haftung für Schäden aufgrund von Handlungen, die ausgehend von den auf dieser oder einer der nachfolgenden Seiten enthaltenen Informationen vorgenommen werden, entfällt.

MarketWorld
© 2024 Market World - Alle Rechte vorbehalten 3.1.4
ImpressumDatenschutz