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Russlands Gasspeicher sind gefüllt - jedoch ohne Abnehmer

Bleibt die Föderation auf dem überschüssigen Gas sitzen?

Der russische Staatskonzern verkauft es als Erfolgsmeldung, Experten äußern hingegen Zweifel: In einer Mitteilung vom Gazprom-Chef Alexei Miller, die der Konzern über den Nachrichtendienst Telegram veröffentlichte, hieß es: “Wir haben die russischen Speicher mit 72,662 Milliarden Kubikmetern erneut auf ein Rekordniveau gefüllt”. Zwar könnten russische Verbraucher aufgrund der vollen Speicher sicher sein, dass die Energiezufuhr für ihre Wohnungen gesichert sei, allerdings sehen Kritiker in den großen Gasvorräten eher ein Indiz, wie wenig Gas nach Europa exportiert wurde. 

Exporte nach China als Lösung?

Obwohl es als wenig überraschend gilt, dass Russland sein anvisiertes Ziel, die eigenen Gasspeicher zu füllen, erreicht hat, äußern Kritiker nun Zweifel, wo das überschüssige Gas nun hingeleitet wird. Gazprom-Chef Miller betonte zwar, dass die Exporte nach China erhöht worden sind, allerdings befindet sich die dafür vorgesehene Gas-Pipeline “Power of Siberia” im Osten Russlands, weit entfernt von den großen Gasfeldern, aus denen auch Europa versorgt wird. Das Problem besteht darin, dass dieses Gas nicht so einfach nach China umgeleitet werden kann. 

Reduzierte Produktion wegen geringerer Nachfrage:

Dem Anschein nach hat das Staatsunternehmen Gazprom die Produktion um ein gutes Stück gedrosselt. Während im Handelsjahr 2022 nach Angaben des Unternehmens rund 412 Milliarden Kubikmeter gefördert wurden, lag die Produktion im Jahr zuvor bei 514 Milliarden Kubikmeter, also knapp 20 Prozent mehr. 

Tom Marzec-Manser, Gasanalyst beim Marktforschungsunternehmen ICIS, erklärte dazu: “Die verlorene europäische Nachfrage zwingt Gazprom, die Produktion zu reduzieren”. Des Weiteren versucht Gazprom Russland weiter zu “gasifizieren”. Das Unternehmen fördert laut Marzec-Manser etwa 66 Prozent des verbrauchten Gases. 

Können inländische Gasverkäufe das europäische Geschäft ersetzen? 

Im vergangenen Jahr verlegte Gazprom Pipelines zu mehr als 450 Wohngebieten. Dabei handele es sich zumeist um Dörfer und Weiler. Der Konzern gibt an, im vergangenen Jahr rund 243 Milliarden Kubikmeter Gas an russische Verbraucher geliefert zu haben. Laut dem Energieexperten Thierry Bros von der Pariser Universität Sciences Po sei diese Menge durchaus realistisch. Allerdings habe sich der Verbrauch durch das Inland nicht eklatant vermehrt. “Erhöhte inländische Gasverkäufe in Russland werden nie das verlorene europäische Geschäft ausgleichen. Schließlich wird Russland bereits zu großen Teilen mit Gas versorgt.” 

Fazit

Die europäischen Sanktionen bezüglich der ausgesetzten Gas-Importe zeigen offenbar Wirkung. Die Gasspeicher sind gefüllt und können nicht so leicht an bestehende Handelspartner wie die Volksrepublik China ausgehändigt werden. Auch in der landesinternen Industrie kann der Rohstoff nicht genutzt werden, wie erhofft. Infolgedessen dürften dem Staat Milliarden an Rubel fehlen, was sich aus Sicht der Ukraine positiv auf den Krieg auswirken könnte.

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