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Metallindustrie: Die Rohstoffpreise brechen ein, aber langfristig dürfte sich das ändern

Die Preise für wichtige Industriemetalle wie Kupfer, Nickel, Kobalt und besonders Lithium sind zuletzt deutlich gefallen. Das sind die Gründe:

Die Wirtschaft in China, einem der größten Verbraucher dieser Rohstoffe, zeigt Schwäche, was die Nachfrage beeinträchtigt. Gleichzeitig gibt es ein Überangebot auf den Märkten, was den Preisdruck zusätzlich verstärkt. Ob sich die Preise erholen werden, hängt von mehreren Faktoren ab. 

Da wäre zunächst die Wirtschaftsentwicklung Chinas: Sollte sich die chinesische Wirtschaft stabilisieren und erholen, könnte die Nachfrage nach diesen Metallen wieder anziehen, was positive Auswirkungen auf die Preise hätte. Aber auch die globale Konjunktur birgt gewisse Risiken: Eine stärkere weltweite Wirtschaft würde die Nachfrage nach Industriemetallen generell steigern. Eine Reduzierung des Überangebots, entweder durch Produktionskürzungen oder durch Nachfrageschübe, könnte die Preise stützen. Die Nachfrage nach diesen Metallen wird auch von der Entwicklung neuer Technologien und möglichen Substitutionseffekten beeinflusst. Zum Beispiel könnte die Suche nach Alternativen zu Lithium in Batterien langfristig die Preise beeinflussen.

Die Preise im Überblick

Kupfer verlor etwa 5 % an Wert, während Nickel einen Rückgang von etwa 10 % verzeichnete. Kobalt wurde noch stärker getroffen, mit einem Preisrückgang von mehr als 13 %. Lithiumkarbonat, das als Vorprodukt für die Batterieherstellung eine zentrale Rolle spielt, erlebte den drastischsten Einbruch: Seit Anfang Juni sind die Preise um bis zu 32 % gefallen.

Im Frühjahr zeigten einige der genannten Metalle noch eine starke Aufwärtsbewegung. Kupfer erreichte Ende Mai mit 11.105 US-Dollar pro Tonne sogar ein Allzeithoch, Nickel verzeichnete in diesem Zeitraum ebenfalls bedeutende Preissteigerungen, insbesondere aufgrund von Unruhen in Neukaledonien, einem wichtigen Produzentenland.

Aber die Marktdynamik hat sich mittlerweile erheblich verändert, vor allem aufgrund der schwachen Nachfrage aus China. Im zweiten Quartal blieb das chinesische Bruttoinlandsprodukt mit einem Anstieg von 4,7 % hinter dem offiziellen Wachstumsziel der Regierung von 5 % zurück. Zudem zeigt der Einkaufsmanagerindex, ein wichtiger Indikator für die Stimmung in der Industrie, dass die chinesische Wirtschaft weiterhin in einer schwierigen Lage ist.

Diese anhaltende Schwäche in China, dem weltweit größten Abnehmer vieler Rohstoffe, übt erheblichen Druck auf die Metallpreise aus. Eine dauerhaft schwache chinesische Wirtschaft könnte dazu führen, dass die Rohstoffpreise für längere Zeit auf einem niedrigen Niveau verharren. Allerdings wird es stark davon abhängen, ob es der chinesischen Regierung gelingt, durch wirtschaftspolitische Maßnahmen eine Erholung zu stimulieren, und ob die globale Nachfrage insgesamt wieder anzieht.

Der chinesische Immobiliensektor drückt die Kupferpreise

Der Immobiliensektor in China hat einen erheblichen Einfluss auf die Kupferpreise, da die Volksrepublik für etwa 50 % der weltweiten Kupfernachfrage verantwortlich ist. Besonders bemerkenswert ist, dass etwa ein Viertel dieser Nachfrage aus dem chinesischen Immobiliensektor stammt, der sich derzeit in einer tiefen Krise befindet.

Die Aktivitäten in Chinas Baubranche sind stark rückläufig. Im Juli fiel die Zahl der gestarteten Bauprojekte um etwa 20 % im Vergleich zum Vorjahr, und auch für den August wird ein zweistelliger Rückgang erwartet. Diese Krise im Immobiliensektor hat weitreichende Folgen, die über den Wohnungsbau hinausgehen und auch die Infrastrukturprojekte beeinträchtigen. Rund 15 % der chinesischen Kupfernachfrage entfallen auf diesen Bereich, der durch die Krise ebenfalls unter Druck steht.

Ein wesentlicher Zusammenhang besteht darin, dass Immobilienentwickler in China Landnutzungsrechte von lokalen Regierungen erwerben, welche die Einnahmen daraus zur Finanzierung von Infrastrukturprojekten nutzen. Durch den Rückgang der Einnahmen aus diesen Landnutzungsrechten geraten auch diese Projekte ins Stocken, was die Nachfrage nach Kupfer weiter schwächt. Infolgedessen könnte die anhaltende Schwäche im chinesischen Immobiliensektor die Kupferpreise auf absehbare Zeit weiter belasten.

Auf dem Kupfermarkt deutet sich daher ein Überangebot an, wie aus den Daten der “International Copper Study Group” hervorgeht. Im ersten Halbjahr wuchs die Kupferproduktion um 6,2 %, was fast doppelt so hoch war wie das Wachstum des Kupferverbrauchs. Dieses Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage verstärkt den Druck auf die Kupferpreise zusätzlich.

“Commerzbank”-Analyst Volkmar Baur erklärte, dass es im ersten Halbjahr einen erheblichen Überschuss auf dem Kupfermarkt gab, der sich auf 365.000 Tonnen belief. Im Vergleich dazu betrug der Überschuss im Vorjahr lediglich 6.000 Tonnen. Trotz dieses Überangebots gehen die “UBS”-Analysten Dominic Schnider und Wayne Gordon jedoch davon aus, dass der Kupfermarkt sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr in ein Defizit geraten könnte. Ein Grund dafür ist, dass die chinesische Kupferproduktion derzeit robust ist, was teilweise auf den verstärkten Einsatz von Schrott zurückzuführen ist. Gleichzeitig bleibt das Wachstum der Minenproduktion begrenzt, was die zukünftige Verfügbarkeit von Kupfer einschränken könnte.

2025 könnte sich die Situation auf dem Schrottmarkt auch noch weiter zuspitzen, was erhebliche Auswirkungen auf die Produktion in den chinesischen Raffinerien haben könnte. Da Schrott ein wesentlicher Rohstoff für die Kupferproduktion in China ist, würde ein Engpass auf diesem Markt die Produktionskapazitäten einschränken.

Vor diesem Hintergrund erwarten die “UBS”-Analysten Dominic Schnider und Wayne Gordon, dass die Kupferpreise im kommenden Jahr stark ansteigen könnten. Sie prognostizieren sogar, dass der Preis ein neues Rekordhoch von 12.000 US-Dollar pro Tonne erreichen könnte. Diese Einschätzung basiert auf der Annahme, dass das begrenzte Wachstum der Minenproduktion und die möglichen Engpässe auf dem Schrottmarkt zu einem deutlichen Defizit auf dem Kupfermarkt führen werden.

Nickel mit Überangebot

Auch der Nickelmarkt erlebt derzeit ein Überangebot, ähnlich wie der Kupfermarkt. Die Lagerbestände an der Londoner Metallbörse steigen, was auf eine zunehmende Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage hinweist. Obwohl die Nachfrage nach Nickel aufgrund der Energiewende stark wächst, Nickel ist ein wichtiger Rohstoff für die Produktion von Batterien für Elektrofahrzeuge, steigt die Produktion, insbesondere in Indonesien, rasant an. Indonesien, das über die weltweit größten Nickelvorkommen verfügt, hat seine Verarbeitungskapazitäten in den letzten Jahren erheblich ausgebaut. Das Land hat seinen globalen Marktanteil an verarbeitetem Nickel von unter 20 % vor 2020 auf mittlerweile über 50 % gesteigert.

Diese Entwicklung ist größtenteils auf die enge Zusammenarbeit mit chinesischen Unternehmen zurückzuführen, die Indonesiens Ausbau der Nickelverarbeitung maßgeblich unterstützt haben. Das könnte ein potenzielles Risiko sein, da Indonesien und China bereits jetzt zusammen zwei Drittel des weltweiten Angebots an verarbeitetem Nickel kontrollieren. Diese Dominanz könnte nicht nur den globalen Nickelmarkt beeinflussen, sondern auch geopolitische Spannungen und Abhängigkeiten verschärfen.

Überangebot an Kobalt?

China investiert weiterhin massiv in die Kobaltproduktion, ein Rohstoff, der vor allem in Batterien für Elektrofahrzeuge verwendet wird. Das staatliche Unternehmen “CMOC Group” hat in der Demokratischen Republik Kongo zwei gigantische Minen in Betrieb genommen, was die globale Kobaltproduktion erheblich steigert. Thomas Matthews, Analyst bei der “CRU Group”, bezeichnete die Produktionszahlen von “CMOC” als „wirklich verrückt“ und erwartet bis mindestens 2026 ein globales Überangebot an Kobalt.

Gleichzeitig ist das Nachfragewachstum nach Kobalt zurückgegangen, da immer mehr Automobilhersteller auf kobaltfreie Batterien umsteigen. Laut “CRU” hat sich die durchschnittliche Kobaltintensität von Batterien in den letzten drei Jahren sogar halbiert. Diese Entwicklung führt zu einem sinkenden Bedarf an Kobalt, was den Markt zusätzlich unter Druck setzt.

Infolgedessen sind die Benchmark-Preise für Kobalt zeitweise fast auf ein Achtjahrestief gefallen. Das Rohstoffhandelshaus Glencore, nach CMOC der weltweit zweitgrößte Kobaltproduzent, hat daher Maßnahmen ergriffen, um die Auswirkungen des Preisverfalls zu begrenzen. Laut Bloomberg hat Glencore begonnen, seine Produktion zu kürzen und Teile seines Kobaltbestands zu verkaufen, um den Markt zu stabilisieren.

Diese Entwicklungen verdeutlichen die Herausforderungen, vor denen der Kobaltmarkt steht: Ein Überangebot durch stark gestiegene Produktion trifft auf eine schwächer werdende Nachfrage, was die Preise auf historische Tiefstände drückt und die Produzenten zu Reaktionen zwingt.

Lithium: immer noch das “weiße Gold”?

Auch auf dem Lithiummarkt herrscht aktuell ein Überangebot. Während des Booms zwischen 2017 und 2022, als die Lithiumnachfrage stark anstieg und sich verdreifachte, nutzten Batteriehersteller die Gelegenheit, um ihre Lagerbestände aufzustocken. Dieser Nachfrageschub sorgte für eine beispiellose Rallye an den Terminmärkten.

Nun, da die Preise gefallen sind und das Angebot die Nachfrage übersteigt, konzentrieren sich viele Hersteller darauf, diese angehäuften Bestände abzubauen, bevor sie neue Einkäufe tätigen. Dieser Abbau der Lagerbestände führt dazu, dass die Nachfrage kurzfristig weiter gedämpft bleibt, was den Preisdruck auf Lithium verstärkt und das Überangebot am Markt zementiert. Diese Dynamik könnte sogar noch einige Zeit anhalten, bis die Lagerbestände wieder auf ein normales Niveau reduziert sind und die Nachfrage stabilisiert wird. Bis dahin dürften die Preise für Lithium weiterhin unter Druck stehen.

Zusätzlich zu den hohen Lagerbeständen auf dem Lithiummarkt trägt auch eine enttäuschende Nachfrage im Elektroautomarkt zur aktuellen Preisschwäche bei. Analysten der “UBS” haben kürzlich ihre Prognose für die weltweite Nachfrage nach Autobatterien bis 2030 um bis zu zehn Prozent gesenkt. Dies liegt unter anderem daran, dass der Anteil von Plug-in-Hybriden voraussichtlich um rund zehn Prozent steigen wird. Diese Fahrzeuge benötigen deutlich kleinere Batterien im Vergleich zu vollelektrischen Autos, was die Gesamtnachfrage nach Lithium verringert.

Trotz der aktuellen Herausforderungen im Lithiumsektor sehen einige Experten die Lage weniger pessimistisch. Laut einer Analyse des Vermögensverwalters “Baker Steel” ist die derzeitige Preisschwäche im Lithiumsektor übertrieben. Das gegenwärtige Überangebot sei nur vorübergehend. Das Marktvolumen für Lithium könnte bis 2030 von derzeit 8,8 Milliarden US-Dollar auf über 23 Milliarden US-Dollar anwachsen, da die Nachfrage nach Batterien für erneuerbare Energien weiter steigen wird. Zudem wird erwartet, dass die Lagerbestände der Hersteller in Zukunft abgebaut werden, was zu einer Stabilisierung der Preise führen könnte.

Auch die “Internationale Energieagentur” (“IEA”) unterstützt diese positive langfristige Perspektive. In ihrer Prognose geht die “IEA” davon aus, dass sich der Bedarf an Lithium bis 2040 verneunfachen wird, sofern die Staaten ihre Netto-Null-Ziele ernsthaft verfolgen. Diese Nachfrageaussichten deuten darauf hin, dass der Markt für Lithium langfristig deutlich wachsen könnte, was wiederum steigende Preise nach sich ziehen könnte, sobald das aktuelle Überangebot abgebaut ist.

Trotz der aktuell hohen Lagerbestände und der Drosselung der Produktionsvolumina durch einige Hersteller deutet sich langfristig eine Verknappung des Lithiumangebots an. Laut der “Internationalen Energieagentur” (“IEA”) würde die erwartete Lithiumproduktion aus den bisher angekündigten Förderprojekten nur etwa die Hälfte der prognostizierten Nachfrage decken. Dies bedeutet, dass das Angebot auf lange Sicht nicht ausreichen könnte, um den steigenden Bedarf zu befriedigen, was die Preise entsprechend antreiben dürfte.

Industriemetalle: Langfristig dürfte die Nachfrage das Angebot übersteigen

Dieser Ausblick gilt nicht nur für Lithium, sondern auch für andere Industriemetalle. Langfristig könnte die Nachfrage das Angebot übersteigen, was ebenfalls zu höheren Preisen führen würde. Im Falle von Kupfer geht die “IEA” davon aus, dass der Bedarf bis 2040 um das 1,5-Fache steigen wird, wenn die Klimaziele eingehalten werden. Die aktuell angekündigten Kupferprojekte könnten jedoch nur etwa 70 % der erwarteten Nachfrage decken, was eine Angebotslücke hinterlassen würde.

Auch bei Nickel und Kobalt wird ein erheblicher Anstieg der Nachfrage erwartet, möglicherweise eine Verdopplung. Während das Angebot bei diesen beiden Metallen voraussichtlich besser mit der Nachfrage Schritt halten könnte als bei Lithium und Kupfer, bleibt die starke Dominanz Chinas in der Lieferkette ein kritischer Faktor. Diese Konzentration erhöht das Risiko geopolitischer Spannungen, die das Angebot beeinträchtigen und den Markt zusätzlich unter Druck setzen könnten.

Zusammengefasst zeigen diese Prognosen, dass die aktuelle Preisschwäche bei vielen dieser Metalle vorübergehend sein könnte. Langfristig dürfte die steigende Nachfrage, insbesondere im Zusammenhang mit der Energiewende und den Klimazielen, das Angebot übersteigen und zu einem deutlichen Anstieg der Preise führen.

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