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Goldpreis: 35 All-Time-Highs und immer noch kein Ende?

Der Goldpreis ist allein in diesem Jahr um etwa 34 Prozent gestiegen. Viele Analysten sehen sogar immer noch Steigerungsspotenzial.

Der Goldpreis kennt aktuell nur eine Richtung. In diesem Jahr hat er bereits 35-mal ein neues All-Time-High erreicht, zuletzt am Mittwoch mit einem Wert von 2753 US-Dollar pro Unze. 

Zu Jahresbeginn lag der Goldpreis noch knapp über 2000 US-Dollar, seitdem ist der Wert des Edelmetalls um etwa 34 Prozent gestiegen. Viele Analysten sind sich einig, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis die 3000-Dollar-Marke geknackt wird.

Noch im April galt die Prognose der “Citigroup”, dass der Goldpreis bis Mitte 2025 die 3000 US-Dollar überschreiten könnte, als Außenseitermeinung. Inzwischen schließt sich auch die “UBS” dieser Einschätzung an und erwartet bis 2025 einen Preis von 3000 US-Dollar pro Unze. Teilnehmer eines Treffens des Branchenverbands “LBMA”, zu denen Händler, Raffinerien und Bergbauunternehmen zählen, prognostizieren bis Ende Oktober 2025 durchschnittlich 2917 US-Dollar pro Unze.

Lohnt sich jetzt der Einstieg überhaupt noch?

Die geopolitische Unsicherheit weltweit wird zunächst bestehen bleiben. Der Krieg im Nahen Osten etwa sorgt weiterhin für Unsicherheit an den Märkten. In solchen Zeiten neigen Anleger dazu, Teile ihres Portfolios in Gold umzuschichten, da das Edelmetall in geopolitisch unsicheren Phasen als “sicherer Hafen” gilt. Im Gegensatz zu anderen Anlageklassen wie Aktien zeigt sich Gold unempfindlich gegenüber Konjunkturschwankungen. 

Laut einem Modell des “World Gold Council” (“WGC”) waren geopolitische Unsicherheiten bereits im September für etwa ein Fünftel des Goldpreisanstiegs verantwortlich. Auch im Oktober bleibt dieser Faktor relevant, insbesondere angesichts der bevorstehenden US-Wahlen. In den Umfragen liegen die Kandidaten Kamala Harris und Donald Trump nahezu gleichauf, was weitere Unsicherheit bei den Investoren schürt und den Trend hin zu Gold bis zur Wahl am 5. November verstärken könnte. 

Welcher Wahlausgang den Goldpreis stärker beeinflussen wird, ist unter Marktbeobachtern allerdings noch unklar. Trump hat für den Fall seines Wahlsiegs angekündigt, die Zölle deutlich zu erhöhen. Dies könnte einerseits die US-Wirtschaft schwächen und die Inflation anheizen, was Gold als Krisenwährung attraktiver machen würde. Andererseits könnten höhere Zölle den Abfluss von US-Dollar ins Ausland bremsen, was den Dollar stärken und damit Gold, das in US-Dollar gehandelt wird, für internationale Anleger weniger interessant machen könnte.

Zinsschritte: In den zwei Wochen nach dem großen Zinsschritt der US-Notenbank im September erreichte der Goldpreis gleich sieben Mal ein neues Allzeithoch. 

Zu diesem Zeitpunkt ging rund die Hälfte der Händler davon aus, dass die Fed bei ihrer nächsten Sitzung im November die Zinsen um 0,5 Prozent senken würde. Mittlerweile hat sich das Stimmungsbild jedoch gewandelt: Laut dem “CME-Fed Watch Tool” erwarten inzwischen 90 Prozent der Marktteilnehmer, dass die Senkung lediglich 0,25 Prozent betragen wird. Zehn Prozent rechnen sogar damit, dass die Zinsen unverändert bleiben. Trotz dieser gesunkenen Erwartungen blieb der Goldpreis stabil. Zinssenkungen haben traditionell eine unterstützende Wirkung auf den Goldpreis, unabhängig von der genauen Höhe. Laut dem “World Gold Council” (“WGC”) zeigt sich historisch, dass der Goldpreis in den sechs Monaten nach dem Beginn eines Zinssenkungszyklus durchschnittlich um sechs Prozent zulegt.

Der Grund dafür ist, dass sinkende Zinsen die Opportunitätskosten von Gold reduzieren. Da das Edelmetall im Gegensatz zu anderen Vermögenswerten keine laufenden Erträge liefert, profitiert es besonders in Phasen niedriger Zinsen an Attraktivität.

Das “Momemtum” spricht für Gold.

Einige Investoren steigen allein deshalb in Gold ein, weil der Preis steigt. Sie folgen dabei der sogenannten “Momentum-Strategie”: Dabei werden Vermögenswerte gekauft, deren Kurse sich im Aufwärtstrend befinden, während Anlagen mit fallenden Preisen verkauft werden. Diese Händler orientieren sich weniger an Fundamentaldaten und handeln stattdessen im Einklang mit dem aktuellen Trend.

Aktuelle Daten der “Commodity Futures Trading Commission” (“CFTC”) stützen diese Theorie: Das Volumen der Long-Positionen, mit denen Vermögensverwalter und Händler am Terminmarkt auf steigende Goldpreise spekulieren, ist in der letzten Woche um 8.884 auf insgesamt 253.640 Kontrakte angestiegen. Bei Termingeschäften handelt es sich um Verträge, in denen sich der Verkäufer verpflichtet, eine bestimmte Menge eines Rohstoffs, in diesem Fall Gold, zu einem festgelegten Preis und zu einem bestimmten zukünftigen Zeitpunkt zu liefern. Der Käufer verpflichtet sich im Gegenzug zur Abnahme der Ware. Da jedoch viele Händler am Terminmarkt kurzfristig agieren und sich schnell an veränderte Marktbedingungen anpassen, könnten sie ihre Long-Positionen rasch wieder auflösen. Dies könnte zu einer Korrektur des Goldpreises führen.

Wie ist die Lage am physischen Markt?

Die Signale vom physischen Goldmarkt sind derzeit gemischt, um nicht zu schreiben etwas undurchsichtig. Während zu Jahresbeginn Anleger aus Asien, die Barren und Münzen kauften, noch einen wesentlichen Beitrag zum Preisanstieg leisteten, hat das Interesse am Edelmetall inzwischen deutlich nachgelassen. Die Daten der Schweizer Zollbehörde zu den Goldexporten im September belegen diesen Rückgang. So brachen etwa die Goldlieferungen nach Indien im Vergleich zum August um fast 90 Prozent ein. Zwar stiegen die Exporte nach China an, blieben jedoch auf einem relativ niedrigen Niveau.  

Die Käufe von Zentralbanken in diesem Jahr sind weiterhin ein wichtiger Faktor für die Goldnachfrage.

Auch die chinesische Zentralbank, deren umfangreiche Käufe im Frühjahr erheblich zur Goldpreisrallye beitrugen, hat im September kein weiteres Gold erworben – und das nun schon zum fünften Mal in Folge. Andere Länder, wie die Türkei oder Indien, haben weiterhin große Mengen Goldreserven aufgebaut.

Lohnt sich jetzt der Einstieg noch oder nicht?

Dass der Goldpreis in diesem Jahr ein All-Time-High nach dem anderen erreicht, ist auch auf kurzfristige Faktoren zurückzuführen – wie die bevorstehenden US-Wahlen oder hohe Handelsvolumina am Terminmarkt. Eine moderate Korrektur scheint daher nicht ausgeschlossen. Mittelfristig dürfte das Umfeld für Gold jedoch positiv bleiben, denn Zentralbanken setzen ihre Goldkäufe fort, die Mehrheit der Marktteilnehmer geht von weiteren Zinssenkungen durch die Fed aus, und geopolitische sowie makroökonomische Risiken bestehen weiterhin. 

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