Gold braucht Zinswende
Solange die FED noch keinen klaren Kurs vorgibt, bleibt der Goldpreis volatil.
Dass die FED die Zinsen seit März letzten Jahres bereits zehn mal angehoben hat, bedeutet ein schlechtes Umfeld für Gold, da das Edelmetall keine laufende Rendite abwirft. Aus diesem Grund entscheiden sich Anleger lieber für Staatsanleihen. Gold verliert dadurch zunehmend an Attraktivität und Wert. Erst wenn sich abzeichnet, dass die FED von ihrer straffen Geldpolitik Abstand nimmt, dürften sich positive Effekte für das Edelmetall einstellen.
Aktuell reagiert der Goldpreis stark auf das ökonomische Umfeld. Nach der Bankenkrise im Mai kratzte der Goldpreis an seinem Allzeithoch, fiel aber bis Ende Juni auf sein Dreimonatstief unter 1900 USD.
Hintergrund waren die Wirtschaftsdaten in den USA, die erwarten ließen, dass die Zinsen weiter angehoben werden. Dass die Verbraucherpreise günstiger werden, weckte nun gegenteilige Hoffnungen und der Goldpreis stieg vor einer Woche auf rund 1970 USD.
„Solange keine Klarheit über die Strategie der Fed herrscht, wird der Goldpreis weiter volatil bleiben, aber keine klare Richtung haben“, sagt Darwei Kung, Portfoliomanager für Rohstoffe bei der DWS. „Erst wenn die Fed ihre Zinserhöhungen offiziell stoppt und beginnt, die Zinsen wieder zu senken, kann der Goldpreis wieder nachhaltig steigen.“ Das sei aber erst fürs nächste Jahr zu erwarten.
Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen rechnet erst im zweiten Quartal 2024 mit einer Zinswende. „Wir gehen davon aus, dass Gold in den kommenden Monaten mehr oder weniger seitwärts um 1950 US-Dollar tendieren wird“, schreibt sie in einer Analyse.
Es gibt auch positivere Schätzungen. UBS-Rohstoffexperte Giovanni Staunovo erwartet bis Ende des Jahres einen Goldpreis bei rund 2100 US-Dollar pro Feinunze. „Ich rechne im Dezember mit der ersten Zinssenkung, die dem Goldpreis wieder Aufwind geben wird“, sagt er. Und auch Nitesh Shah, Leiter Rohstoff- und Makro-Research beim Vermögensverwalter Wisdom Tree, rechnet innerhalb der nächsten Monate mit einer Zinswende.
Shah ist auf lange Sicht optimistisch, was den Goldpreis betrifft und erwartet im kommenden Jahr ein neues Allzeithoch. Aktuell sieht er einen günstigen Einstieg und hält das Edelmetall für eine gute Absicherung des Portfolios.
Er ist auch der Meinung, die FED überschätze, aufgrund überholter Zahlen, die Inflation. Laut eigener Berechnung meint er, dass die Kerninflation tatsächlich bei den etwa angestrebten 2,1% liege. „Das heißt, die Notenbank läuft Gefahr, die Inflation zu überschätzen und möglicherweise Fehler in ihrer Geldpolitik zu machen“, betont Shah. „Eigentlich dürfte sie die Zinsen nun nicht mehr erhöhen, sonst steigt das Rezessionsrisiko.“
Ob tatsächlich eine Rezession droht, ist unter Experten noch nicht gesichert. Laut einer Umfrage der Bank of America, für die 222 Fondsmanager mit einem verwalteten Vermögen von 588 Milliarden Dollar befragt wurden, rechnen 68 Prozent der Teilnehmer mit einer Konjunkturabschwächung ohne Rezession.
Auch Shah sagt: „Wenn wir mit den durchschnittlichen Einschätzungen des Marktes zu Kennzahlen wie Inflation oder Rendite von Staatsanleihen rechnen, kommen wir auf ein Szenario, in dem keine Rezession zu erwarten ist.“ Commerzbank-Analystin Nguyen meint stattdessen, dass sich zum Ende des Jahres die kräftigen Zinserhöhungen der Fed noch stärker bemerkbar machen dürften wodurch klar würde, dass sich die USA in einer Rezession befände. DWS-Portfoliomanager Kung rechnet lediglich mit einer leichten Rezession und erwartet Goldpreise in Höhe von 2025 USD. Dass viele Zentralbanken ihre Goldvorräte aufstocken, stützt diese Entwicklung. „Länder wie China streben eine Ent-Dollarisierung an, wollen ihre Währungsreserven also vom US-Dollar wegdiversifizieren,“ so Kung.
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