Zum Inhalt springen
MarketWorld
MarketWorld

Deutschland ist zu abhängig von kritischen Rohstoffen

Statt sich unabhängiger von China und Nordamerika bei kritischen Rohstoffen zu machen, wächst die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft weiter.

Die Risiken dieser Entwicklung sind enorm. Eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens “Roland Berger” für den “Bundesverband der Deutschen Industrie” (“BDI”) zeigt deutlich: Die Abhängigkeit der deutschen Industrie von Rohstoffimporten nimmt zu, insbesondere bei Einfuhren aus China. 

Diese besorgniserregende Entwicklung erscheint vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklungen in den USA noch problematischer, denn mit Donald Trump als Präsidenten ist eine erneute Eskalation der politischen und wirtschaftlichen Konflikte zwischen den USA und China zu befürchten.

Drohen Deutschland etwa Rohstoffengpässe? 

Die USA könnten sich Vorräte verstärkt exklusiv sichern, während China gleichzeitig die Ausfuhren beschränkt. Die “Roland Berger-Studie” zeigt, dass die Abhängigkeit Deutschlands von Importen bei 23 von 48 untersuchten Rohstoffen hoch bis sehr hoch ist. Bei zehn Rohstoffen hat sie sich im Laufe der vergangenen zehn Jahre sogar noch erhöht. “BDI”-Präsident Siegfried Russwurm warnt eindringlich vor den Gefahren dieser Entwicklung: 

„Unsere Versorgungssicherheit ist so gefährdet wie noch nie. [...] Rohstoffe werden zunehmend als Druckmittel in geopolitischen Konflikten eingesetzt. 

Ihre Verfügbarkeit sei ein elementarer Bestandteil jeder Wertschöpfung und entscheidend für die nationale Sicherheit, betont Russwurm. Die Nachfrage nach diesen teilweise elementaren Rohstoffen steige schneller, als das Angebot diese bedienen könne. Deutschland und natürlich auch Europa drohen damit den globalen Wettbewerb um strategisch wichtige Rohstoffe zu verlieren. Zumal China in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche neue Exportkontrollen formalisiert hat, darunter seit 2023 verschärfte Kontrollen bei der Ausfuhr von Germanium, Gallium und seltenen Erden - Elementen, die besonders für die Chip-Produktion wichtig sind. 

Die Folgen eines möglichen Exportstopps würde wohl einen Schaden von 115 Milliarden Euro verursachen. Besonders betroffen wäre der Automobilsektor, da etwa Lithium ein wichtiger Bestandteil von E-Auto-Batterien ist. Die Unterbrechung der E-Auto-Produktion würde sich auf die gesamte Zulieferkette auswirken, von der Stahlbranche bis hin zur Chemie-, Glas- und Keramikindustrie.

Beispiel “Germanium”: “Germanium” (Symbol “Ge”) ist ein chemisches Element. Es gehört zur Gruppe der Metalloide im Periodensystem und weist Eigenschaften auf, die sowohl metallisch als auch nichtmetallisch sind. An diesem Element besitzt China einen Weltmarktanteil von 60 Prozent. „Seit der Verhängung von Ausfuhrbeschränkungen im vergangenen Jahr sind die Germanium-Preise um mehr als 70 Prozent auf 2280 Dollar pro Kilogramm gestiegen“, erläutern Gracelin Baskaran und Meredith Schwartz, Expertinnen für kritische Rohstoffe beim “US-Thinktank Center for Strategic and International Studies” (“CSIS”).

Die Zunahme von Exportrestriktionen für kritische Rohstoffe ist pure Realität. 

Die Umstellung der Industrie auf Klimaneutralität, der Ausbau erneuerbarer Energien, die Förderung der Elektromobilität und die fortschreitende Digitalisierung werden den Bedarf der deutschen Industrie an mineralischen Rohstoffen in den kommenden Jahren deutlich erhöhen. Dabei wird die Abhängigkeit von China zunehmend wichtiger. Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (“OECD”) ist die Zahl der Ausfuhrbeschränkungen in den vergangenen zehn Jahren um mehr als das Fünffache gestiegen. Die Abhängigkeit von China nimmt dabei stetig zu: Bei seltenen Erden stieg der chinesische Exportanteil von 32 Prozent im Jahr 2014 auf 69 Prozent im Jahr 2023. Bei Lithium-Akkus erhöhte sich der Importanteil aus China von 18 auf 50 Prozent. Je nach Verarbeitungsart liegt die Abhängigkeit sogar noch höher - bei Mischungen und Legierungen aus seltenen Erden bezieht Deutschland etwa 94 Prozent aus der Volksrepublik.

Das Maßnahmenpaket der “Roland-Berger-Studie” empfiehlt:

Erstens die Ausweitung der inländischen und europäischen Rohstoffförderung, zweitens eine höhere Resilienz durch Diversifizierung der Importquellen und drittens technische Innovationen mit Fokus auf Kreislaufwirtschaft. 

Bisherige Initiativen zeigten wenig Erfolg: Ein vielversprechendes Lithium-Projekt in Serbien etwa liegt wegen Umweltprotesten auf Eis, und der Chemiekonzern “BASF” stoppte kürzlich seine Pläne für eine 2,4 Milliarden Euro teure Nickel-Kobalt-Produktion in Indonesien. Auch eine frühere “Allianz zur Rohstoffsicherung” deutscher Unternehmen scheiterte bereits nach drei Jahren, als die Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt sanken.

Der von der Ampel-Koalition neu aufgelegte staatliche Rohstofffonds mit einer Milliarde Euro Ausstattung befindet sich noch im Aufbau. Experten wie Jürgen Matthes vom “Institut der deutschen Wirtschaft” (“IW”) sehen das grundlegende Problem jedoch fortbestehen: “Da China meist der günstigste und teils auch der einzige Anbieter ist, bleibt es für Unternehmen rational, weiter in China einzukaufen.” 

Andreas Kroll, Chef des Rohstoffhändlers “Noble Elements”, mahnt indes einen Strategiewechsel an und fordert ein Konsortium von Industrieteilnehmern zur Rohstofferschließung. Die Transformation zur Klimaneutralität, der Ausbau erneuerbarer Energien sowie die fortschreitende Digitalisierung werden den Bedarf an mineralischen Rohstoffen in den kommenden Jahren weiter stark ansteigen lassen - und damit auch die Abhängigkeit von China, wenn keine wirksamen Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

Beliebte Artikel

A0B733

Rohstoffe

Energieträger Wasserstoff

Stehen die nachhaltigen Brennstoffzellen vor einem Börsen-Boom? Warum führende Unternehmen kurz vor einer Renaissance stehen könnten.

Allgemeiner Risikohinweis

Die Daten, Mitteilungen und sonstigen Angaben, die auf dem Portal zu finden sind, dienen ausschließlich Informationszwecken. Alle Informationen und Daten stammen aus Quellen, die zum Zeitpunkt ihrer Erstellung nach presserechtlichen Gesichtspunkten als zuverlässig wahrgenommen wurden. Für die Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen sowie für Vermögensschäden wird keinerlei Haftung oder Garantie übernommen.

Der Erwerb von Wertpapieren birgt Risiken, die zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen können. Die auf Market World angebotenen Informationen und Nachrichten sind zu keinem Zeitpunkt als auf individuelle Bedürfnisse ausgerichtete fachkundige Anlageberatungen anzusehen. Die maßgeblichen Informationen können bei den herausgebenden Emittenten angefordert werden. Eine Haftung für Schäden aufgrund von Handlungen, die ausgehend von den auf dieser oder einer der nachfolgenden Seiten enthaltenen Informationen vorgenommen werden, entfällt.

MarketWorld
© 2025 Market World - Alle Rechte vorbehalten 3.1.5
ImpressumDatenschutz