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Der Preis für russisches Öl steigt

Neue Entwicklungen setzen den Westen unter Zugzwang - Experten rechnen mit einer Ölknappheit.

Das erste Mal, seitdem der politische Westen die russische Ölbranche mit Sanktionen belegt hat, ist der Preis für Urals-Öl über die festgelegte Obergrenze von 60 Dollar pro Barrel gestiegen.

Am Donnerstag kostete, laut des Branchendienstes Argus Media, ein Barrel russischen Exportöls am Schwarzmeerhafen Noworossijsk zeitweise etwa 63 Dollar. Vom russischen Ostseehafen Primorsk meldete das Analysehaus S&P Global Platts einen Preis von knapp über 60 Dollar.

Europäischen Reedern und weiteren Dienstleistern ist es verboten, russisches Rohöl im Wert von über 60 Dollar zu verschiffen. Importe in die EU sind gänzlich untersagt. Länder, die sich nicht an den Verboten beteiligen, wie die Türkei, die Golf-Staaten oder Indien, haben indes ihre Importe gesteigert. 

Für den russischen Präsidenten Putin bedeutet der Preisanstieg höhere Einnahmen, während das Volumen der Exporte zuletzt sank. In Europa steigt währenddessen der Ölpreis. Der Preis für Brent-Öl in Europa stieg in den vergangenen zwei Wochen um zwölf Prozent, von knapp 72 auf über 80 Dollar pro Fass. 

Da der Preis von russischem Öl zuletzt unter der Obergrenze lag, verschifften vor allem griechische Reeder viele Barrel - monatlich zwischen 70 und 80 Millionen Barrel, was knapp der Hälfte der auf dem Seeweg transportierten Ölexporte des Landes entspricht. Ob nun aber eine Veränderung am Ölmarkt auftritt, ist fraglich, da Russland zuletzt selbst eine eigene Ölflotte aufgebaut hat. 

Giovanni Staunovo, Ölmarktexperte der Großbank UBS, sagt: „Es ist nach wie vor möglich, Öl oberhalb der Preisgrenze zu kaufen, doch dafür müssen die Exporte über eine Schattenflotte abgewickelt und durch Unternehmen in Schwellenländern abgesichert werden.“

Die G7-Staaten wollen nun russische Öleinnahmen begrenzen, ohne den Weltmarkt ins Chaos zu stürzen. Die Kombination aus Import-Embargo in die EU sowie G7-Staaten und eine Obergrenze für den Handel im Rest der Welt galt bisher als Erfolg. Allerdings haben sich die Handelsströme normalisiert und die Allianz der Ölexporteure Opec plus, zu der neben Russland auch Saudi-Arabien gehört, konnte den Ölpreis stabilisieren.

Saudi-Arabien reduzierte im Juni und Juli die Ölförderung um eine Million Barrel pro Tag. Russland kürzte die Ölexporte Anfang Juli um täglich 500.000 Barrel. Der saudische Ölminister Prinz Abdulaziz bin Salman betonte Anfang Juli in Wien das Bündnis mit Russland. „Es ist ziemlich aufschlussreich, dass wir nicht nur unsere Verlängerung der Förderkürzungen vorlegen, sondern auch die Bestätigung von russischer Seite erhalten“, sagte er.

Helima Corft, Opec-Expertin der Bank RBC Capital Marlets, meint dazu, bin Salman versuche, „die immer wieder auftauchenden Gerüchte über ein Zerwürfnis mit Russland aus der Welt zu schaffen, indem er Moskaus eigene Ankündigung von Produktionskürzungen als Zeichen für eine weiterhin enge Zusammenarbeit anführt“.

Es sieht derzeit so aus, als würde sich die Situation am Ölmarkt nicht entspannen. Mehrere Analysehäuser rechnen mit einem Angebotsdefizit in der zweiten Jahreshälfte. Eine Strategie der G7 Staaten ist noch nicht absehbar. Zuletzt hatten die USA erfolglos versucht, Druck auf Saudi Arabien auszuüben. Gleichzeitig füllen die steigenden Ölpreise Putins Kriegskassen, was den Westen unter Zugzwang setzt. 

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