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Uniper bittet Bund um Hilfe.

Durch die Einstellung größerer Gaslieferungen aus Russland steckt Uniper zunehmend in der Krise und ist auf die Hilfe des Bundes angewiesen. Die Börse reagierte umgehend.

Für den Energiekonzern Uniper (WKN: UNSE01 ; ISIN: DE000UNSE018) sieht es derzeit brenzlig aus. Nachdem die bisherigen Jahresprognosen revidiert wurden und bekannt wurde, dass das Unternehmen mit der Bundesregierung über Stabilisierungsmaßnahmen spricht, brachen die Aktien am Donnerstagmorgen um über 19% ein. Schon seit Anfang des Jahres haben die die Wertpapiere des Konzerns rund zwei Drittel an Wert eingebüßt.

Hintergrund ist, dass das russische Unternehmen Gazprom seine Gaslieferungen durch die Pipeline Nordstream 1 seit dem 16. Juni auf 40% der vertraglich festgehaltenen Menge beschränkt hat. Eine erste Reduzierung fand am 13. Juni statt. Dazu leidet Uniper unter den massiv gestiegenen Gaspreisen. An der niederländischen Erdgasbörse TTF kostete die Megawattstunde Gas am Mittwoch 139 Euro. Noch am 13. Juni lag der Preis bei 83 EUR. 

Zunächst hatte das Unternehmen darauf gesetzt, dass sich Russland an die vertraglich festgelegten Liefermengen halten würde. Da dies nicht der Fall ist, kann Uniper jetzt nicht mehr genügend günstiges Gas kaufen, um eigene Kunden damit zu beliefern und obwohl Gas für das Unternehmen nun teurer geworden ist, zahlen die Kunden weiterhin die günstigen Preise, die vor der Krise festgelegt wurden. Problematisch ist außerdem, dass Uniper beim Gasverkauf an andere Konzerne hohe Sicherheitskautionen zahlen muss, die die Lieferung garantieren sollen. Diese Sicherheitszahlungen steigen mit wachsenden Spotmarktpreisen. Zwar bekommt Uniper das Geld zurückerstattet, ist aber auf eine hohe Liquidität angewiesen. 

Vorstandschef Klaus-Dieter Maubach erklärte, dass das Unternehmen angesichts der gestiegenen Gaspreise bereits Ende letzten Jahres seine Kreditlinien erweitert hatte und von der KfW eine Fazilität in Höhe von zwei Milliarden EUR erhalten habe, die bisher noch nicht in Anspruch genommen worden sei.

Ob es dabei bleibt, dass Uniper das Geld nicht verwendet, ist derzeit unklar. Aufgrund der verschlechterten Geschäftsverhältnisse mit Russland gebe es bereits Verhandlungen mit dem Bund bezüglich Stabilisierungsmaßnahmen, so Maubach. Die Bundesregierung könnte verschiedene Instrumente wie Garantie- und Sicherheitsleistungen, eine Erhöhung der aktuellen Kreditfazilität oder Beteiligungen mit Eigenkapital nutzen. Laut Finanzchefin Tiina Tuomela ist zu erwarten, dass das bereinigte Ebit und der bereinigte Jahresüberschuss für die erste Hälfte des Jahres 2022 deutlich unter dem des Vorjahres liegen wird. Einen Ausblick auf das gesamte Jahr hält das Unternehmen bisher zurück. 

Erst wenn die Bundesnetzagentur eine Gasmangellage feststellt, will Uniper neue Prognosen veröffentlichen, da dann eine Preisanpassungsklausel greift, nach welcher Energieversorger hohe Kosten an die Kunden weitergeben dürfen und von bisherigen Verträgen entbunden sind. Wenngleich Uniper dann entlastet wäre, könnten die Kosten für Stadtwerke und Industriekunden explodieren.

Das internationale Geschäft mit dem Gas ist für Uniper das wichtigste Geschäftssegment und trug im letzten Quartal und im gesamten letzten Jahr zu 85% des Umsatzes bei. Rund die Hälfte der Gaslieferungen stammen indes aus Russland, was die Lage zunehmend erschwert. 

Im ersten Quartal hat der Konzern 3 Milliarden EUR Minus gemacht, da weniger Gas als üblich verkauft wurde. Hintergrund ist, dass der Konzern davon ausgegangen ist, später im Jahr höhere Gewinne einfahren zu können. Für gewöhnlich kauft Uniper im Sommer günstiges Gas und verkauft es im Winter teuer weiter. Aufgrund des warmen Märzes waren die Preise für Gaslieferungen aber niedriger als die Preise des Terminmarktes im zweiten und dritten Quartal, sodass der Konzern durch den späteren Verkauf höhere Gewinne erzielen wollte. Die erwarteten Liefermengen aus Russland sind in der Zwischenzeit jedoch ausgefallen. 

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