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Deutschlands Robotik-Zukunft

Trotz aller Sorgen um die Zukunft, geben sich Investoren optimistisch, dass Deutschland eine Zukunft in der Robotik-Branche hat.

Robotik ist ein interdisziplinäres Forschungs- und Anwendungsgebiet, das sich mit dem Design, dem Bau, der Bedienung und der Nutzung von Robotern beschäftigt. Sie vereint Elemente der Informatik, Elektrotechnik, Maschinenbau und anderen technischen Disziplinen. Roboter sind automatisierte Maschinen, die verschiedene Aufgaben in einer Vielzahl von Umgebungen ausführen können, von industrieller Fertigung und Weltraumerkundung bis hin zu medizinischen Anwendungen und Unterhaltung.

Die Robotik befasst sich mit der Entwicklung von Algorithmen, die es Robotern ermöglichen, zu lernen, wahrzunehmen, Entscheidungen zu treffen und Aufgaben autonom oder semi-autonom auszuführen. Dazu gehört auch die Forschung an künstlicher Intelligenz (KI), die Robotern hilft, ihre Umgebung zu verstehen und darauf zu reagieren. Die Fortschritte in der Robotiktechnologie haben zu bedeutenden Verbesserungen in der Effizienz, Produktivität und Sicherheit in verschiedenen Branchen geführt und eröffnen ständig neue Anwendungsbereiche.

In der deutschen Robotikindustrie wächst nun die Sorge, dass die Rolle als Technologieführer in Gefahr ist. Obwohl die Forschung auf höchstem Niveau betrieben wird, gab es zuletzt Rückschläge bei der erfolgreichen Umsetzung in Unternehmen. So musste das Vorzeige-Startup Franka Emika Insolvenz anmelden, während der Maschinenbauverband VDMA vor Standortnachteilen beim Zugang zu Risikokapital und Subventionen warnt.

Trotz dieser Entwicklungen senden Investoren nun ein deutliches Signal: Das aufstrebende Unternehmen Robco sichert sich seine bisher größte Finanzierungsrunde. Der Venture-Capital-Spezialist Lightspeed sowie weitere internationale Geldgeber investieren insgesamt 39 Millionen Euro in das Start-up.

„Unser Ziel ist es, das führende europäische Unternehmen für autonome und intelligente Robotik zu werden“, erklärt Mitgründer Roman Hölzl im Gespräch mit dem Handelsblatt die Ambition seines Unternehmens. Auf lange Sicht plant man, dreistellige Milionenumsät6e zu erwirtschaften.

Robco hat eine Art “Lego-Baukasten” für Industrieroboter entwickelt, der mittelständischen Unternehmen den Einstieg in die Automatisierung erleichtern soll. Innerhalb von ein bis zwei Tagen können die Roboter betriebsbereit installiert werden und Aufgaben wie das Palettieren oder Pick-&-Place-Aufgaben übernehmen, bei denen Gegenstände angehoben und neu positioniert werden.

An der aktuellen Finanzierungsrunde beteiligen sich neben Lightspeed auch andere namhafte Investoren wie der ehemalige Apple- und Nvidia-Investor Sequoia Capital, Kindred Capital und Promus Ventures. Lightspeed ist bereits bei führenden Unternehmen wie Personio, US-Robotikfirmen und dem französischen KI-Spezialisten Mistral AI engagiert. Robco wurde in dieser Runde mit einem dreistelligen Millionenbetrag bewertet. 

Frank Thelen, der bereits seit der Frühphase an dem Unternehmen beteiligt ist, kommentierte, dass das Interesse hochrangiger internationaler Investoren an Robco zeige, dass Deutschland weltweit führend in der Forschung sei: 

„Jetzt müssen wir zeigen, dass wir auch in der nächsten Generation international relevante Robotikunternehmen aufbauen können.“

Beim Deutschen Robotik Verband herrscht eine positive Stimmung, und man sieht Europa “an der Schwelle zu einer goldenen Ära der Robotik”. Investoren konzentrierten sich im aktuellen Umfeld viel stärker auf ihre Investitionen. In der sehr frühen Phase sei es für Start-ups schwieriger geworden, an Kapital zu gelangen. Doch nach den ersten nachweisbaren Geschäftserfolgen sehe die Situation deutlich besser aus, erklärten Olaf Gehrels und Helmut Schmid vom DRV. “Etwas mehr Mut und etwas weniger Schwarzseherei würden uns allen hier guttun”, fügten sie hinzu.

Bei Robco herrscht große Zuversicht - es steht die Eröffnung einer neuen Fertigungsstätte in München bevor. Laut Schätzungen der Branche haben sich die Umsätze des Unternehmens im vergangenen Jahr auf einen zweistelligen Millionenbetrag vervielfacht. „Die Nachfrage nach Automatisierungslösungen für den Mittelstand wird sich weiter beschleunigen“, prognostiziert Hölzl. Der Fachkräftemangel und der Trend, die Produktion wieder näher an die Heimat zu verlagern, erhöhen den Handlungsdruck.

In der Entwicklung der modernen Robotik spielt Deutschland eine führende Rolle. Dennoch warnte der VDMA im vergangenen Jahr in einem Strategiepapier: “International stehen wir in einem intensiven Technologie- und Standortwettbewerb mit führenden Robotiknationen wie Japan, Korea, USA und China.” Deutschland verfüge zwar über exzellente Forschungseinrichtungen und vielversprechende Robotik-Start-ups. Dennoch gebe es Defizite beim Wachstum, auch bedingt durch einen geringeren Zufluss an Risikokapital im Vergleich zu anderen Ländern. Ein Alarmsignal war die Insolvenz von Franka Emika, die mittlerweile von Agile Robots für rund 30 Millionen Euro übernommen wurde.

Kern der Robco-Technologie ist eine eigens entwickelte Software, an die in der Regel selbst entwickelte Hardware-Module angeschlossen werden können. Mithilfe eines digitalen Zwillings ist es möglich, die Komponenten aus der Ferne zu konfigurieren und zu programmieren.

Die Stärke von Robco liegt laut Lightspeed-Partner Alex Schmitt in der Kombination von Software und Hardware. An dieser Schnittstelle entstünden die nächsten europäischen Vorreiter, sei es in der Energiebranche oder der Automatisierung. “Kombiniert mit künstlicher Intelligenz kann man dann die autonome Zukunft der Robotik mitgestalten”, fügt er hinzu.

Die Zielgruppe von Robco ist der Mittelstand, der oft den Einsatz von Robotern aufgrund hoher Kosten und des großen Programmieraufwands scheut. “Oft dauert es noch drei bis sechs Monate, bis die Roboter wirklich einsatzbereit sind”, erklärt Lightspeed-Partner Schmitt.

Zudem haben sich Lösungen früher oft erst nach jahrelangem Einsatz rentiert. Daher kam der Durchbruch der kollaborierenden Roboter, die direkt mit Menschen arbeiten können, nicht so schnell, wie es von Experten vor einigen Jahren prognostiziert wurde.

Zwei Faktoren könnten das Wachstum nun beschleunigen. Die Erfahrungen mit unterbrochenen Lieferketten während der Corona-Pandemie und des Ukrainekriegs haben dazu geführt, dass viele Unternehmen die Produktion wieder näher an die Heimat verlagern möchten. Dies ist jedoch aufgrund hoher Personalkosten und des Fachkräftemangels nur mit einer verstärkten Automatisierung möglich. Darüber hinaus ermöglichen Fortschritte in den Bereichen Künstliche Intelligenz, bessere Sensoren und Greifer neue Anwendungen im Produktionsalltag.

Daher hat der Robotik-Weltverband IFR diese kollaborierenden Roboter zu einem der globalen Top-Trends des Jahres 2024 ernannt. Insbesondere beim Schweißen ergeben sich aufgrund des Mangels an qualifizierten Fachkräften viele interessante neue Anwendungen.

„Im globalen Kontext werden sich langfristig nur die Unternehmen behaupten können, die neue Technologien wie Robotik und Künstliche Intelligenz einsetzen“, meint Thelen. Deshalb sei es „umso wichtiger, dass wir mit Robco einen starken Player aufbauen, der den deutschen Mittelstand bei der Transformation unterstützt“.

Auch andere Unternehmen setzen wieder auf den Heimatstandort. So verlagert Neura Robotics die Produktion von China nach Deutschland. „Wir gehen trotz der hohen Energiepreise und anderer Herausforderungen mit der Produktionsverlagerung nach Deutschland in Vorleistung, um unser Vertrauen in den Wirtschaftsstandort Deutschland zu beweisen“, sagte Gründer David Reger. Lightspeed-Partner Schmitt ist ebenfalls überzeugt, dass „made in Germany“ ein weltweit anerkanntes Label bleibt.

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