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Zu welchen Strategien Vermögensverwalter raten

Die anhaltende Unsicherheit an den Börsen benötigt neue Strategien am Anlagemarkt. Expert:innen teilen ihre Strategien und Einschätzungen.

ZDie Unruhen an den Börsen machen Marktteilnehmer nervös. Erneuter Auslöser dieser Unsicherheit waren zuletzt die schlechten Quartalszahlen der US-Bank First Republic (WKN: A1C7VF ; ISIN: US33616C1009), die zu Beginn der vergangenen Woche bekannt wurden. Es besteht seitdem Sorge um die Stabilität der US-Regionalbank.

Aufgrund der gesunkenen Einlagen sank die Aktie der Bank am vergangenen Mittwoch um 30 Prozent auf 5,69 USD. Insgesamt lag der Börsenwert damit erstmals unter einer Milliarde USD. Laut TV-Sender CNBC zeigt sich die US-Regierung nicht bereit, das Bankhaus finanziell zu unterstützen. Ein Insider sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Bank selbst derzeit Optionen wie die Gründung einer Bad Bank oder den Verkauf von Vermögenswerten prüfe. 

Laut Expert:innen ist das keine kurzfristige Reaktion. Sie gehen davon aus, dass die internationale Nervosität weiterhin anhaltend sein dürfte. Man rechnet mit zweistelligen Kurseinbrüchen an den Börsen im Verlauf des Jahres. 

Vor allem wenn es absehbar sei, dass eine Rezession in den USA und Europa unausweichlich sei, könne es zu Einbrüchen kommen. Investor:innen hätten dann den Zinszyklus der Notenbanken zu optimistisch eingeschätzt. 

Der Fondsanbieter Blackrock rechnet in den kommenden Jahren mit einem „ungünstigeren Rendite-Risiko-Verhältnis“, sagt Kapitalmarktstrategin Ann-Katrin Petersen. „Ab Sommer kann es an den Kapitalmärkten ruckelig werden“, meint auch Pascal Bendinger-Schmidt, Portfoliomanager beim Deutsche Oppenheim Family Office der Deutschen Bank.

Die Strategen der Capital Group erwarten im Fall einer Rezession einen Einbruch an den Kapitalmärkten um bis zu einem Fünftel innerhalb eines Jahres. Peter Becker, leitender Stratege des US-Fondsanbieters Capital Group, erwartet dagegen, dass breite Anleiheindizes wie der Bloomberg US-Aggregate Bond Index in einer Rezession um gut ein Zehntel zulegen dürften. Qualifizierte Firmenbonds dürften dann sieben Prozent einbringen, Hochzinspapiere dagegen nur vier Prozent. 

Am wichtigsten bleiben noch immer die Entscheidungen der Notenbanken. „Sie stehen mit ihrer aggressiven Geldpolitik vor einem Dilemma: Preisstabilität geht zulasten von Finanzmarktstabilität“, sagt Becker. „Die Entschleunigung der Inflation geht langsamer vor sich, als es an den Kapitalmärkten aktuell erwartet wird.“

In den Kursen sei derzeit die Erwartung enthalten, dass die Leitzinsen der US-Notenbank ab diesem Jahr bis Ende 2024 um 1,5 Prozentpunkte gesenkt werden. Dies sei jedoch unrealistisch. Und auch Petersen hält diese Einpreisung für zu optimistisch. Zwar sei ein Gipfel der Leitzinsen in Sicht, aber keine Senkung. 

Auch bei fehlenden Zinserhöhungen hemmt die strenge Geldpolitik die Konjunktur. Die Capital Group rechnet mit einer milden Rezession in Europa und den USA, ebenso Blackrock. Laut Bendinger-Schmidt ist Europa dabei aktuell etwas robuster aufgestellt als die USA. 

Man profitiere diesseits des Atlantiks noch von Corona-Nachholeffekten und der verstärkten Nachfrage aus China. Allerdings sei die Inflationsbekämpfung der EZB ein Stressfaktor für europäische Börsenkurse. Man rechnet damit, dass die Inflation noch längerfristig erhöht bleibt. 

Für Anleger:innen bedeutet das, dass Risiken eingeschränkt werden sollten, also dass Anleihen Aktien gegenüber bevorzugt werden sollten. Die Aktienquote im Portfolio von Deutscher Oppenheim FO beträgt derzeit nur 35% statt 40%, wobei US-Aktien stärker untergewichtet sind als europäische. Bei Aktien liegt der Fokus auf Unternehmen, die vom nachlassenden Zinsdruck profitieren dürften, sowie Unternehmen, die sich leicht refinanzieren können. Bendinger-Schmidt setzt dabei auf gering verschuldete Unternehmen mit stabilen Margen und hoher freier Liquidität. Im Rohstoffsegment setzt Bendinger-Schmidt vor allem auf Gold. 

In gemischten Portfolios ist die Capital Group ebenfalls defensiv aufgestellt, wobei Aktien nicht unterbewertet sind. Man richtet sich bei dem Unternehmen auf höhere Zinsen ein. In Segmenten mit ausgeprägter Fremdfinanzierung wie Verbriefungen und den außerbörslichen Private Markets könnten diese zu Verwerfungen führen, warnt Becker. Refinanzierungskosten seien bei vielen Firmenbonds nicht eingepreist. „Die Renditeaufschläge (Spreads) von US-Hochzinsanleihen von rund 4,5 Prozentpunkten gegenüber amerikanischen Staatsanleihen reflektieren das gestiegene Risiko allerdings nicht“, warnt der Manager. Er setzt deswegen auf Staatsanleihen und Anleihen von Unternehmen mit guter Bonität.  

Bei Blackrock setzt man auf eine kleinteilige Strategie. Petersen meint, dass es wichtiger wird, wie die Anlagestruktur der Sektoren im Detail aussehe. Sie warnt vor größeren Renditeunterschieden bei anhaltend höherer Inflation und Kapitalmarktzinsen sowie vor stärkeren Schwankungen. 

Die Blackrock-Strategen raten zu einem Aktienanteil von 50%. Sie setzen stärker auf inflationsgeschützte Anleihen, kurzlaufende Staatsanleihen, Firmenbonds und wenige Hochzinspapiere. Insgesamt machen die Anleihen 40% aus. Der Rest sind Anlagen in Private Markets, wie Infrastrukturanleihen, Direktkredite, nachrangige Immobilienanleihen und US-Immobilienanlagen.

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