Zum Inhalt springen
MarketWorld
MarketWorld

Worauf Milliardäre bei der Vermögenspflege achten

Ein UBS-Experte sieht große Unterschiede zwischen Altmilliardären und der Nachfolgegeneration.

Laut „UBS Billionaire Ambitions Report“ werden in den nächsten 20 Jahren rund 5,2 Billionen USD vererbt. Die jüngeren Milliardäre folgen dabei wohl einer anderen Herangehensweise als ihre Vorgängergeneration. Laut Maximilian Kunkel, dem Chef-Anlagestrategen der UBS Deutschland, wird das Management sehr großer Vermögen in den kommenden Jahrzehnten einem Wandel gegenüberstehen.

Kunkel rechnet damit, dass der einsetzende Generationswechsel weitreichende Folgen hat. „Die Mehrheit hat einen klaren Plan für die Zukunft – taktische, kurzfristige Gelegenheiten spielen eine eher untergeordnete Rolle“, beschreibt er seine Beobachtung. Jüngere milliardenschwere Investoren betrachten besonders Aktien als bedeutenden Bestandteil ihres Portfolios, legen jedoch ebenso Wert auf Alternativen wie beispielsweise “Private Equity”. Besorgniserregend für diese Generation sind vor allem die Auswirkungen der anhaltenden hohen Inflation auf ihre Vermögenswerte.

Wissenswertes: “Private Equity” (auf deutsch außerbörsliches Eigenkapital oder privates Beteiligungskapital) ist eine Form des Beteiligungskapitals, bei der außerbörslichen Unternehmen mit Finanzierungsbedarf Eigenkapital oder eigenkapitalähnliche Finanzierungsmittel zur Verfügung gestellt werden. Professionelle Kapitalanleger investieren meist in kleine und mittelgroße Unternehmen, mit dem Ziel, eine adäquate Rendite zu erzielen. Zudem ist es nicht unüblich, dass Private-Equity-Gesellschaften über den Investitionszeitraum hinweg Beratungsleistungen tätigen. Häufig stehen Unternehmen mit gutem Wachstumspotenzial im Fokus. Durch die Bereitstellung von Kapital kann das Wachstum des Konzern indirekt gefördert werden, ähnlich wie beim Kauf von Wertpapieren eines börsennotierten Unternehmens.  Ähnlich wie beim Aktienhandel erhält die Beteiligungsgesellschaft Rechte und Pflichten. Allerdings wird die Private-Equity-Gesellschaft häufig auch Partner und Mitgesellschafter, wodurch sie nicht nur ein Mitspracherecht, sondern vielmehr auch Mitsprachepflichten erhält. Diese Anlageklasse ist jedoch temporär begrenzt, das heißt, dass sie Mitgesellschafter auf Zeit sind. Schon zu Beteiligungsbeginn wird das Ziel verfolgt, die Unternehmensanteile zu einem späteren Zeitpunkt, im besten Falle mit Gewinn, zu veräußern. 

Private Equity ist in der Finanzbranche der Zweig, der in den letzten Jahren am meisten gewachsen ist. Laut dem Datenanbieter “Preqin” beläuft sich allein das noch nicht investierte Kapital dieser Fonds, mit dem Unternehmen oder Konzernteile gekauft werden, um sie zu restrukturieren, zu entwickeln oder weiterzuverkaufen, auf 1,7 Billionen US-Dollar. 

Kunkel berichtet ferner, dass seine superreiche Kundschaft auch von Sorgen gebeutelt werde. Während Altmilliardäre sich vor allem vor den geopolitischen Folgen der derzeitigen Kriegen fürchteten, gäben sich jüngere vor allem wegen der Inflation besorgt. 

Die jüngere Generation sieht dabei Chancen in Bereichen wie Künstlicher Intelligenz (“KI”), dem Gesundheitswesen und bei erneuerbaren Energien. Unternehmerische und finanzielle Ziele werden zum Erhalt und Ausbau der Vermögen zunehmend gemeinsam verfolgt. Der Fokus für langfristige Anlagen liegt grundsätzlich eher auf Private Equity.

Im Durchschnitt werden etwa 60 Prozent der Investitionen in Aktien, Anleihen und Cash getätigt, während der Rest in Immobilien, Private Equity, private Kreditfonds, Rohstoffe und Hedgefonds fließt. “Private Equity” erfreut sich großer Beliebtheit, da es das Anlageuniversum erweitert und eine Ausdehnung unternehmerischer Aktivitäten ermöglicht. Zudem liegt die erwartete Überrendite von “Private Equity” auf lange Sicht im Vergleich zu traditionellen Anlagen wie Renten und Aktien mindestens bei 1,5 Prozentpunkten.

Dennoch sind Aktien weiterhin wichtig für die Depots. Etwa ein Drittel der Milliardäre beabsichtigt in den nächsten Monaten ihre Investments zu erhöhen, wobei der Fokus auf entwickelten Märkten liegt und weniger auf Schwellenländern. Generell planen die Nachkommen eher, ihre Aktienbestände zu erhöhen, während die Gründergeneration derzeit eher zu Anleihen tendiert, auch um kurzfristige Risiken auszugleichen.

Die Meinung zu Gold variiert. Aber Kunkel empfiehlt eine Beimischung von bis zu fünf Prozent. Hinsichtlich des Immobilienanteils am Vermögen variiert die Herangehensweise ebenfalls erheblich. Im Durchschnitt beabsichtigen zehn Prozent, ihr Engagement zu reduzieren, während 60 Prozent es unverändert lassen wollen. Nur knapp ein Drittel plant Aufstockungen. Viele Familien stehen vor der Frage, ob sie die mit Immobilien verbundenen Risiken eingehen sollten, insbesondere angesichts wettbewerbsfähiger Zinsen für Anleihen. Zudem herrscht Unsicherheit darüber, ob bereits alle Wertkorrekturen bei Immobilien durchlaufen wurden.

Die nächste Generation von Investoren integriert auch einen Großteil der ESG-relevanten Aspekte in ihre Anlageentscheidungen. Dabei gehen unternehmerische, finanzielle und soziale Ziele immer stärker Hand in Hand. Besonders im Bereich des “Impact-Investing” ist ein messbarer Erfolg von entscheidender Bedeutung. Klare und nachvollziehbare Zahlen sind gefragt und nicht bloße Versprechen. Investoren möchten konkret erfahren, wie viele Jobs tatsächlich mit dem investierten Kapital geschaffen wurden und inwieweit CO2-Emissionen reduziert wurden. Solche quantifizierbaren Kennzahlen sind von großem Interesse.

Während für 68 Prozent der älteren Generation philanthropische Zwecke noch als sehr wichtig gelten, teilen nur 32 Prozent der Erben diese Ansicht. Die jüngere Generation betrachtet Wohltätigkeit nicht nur als reine Spende, sondern verknüpft sie auch mit unternehmerischen Zielen. Ein konkretes Beispiel hierfür wäre die Finanzierung von Start-ups, insbesondere in Bereichen wie erneuerbare Energien oder Gesundheitswesen. Nur zu Spenden empfinden viele heutzutage als zu wenig; es geht verstärkt darum, einen unternehmerischen Beitrag zu gesellschaftlich relevanten Zielen zu leisten.

Beliebte Artikel

A0B733

Rohstoffe

Energieträger Wasserstoff

Stehen die nachhaltigen Brennstoffzellen vor einem Börsen-Boom? Warum führende Unternehmen kurz vor einer Renaissance stehen könnten.

Allgemeiner Risikohinweis

Die Daten, Mitteilungen und sonstigen Angaben, die auf dem Portal zu finden sind, dienen ausschließlich Informationszwecken. Alle Informationen und Daten stammen aus Quellen, die zum Zeitpunkt ihrer Erstellung nach presserechtlichen Gesichtspunkten als zuverlässig wahrgenommen wurden. Für die Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen sowie für Vermögensschäden wird keinerlei Haftung oder Garantie übernommen.

Der Erwerb von Wertpapieren birgt Risiken, die zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen können. Die auf Market World angebotenen Informationen und Nachrichten sind zu keinem Zeitpunkt als auf individuelle Bedürfnisse ausgerichtete fachkundige Anlageberatungen anzusehen. Die maßgeblichen Informationen können bei den herausgebenden Emittenten angefordert werden. Eine Haftung für Schäden aufgrund von Handlungen, die ausgehend von den auf dieser oder einer der nachfolgenden Seiten enthaltenen Informationen vorgenommen werden, entfällt.

MarketWorld
© 2024 Market World - Alle Rechte vorbehalten 3.1.4
ImpressumDatenschutz