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Wolken am Start-Up-Himmel

Warum viele Start-Ups Probleme beim Erreichen der Profitabilität haben.

Start-Ups haben es derzeit schwer. Infolge von Krieg und Inflation geben sich Investoren wählerisch und der Druck wächst, einen glaubwürdigen Weg zu einem schnell profitablen Geschäft vorzuweisen. „Es hat in den vergangenen 18 Monaten einen massiven Paradigmenwechsel gegeben“, sagte Max Flötotto, der bei McKinsey die Bankenberatung in Deutschland und Österreich leitet. „Die klare Erwartung der meisten Investoren ist, dass die Unternehmen in den nächsten zwölf bis 18 Monaten profitabel werden“, so der Fintech-Experte. 

Nicht alle Fintechs sind gleich gut für das nun begonnene Rennen um das Ziel der Profitabilität gerüstet. Bereits 2021 und 2022 wollte N26 einen deutlichen Schritt in Richtung Gesamtprofitabilität des Unternehmens gehen. In beiden Jahren fiel der Jahresverlust aber jeweils höher aus als im Vorjahr.  N26 hat das Ziel nun weiter eingeschränkt und plant, nur noch im zweiten Halbjahr 2024 auf monatlicher Basis profitabel zu werden.

Bei dem Unternehmen handelt es sich um eines der wertvollsten Fintechs in Deutschland. 2021 ist die Bank mit 7,7 Milliarden Euro bewertet worden. Das Unternehmen setzte bisher vor allem auf Umsätze aus Premiumkonten sowie Provisionen.

N26 kassiert etwa bisher unter anderem die sogenannte Interchange-Gebühr von den Händlern. Die Berliner wollen sich aber künftig mit Blick auf die Profitabilität mehr zu einer Hausbank für die Kunden entwickeln und planen, neben einem Zinsangebot auch ein Trading-Produkt anzubieten.

Auflagen hemmen diese Pläne allerdings. Die Finanzaufsicht ist der Ansicht, dass N26 zu schnell gewachsen ist und seine Prozesse und Kontrollen nicht entsprechend weiterentwickelt hat, weshalb die Berliner Smartphone Bank auch nur maximal 50.000 Neukunden aufnehmen darf. Ferner sitzt seit November 2021 ein Sonderprüfer der Bafin im Unternehmen. 

Auch Solaris plante, schon Ende des vergangenen Jahres auf Monatsbasis profitabel zu werden. Zwischenzeitlich wähnte man sich noch „nah dran“ am Ziel, aber später folgte die Ernüchterung, sodass Solaris nun 2023 die roten Zahlen endgültig hinter sich lassen will. 

Laut eines Sprechers bestätigen die Halbjahresergebnisse 2023 den Kurs und zeigten, dass das skalierbare Geschäftsmodell von Solaris bereits profitabel arbeiten kann. Das Unternehmen plant laut einem Sprecher auch in diesem Jahr weitere Investitionen, etwa in die Stabilität der Plattform.

Vor allem die Inflation ist ein Hindernis auf dem Weg zur Profitabilität, da diese die Kosten haben steigen lassen. Wie N26 hat aber auch dieses Unternehmen Probleme mit der Bafin, welche 2020 teils schwerwiegende Mängel bei Solaris festgestellt hat und daraufhin einen Sonderprüfer in die Bank schickte.

Die Insurtechs Clark und Wefox sehen sich nach eigenen Angaben auf einem guten Kurs. Das digitale Versicherungsunternehmen Wefox soll gegen Ende des Jahres in die Gewinnzone kommen und gleichzeitig den Umsatz von 600 Millionen Euro auf über 800 Millionen Euro steigern. „Aktuell sind wir auf gutem Weg, diese Ziele zu erreichen“, sagte Wefox-Chef Julian Teicke. 

Doch auch diese Unternehmen bekommen das Marktumfeld zu spüren. So ging Teicke noch Ende letzten Jahres von einem Umsatzwachstum von 50 Prozent, also 900 Millionen Euro, aus. Er hatte angekündigt, Investitionen in Innovationen, die sich erst in ein paar Jahren auszahlen, zurückzustellen. Insurtech will nun vor allem den Vertrieb über Versicherungsmakler und die Zusammenarbeit mit versicherungsfremden Partnern ausbauen.

Beim Frankfurter Versicherungsmakler Clark gab man sich vor Kurzem optimistisch, die Gewinnzone „voraussichtlich noch in diesem Quartal“ zu erreichen. Es ist noch offen, ob dieses Ziel tatsächlich erreicht wurde. Allerdings werde man die Profitabilität in diesem Jahr erreichen. 

Infolge der Übernahme der Finanzen-Gruppe, die verschiedene Finanzportale betreibt, stieg der Umsatz der Clark-Gruppe im letzten Jahr nach eigenen Angaben auf über 100 Millionen Euro. 2023 will das Insurtech die Umsätze um 50 Prozent steigern. Die Auslandsmärkte, insbesondere die Schweiz und Großbritannien, wo Clark zuletzt ebenfalls Zukäufe getätigt hat, sollen dazu beitragen.

Der Neobroker Scalable Capital 2023 befindet sich nach Angaben einer Sprecherin 2023 ebenfalls „mit einem geringeren Jahresverlust weiter auf dem Weg zur Profitabilität“. Der Jahresverlust betrug 2021 54,2 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr ist er nach eigenen Angaben bei deutlich gesteigerten Umsätzen leicht angestiegen. Die Umsatzerlöse betrugen 2021 30,34 Millionen Euro. 

„Scalable könnte bereits profitabel sein“, teilte die Sprecherin mit. „Wir investieren aber bewusst weiter in nachhaltiges Wachstum, gehen dabei in neue Märkte und entwickeln unser Produkt kontinuierlich weiter.“

2014 war das Unternehmen ursprünglich als digitaler Vermögensverwalter an den Start gegangen. Seit 2020 können Kunden aber auch mit Aktien, ETFs, Fonds, Kryptowährungen oder Derivaten handeln. In diesem Jahr ist der Neobroker dann auch noch in den Wettbewerb um Kundeneinlagen eingestiegen und bietet mittlerweile 4,0 Prozent Zinsen auf neue Einlagen an.

Nach eigenen Angaben ist Raisin besonders weit vorne unter den Fintech-Startups und ist seit einem Jahr profitabel. Jedoch schweigt das Unternehmen über Geschäftszahlen und Veröffentlichungen im Bundesanzeiger gibt es, im Gegensatz zu den anderen Fintech-Einhörnern, keine. „Unsere Investoren und wir sehen dazu keine Notwendigkeit“, teilte ein Sprecher mit.

2012 wurde das Unternehmen unter anderem von Tamaz Georgadze, der Raisin weiterhin leitet, gegründet. Mit „Weltsparen“ und „Zinspilot“ können Privatkunden Geld bei Banken in anderen EU-Ländern anlegen, die relativ hohe Zinsen zahlen. Die insgesamt angelegte Summe ist in den letzten neun Monaten von 30 auf über 50 Milliarden Euro angestiegen.

Darüber hinaus bietet Raisin Investments in börsennotierte Indexfonds (ETFs), ETF-Sparpläne und beispielsweise Kryptowährungen an. Das Unternehmen selbst verdient über Provisionen. 

Damit konnten sie nach eigenen Angaben das Ziel erreichen, dem andere Fintechs noch hinterherhinken. Hauptgrund sei, dass viele dieser Unternehmen nur ein kleines Produktangebot hätten. „In vielen Feldern ist der einzige Weg in die Profitabilität ein breites Produktangebot“, sagte Flötotto dazu. 

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