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Weiterbildung für KI-Revolution

Wie Unternehmen mit Weiterbildungsprogrammen Angestellten die Angst vor “KI” nehmen möchten.

Künstliche Intelligenz hat einen enormen Einfluss auf den Arbeitsalltag. Laut einer Befragung von mehr als 300 Personalmanagern durch die Deutsche Gesellschaft für Personalführung (DGFP), planen 56 Prozent der Befragten, ihre Mitarbeitenden für den Umgang mit “KI” weiterzubilden.

Ein weiteres Viertel prüft, ob eine Fortbildung nötig ist. Schulungsangebote wie „KI für alle“ oder „ChatGPT erfolgreich nutzen“ bei Anbietern von Online-Kursen wie Coursera oder Udacity haben derzeit jedenfalls Konjunktur.

So investiert etwa Mercedes bis 2030 rund zwei Milliarden Euro in die Weiterbildungsoffensive. Von dieser Summe werden weltweit nutzbare E-Learning-Plattformen finanziert. Auch Freistellungen zum Lernen beziehungsweise für praktische Einsätze werden damit ermöglicht. Die Fortbildungen und Umschulungen dauern zwischen 60 und 650 Stunden.

Mehr als 600 freiwillige Angestellte nehmen an der „Turn2Learn“-Initiativen des Stuttgarter Autoherstellers teil. Beschäftigte von Produktion bis Verwaltung bilden sich in dieser Initiative 2023 in den Pilotprogrammen „Data Worker“ und „D.Shift“ zu Daten- und KI-Fachkräften weiter.

„Mit der Digitalisierung und dem zunehmenden Einsatz leistungsfähiger KI-Systeme verändern sich bei Mercedes-Benz alle Jobprofile“, sagt Personalvorständin Sabine Kohleisen. Die Belegschaft soll darauf vorbereitet werden.

Allerdings ist nicht jedes Unternehmen so weit. Die Erhebung ergibt, dass jeder Fünfte der Befragten keinerlei Schulungsabsichten hegt oder sich außerstande sieht, das Thema zu beurteilen. „Da befinden sich noch viele in einer Art Schockstarre“, vermutet Torsten Rehder, Senior Innovation Consultant bei der Innovationsberatung Trendone, die den sogenannten “AI Campus” betreibt. Dort können Unternehmer herausfinden, welche Auswirkungen die Technologie für das eigene Geschäft hat und wie sich durch diese neue Technologie Gewinn- oder Einsparpotenziale bieten.  

Rehder sieht manche Chefs vor einem Dilemma, wenn es um passende Kompetenzerweiterungen geht: „Ob Spracheingaben von der KI zu einer Präsentation, zu einem neuen Programm oder zu Bildern umgewandelt werden sollen, ich kann meine Mitarbeitenden nicht mehr rein für die Nutzung einzelner Software-Tools wie früher Word oder Powerpoint trainieren, wenn es jetzt schon mehr als 5000 Software-Werkzeuge allein für ChatGPT gibt.“

Der Experte empfiehlt deswegen: „Vermitteln Sie Basiswissen zu Möglichkeiten und Grenzen der KI und sorgen Sie unbedingt für eine offene Haltung im Unternehmen gegenüber ihrer Nutzung.“ Modernes Leadership gebe vor, dass Manager definierten und vorlebten, wie sich “KI” einwandfrei nutzen lasse, wobei es um konkrete Fragen zu Urheberrechten und Datenschutz und auch um moralische Aspekte gehe.

Da die Sammlung großer Datenmengen und selbstlernende Systeme Missbrauch ermöglichen, fürchten einige Mitarbeiter etwa Überwachung. Birgit Bohle will solche Ängste durch offenen Austausch entkräften: „Selbst die ausgefeilteste KI unterscheidet nicht zwischen richtig und falsch“, sagt die Personalvorständin der Deutschen Telekom. Das zu beurteilen, sei Aufgabe des Menschen. Fach- und Führungskräfte müssen für die Funktion als KI-Kontrollinstanz sensibilisiert und geschult werden. 

„E-Learnings zu KI-Ethik bieten wir allen im Unternehmen an – von der Nachwuchskraft bis zum Topmanager“, sagt Bohle und gibt sich überzeugt, dass durch “KI” neue Geschäftsmodelle und Tätigkeiten und damit auch neue Arbeitsplätze entstehen.

Die Schulungen drehen sich darum, wie “KI” funktioniert, worin ihre Stärken, aber auch Schwächen liegen. Fragen, etwa wie es aufgrund ungeeigneter Trainingsdaten zur Benachteiligung von Beschäftigten oder Kunden kommen kann, können Mitarbeiter in Chats stellen. 

Zudem erfahren die Teilnehmer, was passieren muss, bevor eine Software mit „KI inside“ im Unternehmen eingesetzt werden darf. So muss etwa jede Anwendung durch eine Abnahme. Experten stellen dann sicher, dass die Software gesetzliche Vorgaben erfüllt und nachvollziehbare Ergebnisse liefert.

Telekom und Betriebsrat haben gemeinsam ein “KI-Manifest” definiert, welches dabei helfen soll, „Vertrauen und Transparenz in die Nutzung der eingesetzten Systeme“ zu schaffen. Dabei stehen Ethik, Transparenz und Schutz im Vordergrund: „Wer ein System versteht, hat weniger Bedenken“, sagte Bohle.

In Versicherungskonzernen ist das Interesse an den Einsatzmöglichkeiten von ChatGPT groß. Programmierer erhoffen sich von “KI” mehr Zeit fürs Coden, indem sie zum Beispiel Softwaredokumentationen verfasst. Marketingmitarbeiter sind an von ChatGPT entworfenen Ideen von Werbekampanien interessiert, während sich Marktstrategen Tipps für neue Zielgruppen erhoffen.

Davon berichtet jedenfalls Vitali Kurnatowski, der IT-Profi, der den Vertriebsbereich bei Axa betreut. Nebenbei engagiert er sich in der “KI-Gilde” – einem Zusammenschluss von Experten, die das Thema im Unternehmen vorantreiben.

In der vergangenen Woche wurden 900 Teilnehmer in Infoveranstaltungen für das Arbeiten mit generativer “KI” sensibilisiert, wobei Chancen aufgezeigt und Risiken geschildert wurden. 

Sensible personenbezogenen Daten darf das Unternehmen nicht einfach im öffentlichen ChatGPT des Anbieters OpenAI verwenden, weshalb die Pariser Konzernzentrale innerhalb von drei Monaten eine abgeschottete Firmenlösung aufgesetzt hat. So ermöglicht es die Axa-Gruppe, bereits 1000 Mitarbeitern sich mit “KI” vertraut zu machen. 

In den kommenden Monaten soll das “Secure GPT” auch für alle 140.000 Mitarbeiter weltweit als Experimentierraum zur Verfügung stehen. Ein begleitendes Schulungsprojekt wird derzeit erarbeitet. 

Auch Vodafone bietet seinen Mitarbeitern die Möglichkeit, sich darüber zu informieren, welchen Fortbildungsmöglichkeiten bestehen. Der Konzern setzt nicht auf Standardkurse, sondern auf individualisierte Lernangebote und berufliche Weiterentwicklung, die zum persönlichen Interesse passt. 

Auf ihrer internen Playlist können die 15.000 Vodafone-Mitarbeitenden in Deutschland online in einem eigenen System nachvollziehen, mit welchen Fortbildungsmöglichkeiten sich etwa die Personalchefin derzeit beschäftigt. Zeitnah wird dort etwa der Eintrag “Keine KI ohne Kontrolle – Welche menschlichen Fähigkeiten im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unerlässlich sind” zu finden sein. 

Voraussetzung ist, dass sich Mitarbeiter freiwillig bei der neuen Konzern-Lernplattform „Grow“ registrieren. Wer sein Profil hinterlegt, dem schlägt die “KI” der Plattform „Lernangebote vor, mit denen wir Fähigkeiten entwickeln, die zu unseren Interessen und zu potenziell interessanten neuen Aufgabengebieten passen“, sagt Personalchefin Felicitas von Kyaw. 

Die “KI” leitet aus dem aktuellen Jobprofil, vorherigen beruflichen Stationen und Eingaben zu absolvierten Weiterbildungen Rollenprofile ab, die dazu passen. Sollte dann eine entsprechende Stelle im Unternehmen frei werden, wird der Mitarbeitende sowie die suchende Führungskraft und auch die Personalabteilung darauf hingewiesen.

So sollen alle erkennen können, wie gut etwa ein Kommunikationsexperte die Anforderungen an einen „Prompt Engineer“, der KI-Systeme mit Anfragen füttert, erfüllt. „So sollen unsere Mitarbeitenden neu erlernte Fähigkeiten sowohl bei der aktuellen Aufgabe als auch bei zukünftigen Rollen, für die sie sich im Rahmen ihrer Weiterentwicklung interessieren, nutzen können“, sagt von Kyaw. Auf diese zukünftigen Rollen lässt es sich dann mit Grow-Trainings hinentwickeln.

Über die Hälfte der deutschen Mitarbeiter hat sich bereits angemeldet. Vodafone investiert global einen sechsstelligen Betrag pro Jahr in das Lern- und Karrieresystem.

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