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Was 2023 wichtig wird

Fünf Fondsmanager haben im Gespräch mit dem Handelsblatt berichtet, was ihrer Einschätzung nach im neuen Jahr wichtig wird.

Die Börsen in den USA und Europa sind nach einem turbulenten Jahr 2022 erfolgreich ins neue Jahr gestartet. Mit dem Krieg in der Ukraine und den hohen Inflationsraten bestehen aber auch in den kommenden Monaten Risiken, die sich auf die Börsen auswirken könnten. 

Wie die Märkte in den kommenden Monaten aussehen werden und welche Themen bestimmend werden, ist bisher aber nicht absehbar. Fünf prominente Fondsmanager haben dem Handelsblatt ihre Einschätzung mitgeteilt.

Welche Ereignisse werden 2023 beeinflussen?

Für Christoph Niesel von Union Investment ist die entscheidende Frage, ob die Notenbanken die Inflation gebändigt bekommen und wie die nachfolgende Zinspolitik aussehen wird, da der Markt Zinssenkungen schon erwartet. 

Björn Jesch von der DWS gibt sich zurückhaltender und sieht in der Inflation noch immer Unruhepotenzial. Für Jens Ehrhardt von der DJE Kapital AG hängt der weitere Jahresverlauf an der Entwicklung des Ukraine-Krieges. Er hofft, dass zukünftig kalkulierbare Faktoren das Marktgeschehen bestimmen. Sonja Laud von Legal and General rechnet angesichts der zugenommenen geopolitischen Risiken gleichfalls mit einer höheren Volatilität. 

Stefan Riße von Acatis ist optimistischer. Er rechnet mit einem baldigen Ende des Krieges, was eine Erholunsrallye an den europäischen Börsen auslösen würde. Gleichzeitig sei dann auch mit sinkenden Energiepreisen zu rechnen. 

Was ist an den Börsen noch nicht eingepreist?

Unter Verweis auf das Jahr 2001 betont Ehrhardt, dass Aktienkurse auch ohne Rezession fallen können. Trotz stabiler Weltwirtschaft gaben die Aktienkurse damals stark nach. Er rechnet damit, dass in diesem Jahr die Gewinne der Unternehmen niedriger ausfallen und die Kurse deswegen fallen. Verantwortlich sei die Notenbankpolitik. 

Auch Niesel erwartet niedrigere Unternehmensgewinne, die sich noch nicht in den Kursen zeigen. Laut Jesch würden auch die Kosten der Dekarbonisierung und die Auswirkungen einer alternden Bevölkerung unterschätzt werden. 

Sinkende Gewinne sind für Sonja Laud aber auch eine Chance für Anleger, da fallende Kurse ein großes Aufwärtspotenzial bieten. Sie warnt aber vor den starken Reaktionen von Aktien auf geopolitische Ereignisse. 

Riße sieht die gestiegenen Zinsen als größtes Problem. Vor allem für Firmen in finanziellen Schwierigkeiten, die auf Kredite angewiesen sind, da verschuldete Unternehmen nun große Schwierigkeiten haben, an Kapital zu kommen. 

Was sind die Trends, die den Aktienmarkt beeinflussen?

Laud sieht drei Trends, die positive und negative Auswirkungen haben könnten: das globale geopolitische Kräfteverhältnis, eine mögliche Entwicklung hin zur Deglobalisierung und die Energiewende. 

Riße sieht die Energiewende ebenfalls als prägenden Trend. Firmen, die es nicht schaffen, ihren CO2-Ausstoß zu verringern, könnten es künftig schwer haben, an Geld von Investoren zu kommen. Laud sieht indes mit Sorge, dass das Investitionsvolumen nur bei 30% des benötigten Kapitals für erneuerbare Energien liegt, der bis 2050 bestehe. 

Für Laud bedeutet grünes Anlegen mehr als den Kauf von Aktien nachhaltig aufgestellter Firmen. Auch die Investition in Unternehmen, die sich derzeit umstellen, sei wichtig. Dafür müsste die Fondsbranche aber transparent machen, ob es sich um Produkte von grünen oder grün werdenden Unternehmen handelt. 

Riße hält auch das Thema Gesundheit für spannend. Günstige Gensequenzierung und eine verbesserte Datenverarbeitung könnten seiner Einschätzung nach zu Durchbrüchen in der Krebsforschung führen. 

Niesel hält ferner die Digitalisierung für einen anhaltenden Trend, von dem auch viele Halbleiterhersteller profitieren. Dabei hänge aber viel an China und der dortigen Corona-Politik. 

Welche Branchen performen 2023 gut oder schlecht?

Laut Ehrhardt werden vor allem Öl- und Gas-Aktien im ersten Halbjahr 2023 gut laufen. Der DJE-Gründer schätzt aber, dass ab dem Sommer auch andere Branchen gut laufen, wie etwa Value-Werte aus den Branchen Gesundheit, Pharma und Konsum. 

Der Gesundheitssektor steht auch bei Jesch hoch im Kurs, da er bezahlbar sei und Wachstumspotenzial bietet. Gleichsam positiv sieht er Banken und Unternehmen, die ihre Kunden beim Einsparen von Energie unterstützen, sowie Prozesse vereinfachen. 

Mit dem Ende der Pandemie könnte auch die Reisebranche wieder größere Gewinne verzeichnen, ebenso Rüstungsunternehmen, Energieförderer oder Transportunternehmen, die sich auf Öl, Gas und Wasserstoff spezialisiert haben. Riße glaubt auch an eine Rückkehr von Big-Tech-Unternehmen, da diese aufgrund ihrer Monopolstellung zu Grundversorgern geworden sind. Auch Ehrhardt stimmt dem zu. Ab Juli teilt auch Niesel diese Einschätzung. 

Was wünschen sich Fondsmanager für dieses Jahr?

Alle Profis wünschen sich ein Ende des Krieges in Osteuropa, da neben dem Leid der Menschen auch die Unsicherheit an den Börsen enden würde. Auch hoffe man auf eine Entspannung der Inflation, die viel Unsicherheit an den Börsen bringe. 

Ehrhardt hofft, dass Jerome Powell, der Chef der US-Notenbank, nicht zu strikt gegen die Inflation vorgeht und auch Riße hofft auf niedrigere Zinsen, da dies Staaten, Unternehmen  und Privathaushalte entlaste. Von der Bundesregierung erhofft er sich die Einführung der Aktienrente. 

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