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Viel Bewegung in der Liefer-Start-up Branche

Warum die Renditeaussichten mehrere Unternehmen heftig gekürzt werden und warum Lieferando den Markt aufmischen könnte.

Der Hype von Liefer-Start-ups scheint vorbei zu sein. Wurden im letzten Jahr rasch Milliarden Bewertungen erreicht, korrigierten Analysten Ende des ersten Quartals in Investorenbüchern Investments um teilweise bis zu 60% nach unten. 

Aufgrund von Zahlungsrückständen wird bei dem Lieferdienst Gorillas sogar die Einstellung von Investments empfohlen. Das Unternehmen verweist als Grund dafür auf eine neue Zahlungssoftware. Derzeit läuft ohne Erfolg die Suche nach neuen Investoren weiter. Seit Lieferando ebenfalls in die Supermarkt-Express Lieferdienst-Branche eingetreten ist, geraten kleinere Start-ups stark in Bedrängnis. Expresslieferdienste konnten noch vor kurzem einen Hype auslösen. Vor allem die Pandemie war Treiber dieser Entwicklung. Lieferdienste wie Flink oder Gorillas konnten innerhalb weniger Monate Milliardenbewertungen einfahren und galten damit als Einhörner.  

Jetzt zeigt sich, dass Investoren womöglich auf das falsche Pferd gesetzt haben. Der spanische Lieferdienst Glovo und das deutsch-britische Zapp wurden in ihren Renditeerwartungen deutlich nach unten korrigiert. Zwar gilt Glovo als besonders schnellwachsend, gleichzeitig verbucht das Unternehmen seit März Verluste.

Die Anteile, die der Investor Lakestar für 31 Millionen EUR an der Firma erworben hatte, sind mittlerweile bloß noch 20 Millionen EUR wert. Ursprünglich war ein Wertzuwachs auf 46 Milliarden EUR angepeilt worden, ein Indiz, dass der Markt sich wendet. Der Einbruch der Zahlen kann auch auf die mehrheitliche Übernahme Glovos durch Delivery-Hero (WKN A2E4K4 ; ISIN

DE000A2E4K43) zurückgehen. Anteilseigner von Glovo wurden teilweise mit geschwächten Aktien des Unternehmens ausgezahlt, die seit der Übernahme aber von 40 auf 50 EUR gestiegen sind.  

Auch Investoren von Zapp haben ihre Renditeerwartungen um 17% gesenkt, wie aus Dokumenten von Atomico hervorgeht. Als Grund für die Abwertung wird ein 

“herausforderndes Marktumfeld" angeführt. Zwar sitzt Zapp in London, unter den Geldgebern finden sich aber Verbindungen in die deutsche Start-up Szene. So finden sich unter den Gründern ehemalige Mitarbeiter von Rocket-Internet und unter den Investoren Vorwerk Ventures oder Burda.  Experten gehen davon aus, dass die Herabstufungen noch am Anfang stehen und sich vor allem ab Mitte August als Abwärtstrend in den Aktienkursen niederschlägt.  

Zu Beginn des Jahres mussten Tech-Aktien deutliche Verluste einfahren. Hintergrund war die Rezessionsangst und der Krieg in der Ukraine. Mit einiger Verspätung folgt nun die Start-up Szene. Besonders Lieferdienste gelten als besonders anfällig für heftige Korrekturen.

Zuletzt herrschte eine Rabattschlacht, die etwa Gorillas 40 Millionen EUR im Monat kostete. Mit ein Grund, warum das Unternehmen auf neue Investoren angewiesen ist. Um die Profitabilität zu steigern, hat Gorillas schon mehrere Standorte geschlossen.  

Creditreform warnt, dass lediglich 32,82% der Forderungen von Gläubigern von Gorillas ausgezahlt werden. Diese Vorwürfe werden seitens des Unternehmens zurückgewiesen. Dennoch wird zugegeben, dass in der Vergangenheit Zahlungsrückstände existierten.  

Der Konkurrent Flink gilt hingegen als kreditwürdig und würde mit über 99% alle Forderungen zahlen. Das Unternehmen kündigte an, Konkurrenten zukünftig aufkaufen zu wollen.  

Indes hat auch Lieferando in Berlin einen Testlauf für Expresslieferungen von Supermarkt Artikeln gestartet. Bisher arbeitet der Konzern aber lediglich mit externen Anbietern zusammen.

Das könnte sich aber bald ändern – der Konzern hat in Berlin-Charlottenburg ein Lebensmittellager übernommen, die Expansion in andere deutsche Städte könnte folgen, wenn das Projekt in der Hauptstadt erfolgreich verläuft.

Lieferando kann schon jetzt auf eine Infrastruktur von mehr als 10.000 Fahrern in 60 Städten zurückgreifen. Bisher konzentrieren sich die Lieferungen von Restaurantessen auf den frühen Abend, mit Supermarktprodukten könnte das Unternehmen seine Fahrer den ganzen Tag über beschäftigen. Aber ob dieser Schritt gegangen wird, wird sich zeigen.

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