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Die Rückkehr der Meme-Aktien

Der Kursanstieg von Gamestop und Co. verwirrt. Welche Rolle das Internet spielt, warum Experten zur Vorsicht raten und wie der Kurs weiter befeuert werden könnte. Eine Übersicht.

Während Anleger aufgrund des Ukraine-Krieges, der steigenden Zinsen und der um sich greifenden Inflation riskante Wertpapiere meiden, erleben ausgerechnet spekulative Segmente ein Comeback. Darunter die als Meme-Stocks bekannten Aktien wie die von Gamestop (WKN: A0HGDX ; ISIN: US36467W1099) oder die des Kinobetreibers AMC Entertainment (WKN: A1W90H ; ISIN: US00165C1045).

Bis Mittwoch legte die Gamestop-Aktie um rund 44% zu, was eine 80 prozentige Steigerung seit dem Jahrestief Mitte März darstellt. Im gleichen Zeitraum stiegen die Wertpapiere von AMC Entertainment um 50% im Wert, die des Kopfhörerherstellers Koss (WKN: 854586 ; ISIN: US5006921085) um über 60%, die Aktien des Softwareherstellers Blackberry (WKN: A1W2YK ; ISIN: CA09228F1036) legten um etwa 25% zu und die des Einzelhändlers Bed Bath & Beyond (WKN: 884304 ; ISIN: US0758961009) verzeichneten einen Anstieg von 15%. 

Erst im vergangenen Jahr erlebten Gamestop und Co. teilweise Kursanstiege um 1000%, wodurch milliardenschwere Hedgefonds, die auf fallende Kurse gewettet haben, hohe Verluste hinnehmen mussten. Auslöser war die Werbung von Privatanlegern für Aktien wie Gamestop -  präsentiert in Memes. Solche Memes generieren wieder zunehmend Traffic. Jim Cramer, Börsenexperte bei CNBC, behauptet, dass die Meme-Aktien zurück seien. 

Im Subreddit Wallstreetbets wird die Gamestop Aktie, nach Analysen von Swaggystocks, am häufigsten besprochen. Das Kommentarvolumen ist nahezu auf dem gleichen Stand wie zu Beginn des Hypes im letzten Jahr, aber noch weit entfernt von den Spitzenwerten bei einem Kommentarvolumen von 20.000. 

Wie damals gibt diese Kursbewegung Rätsel auf. Die Käufe von 100.000 Aktien durch Gamestop-Chef Ryan Cohen sind nur ein Bruchteil des derzeitigen Handelsvolumens. Am vergangenen Dienstag wurden mit 15 Millionen über fünfmal so viele Aktien gehandelt wie im Jahresschnitt und am mit 25 Millionen am Mittwoch sogar achtmal so viel. AMC verzeichnet ähnliche Entwicklungen. Damit ist das Handelsvolumen der Gamestop Aktie noch weit von den 200 Millionen täglichen Aktienkäufen aus dem letzten JAhr entfernt, das Interesse scheint jedoch gestiegen zu sein. 

Um die Zahlen steht es bei Gamestop jedoch nicht sehr gut. Hedgefondsmanager Jim Chanos verwies per Twitter auf die Verlustschätzung von drei Dollar pro Aktie. Noch vor einem Jahr schätzten Analysten, dass das Unternehmen im laufenden Jahr pro Aktie 1,30 US-Dollar Gewinn machen würde. Jedoch hat Chanos als Shortseller auch viel zu verlieren. Aufgrund der Wetten auf Kursverluste hätten Shortseller allein am Dienstag einen Verlust von 360 Millionen US-Dollar gemacht, so der Analyst Ihor Dusaniwsky von S3 Partners.

Laut Dusaniwsky könnten Shortseller als Reaktion auf die steigenden Preise ihre Gewinne realisieren, was einen weiteren Kursanstieg befeuern würde. Auch der gestiegene Handel mit Kaufoptionen stützt diesen Trend. Kaufoptionen werden von sogenannten Marketmakern verkauft, die selbst kursneutral handeln und ihre Verkäufe durch den Ankauf von Aktien absichern (Delta-Hedging genannt). Je mehr Optionen also gekauft werden, desto mehr Aktien müssen die Verkäufer kaufen, was einen weiteren Kursanstieg bedeutet. Sobald sich der Aktienkurs dem ausübungspreis der Option nähert muss der Marketman selbst mehr Aktien kaufen um kursneutral zu bleiben, was zu großen Kurssprüngen, sogenannten Gamma Squeezes, führen kann. 

Olaf Stotz, Professor für Asset-Management, warnt jedoch, dass viele Anleger nur selektiv die guten Nachrichten wahrnehmen, dabei aber die schlechten Fundamentaldaten ausblenden würden. Er hält einen anhaltenden Kursanstieg wie im letzten Jahr für unwahrscheinlich. Tatsächlich hielt der Aufwärtstrend am Donnerstag auch nicht mehr an. 

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