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Die Lage der US-Banken bleibt angespannt

Vor allem die Turbulenzen kleinerer Banken könnten zu einer Krise der US-Wirtschaft führen.

Die Biden-Regierung will mittelgroße Banken zukünftig stärker regulieren und hat deswegen Forderungen vorgelegt, die von Regulierungsbehörden umgesetzt werden sollen. Institute mit einer Bilanzsumme von 100 bis 250 Milliarden US-Dollar sollen zukünftig jährlichen Stresstests unterzogen werden. Die Liquiditätsanforderungen sollen steigen und die Zinsrisiken in den Bilanzen überprüft werden. 

Vor allem sollen die Regelungen von Donald Trump rückgängig gemacht werden. Dessen Lockerungen für mittelgroße Institute wie die Silicon Valley Bank (SVB) ermöglichten erst deren riskante Strategie, die zum derzeitigen Bankenchaos führte. Biden versucht eine Bankenkrise wie 2009 zu verhindern. 

Dennoch will die Regierung keine Notfallmaßnahmen ergreifen, um das Finanzsystem zu stabilisieren. Gleichzeitig würde eine Überregulierung der Banken die Probleme weiter verschärfen. Regionalbanken seien für den Mittelstand wichtig, betont Rebel Cole, Professor für Finanzen an der Florida Atlantic University

Aufgrund der gestiegenen Zinsen der US-Notenbank Fed haben mittelgroße Banken ihre Kreditvergabe eingeschränkt. Experten fürchten, dass diese Einschränkungen sich zuspitzen und warnen vor einer Kreditkrise, die eine Rezession in den USA wahrscheinlicher macht. 

Die Pleiten von SVB und der New Yorker Signature Bank haben zu einem rückläufigen Vertrauen in Regionalbanken geführt. Viele Kund:innen haben ihre Einlagen abgezogen, um sie bei stärker regulierten Banken einzulagern. 

Viele Banken haben mit Buchverlusten auf ihre Anleiheportfolios zu kämpfen, da aufgrund der hohen Zinsen in den USA viele Anleihen im Wert gesunken sind. Die nicht realisierten Verluste summieren sich Berechnungen des Einlagensicherungsfonds FDIC zufolge auf 620 Milliarden US-Dollar. Das wird problematisch, wenn die Banken die Anleihen verkaufen, anstatt bis zur Fälligkeit zu halten. Die Aufsichtsbehörden zeigen sich ob dieses Risikos beunruhigt. 

Nach dem Zusammenbruch der SVB haben die 25 größten US-Banken 120 Milliarden Dollar an Einlagen gewonnen. Kleinere US Banken verloren im gleichen Zeitraum die Rekordsumme von 108 Milliarden US-Dollar. Laut separaten Messungen sind 220 Milliarden US-Dollar in den zwei Wochen vor dem 22. März in Geldmarktfonds geflossen. Diese Fonds investieren in kurzfristige Staatsanleihen und andere Papiere und können damit höhere Zinsen bieten als herkömmihe Bankkonten. Auch bei diesem Anlagemodell greift die  Einlagensicherung von bis zu 250.000 US-Dollar. Laut Beobachtungen von Experten, haben sich die Abflüsse aus kleinen Banken mittlerweile stabilisiert. Um ihre Einlagen zu halten, könnten US-Banken bald höhere Zinsen anbieten, was auf die Profitabilität drückt. Mark Fitzgibbon von Piper Sandler rechnet mit weiteren Abflüssen.

Das könnte sich negativ auf die weitere Kreditvergabe von kleineren Banken auswirken. Diese kleinen Banken mit einer Bilanzsumme von bis zu 250 Milliarden US-Dollar spielen eine wichtige Rolle in der US-Wirtschaft. Laut Goldmann Sachs vergeben sie 45% der Verbraucherkredite, die Hälfte aller US-Industriekredite, 60% der Kredite auf Wohnimmobilien und 80% der Kredite auf Gewerbeimmobilien. 

Zuletzt sind die Kredite für Gewerbeimmobilien in den Fokus geraten. Vor allem Büroimmobilien in Städten stecken in der Krise. Kredite im Umfang einer halben Billion US-Dollar mussten umgeschuldet werden, während die Zinsen stiegen und der Wert der Immobilien gesunken ist. Das könnte kleinere Banken zu Abschreibungen zwingen, muss aber nicht zwingend in eine Rezession führen. 

Das Beispiel der Signature Bank zeigt, wie tief Institute in diesem Sektor involviert sind. Die Signature Bank hat seit 2020 in 887 Transaktionen Immobilienkredite in Höhe von 13,3 Milliarden Dollar vergeben. Damit erfüllte die Bank den zehnten Platz. Wer diesen nun einnimmt, ist unklar. 

Sollten nun mehrere kleine Banken fusionieren, wäre das schlecht für kleine und mittelgroße Unternehmen, da diese eng mit lokalen Banken verbunden sind und die Hälfte der US-Wirtschaftsleistung beisteuern. Allerdings sind längst nicht alle Regionalbanken durch die derzeitige Vertrauenskrise gefährdet. 

Das Problem der SVB war, dass 94 Prozent der Einlagen über der Grenze von 250.000 Dollar lagen und damit nicht durch die Einlagensicherung abgedeckt waren. Im Schnitt liegen aber nur 50% der Einlagen über dieser Grenze. Diese niedrigeren Summen machen eine Einlageflucht unwahrscheinlich. 

Als besonders gefährdet gelten laut Goldman Sachs die Institute Bank United aus Miami Lakes in Florida und Keycorp aus Cleveland. Nur 30 Prozent der Einlagen bei Bank United sind versichert, während Keycorp Defizite bei der Kapitalisierung habe, was ein Ende des Aktienrückkaufprogramms bedeuten könnte.

Auch die First Republic Bank (WKN: A1C7VF ; ISIN: US33616C1009) aus San Francisco gilt als riskant. Die Aktie der Bank hat im März 90% an Wert verloren und auch Hilfsmaßnahmen waren nicht erfolgreich. Während wichtige Mitarbeiter zur Konkurrenz wechseln, zeigen sich Anleger:innen wegen der Buchverluste in den Bilanzen besorgt. Vor allem besonders vermögende Kunden erwiesen sich in der Vergangenheit während turbulenter Zeiten als wenig loyal zu ihrer Bank. Diese Kunden bilden eine große Anzahl der Gesamtkunden der Bank. Die Quote unversicherter Einlagen liegt bei 66%. 

Obwohl sich die Lage der Banken zuletzt insgesamt stabilisierte, bleiben die Anleger:innen vorsichtig. Nachdem der S&P Regional Banking ETF, ein börsengehandelter Fonds, der US-Regionalbanken abbildet, im März gut 29% verloren hat, bewegt er sich in den letzten Wochen hauptsächlich seitwärts.

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