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Schwere Zeiten für den Venture-Capital-Markt

Warum die Stimmung an den Märkten schlecht ist, wie sich der Fokus der Branche verändert und welche Alternativen Anleger derzeit nutzen.

Nach langen Jahren des Booms hat sich am deutschen Venture-Capital-Markt die Stimmung zum Jahresende extrem eingetrübt. Das Investorenbarometer, welches von der Förderbank Kfw und dem Branchenverband BVK erstellt wird, sackte um 25,6 Punkte auf minus 42,9 Punkte ab. Vom Coronashock abgesehen, war die Stimmung der Investoren nur vor 20 Jahren schlechter. Verschiedene Faktoren würden die Stimmung drücken, so Ulrike Hinrichs vom BVK. Auch die sich trübenden wirtschaftlichen Aussichten belasten die Investitionsbereitschaft von Venture-Capital-Fonds. Michael Wax, Chef der Frachtvermittlungsplattform Forto, meint, dass Start-ups in diesem Jahr eine strikte Kostendiszipln bewahren müssten, da das Einsammeln neuer Gelder sich schwierig gestaltet. Da Wax nicht damit rechnet, dass sich diese Situation schnell verändert, hat Forto das Geld aus der letzten Finanzierungsrunde noch auf dem Konto und nicht ins Geschäft investiert. 

Es gibt mehrere Gründe, weshalb die Stimmung am Markt derzeit schlecht ist. Da institutionelle Geldgeber wieder attraktive Zinsen bei Staats- und Unternehmensanleihen finden, verringern sie die Mittelzusagen in risikoreichere Venture-Capital-Fonds. Da US-investoren im Jahresabschlussquartal zurückhaltender wurden, waren die Investitionsmöglichkeiten für einheimische Investoren eingeschränkt, da die kapitalstarken Partner fehlten, wie auch der „State of European Tech Report“ aufführt. Darüber hinaus drückte auch der Schock über die Pleite der Kryptobörse “FTX” im November die Stimmung auf den Venture-Capital-Märkten, da viele Profianleger und Risikokapitalgeber von dieser Pleite betroffen waren. Und zuletzt dürften die negativen Entwicklungen der Unternehmenswerte zu buchhalterischen Wertberichtigungen geführt haben. 

Aber nicht nur das Geschäftsklima verändert sich. Der Markt steht derzeit vor strukturellen Veränderungen und der Investitionsfokus verschiebt sich zu neuen Technologien. Der neue Fokus liegt auf Nachhaltigkeit und insbesondere auf Klimatechnologien. Mehr als 50 Milliarden US-Dollar sind im vergangenen Jahr in „Climate-Tech“-Start-ups investiert worden und inzwischen fließt ein Viertel der Investitionen in Klimatechnologien. Viele Venture-Capital-Fonds hätten sich auf das Thema Klima spezialisiert, was von einem Umdenken in der Branche zeugt, so Fabian Heilemann von Aenu. 

Auch Verteidigung sei ein Bereich mit viel Potenzial, nachdem die Nato 2022 einen Fonds über eine Milliarde US-Dollar angekündigt hat, um in Verteidigungstechnologie zu investieren. Der Krieg in der Ukraine habe das Thema enttabuisiert. Allerdings liegt der Fokus anderer Investoren auf Dual-Use-Technologien, die auch zivil verwendbar seien. 

Julian Riedlbauer von GP Bullhound erkennt auch KI-Technologie als attraktiven Bereich. Vor allem Softwarefirmen mit Produkten für Unternehmenskunden seien interessant, da der Sektor wenig konjunkturanfällig sei. Der Absturz der US-Tech-Aktien führe dazu, dass Investoren nun ein moderates Preisniveau geboten werden würde. 

Jörg Goschin von KfW Capital sagt, dass sich institutionelle Anleger vermehrt auf Qualität fokussierten. Fonds mit starken Teams oder historisch guten Zahlen erhielten von solchen Anlegern weiterhin Kapital. Neue Fonds oder Fonds mit durchschnittlichen Bilanzen hätten es derzeit entsprechend schwerer an Geld zu kommen. 

Experten sehen die Gefahr, dass sich der Abstand zwischen dem europäischen und dem US-Amerikanischen Markt weiter vergrößert, da vor allem die Investments von US-Anlegern fehlen, die das getrübte Wachstum europäischer Märkte derzeit meiden. 

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