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Milliardenkredit für Delivery Hero

Wie Delivery Hero seine Finanzen stabilisiert, warum die Finanzaufsicht aufmerksam wird und warum sich das Unternehmen optimistisch zeigt.

Nachdem Sorgen um die Finanzkraft von Delivery Hero (WKN: A2E4K4 ; ISIN: DE000A2E4K43) laut geworden sind, verkündete Konzernchef Niklas Östberg am Montag, dass das Unternehmen nun eine solide Kapitalstruktur aufgebaut habe, die dem Unternehmen “finanzielle Flexibilität und reichlich Liquiditätspuffer bietet”. Ermöglicht wird dies von Fremdfinanzierungen in Höhe von 1,4 Milliarden EUR, die der Dax-Konzern abgeschlossen hat. 

Im Wertpapierhandel wurde diese Nachricht positiv aufgenommen. So stieg die Aktie, die in den letzten Monaten einen extremen Kursrutsch erlebte, mit einem Plus von 13% in den Handel ein und verblieb dann bei einem Plus von zehn Prozent. Der Kurs stieg zwischenzeitlich auf 47 EUR pro Aktie, was jedoch weit entfernt von den 145 EUR des letzten Jahres ist. Dieser auffällige Kursausschlag zieht die Aufmerksamkeit der Finanzaufsicht Bafin auf sich, die solche Entwicklungen routinemäßig untersucht um Anhaltspunkte für Marktmanipulation oder Insiderhandel zu finden.  

Noch im Februar ist die Aktie, aufgrund höherer Verluste als erwartet, um mehr als 30% eingebrochen und löste damit einen anhaltenden Trend aus. Von Seiten der Analysten wurden Bedenken bezüglich der Finanzierung geäußert. Vor allem die Übernahme des spanischen Unternehmens Glovo habe die schlechte finanzielle Situation von Delivery Hero zu verantworten, so Andrew Porteous von HSBC.

Clément Genelot von Brian, Garnier & Co wies darauf hin, dass 2024 mehrere Anleihen auslaufen. Laut Konzernangaben sollen die neuen Kreditlinien zur Refinanzierung der fälligen Wandelanleihen und zur Diversifizierung der Finanzierungsquellen genutzt werden.

Den rapiden Kurssprung dürfte ferner die Voraussage des Unternehmens befeuert haben, dass im Geschäftsjahr 2023 erstmals mit einem positiven operativen Gewinn zu rechnen sei. Bis dato hatte Delivery Hero keine Prognose für 2023 gewagt. Außerdem habe das Unternehmen das starke Umsatzwachstum der ersten zwei Monate dieses Jahres halten können, womit der Gesamtumsatz im Vergleich zum Vorjahr um 53% gestiegen sei.

Die abgeschlossene Fremdfinanzierung besteht aus drei Teilen, so aus zwei Kreditlinien zu 825 Millionen US-Dollar und 300 Millionen Euro über jeweils fünf Jahre und einem revolvierenden Konsortialkredit (ein Kredit der von mindestens zwei Kreditgebern gewährt wird und der innerhalb der Laufzeit immer wieder in wechselnder Höhe bis zu einer festgelegten Kreditgrenze in Anspruch genommen werden kann) in Höhe von 375 Millionen EUR, der bloß als zusätzliche Sicherheit gelten soll. 

Östberg betont, dass es sich bei dieser Finanzierungssituation um einen wichtigen Schritt hin zu einem nachhaltigen Wachstum und zur Profitabilität handele. Inbegriffen in diese Prognose ist damit auch der bisher defizitäre Neukauf Glovo. Dennoch sei im laufenden Jahr noch mit Verlusten zu rechnen. Das Unternehmen erwartet eine Ebitda-Marge von minus 1 bis minus 1,2%.

Der Grund für diese Verluste ist der Ausbau des Geschäftszweiges “Integrated Verticals”. Dieser organisiert die Schnelllieferung von Lebensmitteln und wird derzeit in mehreren Ländern ausgebaut, wofür jedoch hohe Investitionen in Lager notwendig sind, was im laufenden Jahr zu Verlusten in Höhe von 525 Millionen EUR führt. Die Lieferung von Restaurant-Essen soll jedoch noch im zweiten Halbjahr 2022 profitabel werden. 

Als einziges Dax-Unternehmen hat Delivery Hero noch nie Gewinne verbuchen können. Im vierten Quartal 2021 lag der Verlust bei 781 Millionen EUR. Die vollständigen Zahlen werden am 28. April veröffentlicht. Finanzchef Emmanuel Thomassin betonte jedoch, dass sich das Unternehmen mit jedem Quartal verbessere. Mit der Absicht bald Gewinne zu erzielen, will Delivery Hero sein Geschäft in Japan verkaufen und sich mit der Veräußerung seiner Anteile am Lieferdienst Rappi aus Südamerika zurückziehen.

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