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Lufthansa
WKN 823212

Lufthansa im Wandel

Gewinneinbruch und strategische Personalentscheidungen

In der traditionsreichen Luftfahrtbranche muss sich der “Kranich-Konzern” derzeit gegen Turbulenzen behaupten. Wie die Lufthansa am Donnerstag bekannt gab, verzeichnete der Konzern einen erheblichen Gewinnrückgang im Jahr 2024. Das bereinigte Betriebsergebnis sank um 39 Prozent auf 1,65 Milliarden Euro. Besonders besorgniserregend: Die Kernmarke “Lufthansa Airlines”, die üblicherweise für mehr als ein Drittel des Konzernergebnisses verantwortlich ist, verzeichnete einen Verlust von 94 Millionen Euro – ein dramatischer Absturz um nahezu eine Milliarde Euro gegenüber dem Vorjahr.

Trotz dieser Herausforderungen konnte der Gesamtkonzern, zu dem neben “Lufthansa Airlines” auch “Austrian Airlines”, “Brussels Airlines”, “Swiss” und neuerdings “ITA Airways” gehören, seinen Umsatz um sechs Prozent auf ein Rekordhoch von 37,6 Milliarden Euro steigern. Diese Umsatzentwicklung entsprach den Erwartungen von Analysten, die allerdings mit einem bereinigten Betriebsgewinn von 1,58 Milliarden Euro gerechnet hatten.

Turnaround-Programm soll Kernmarke retten

Angesichts der kritischen Lage der Hauptmarke hatte Lufthansa-Airlines-Chef Jens Ritter bereits vor sechs Monaten ein umfassendes Turnaround-Programm eingeleitet. Die ambitionierte Zielsetzung: Eine Ergebnisverbesserung von brutto 2,5 Milliarden Euro bis 2028. Zwei Drittel dieser Summe sollen durch Kostensenkungen realisiert werden, während der verbleibende Anteil durch Umsatzsteigerungen erwirtschaftet werden soll. Laut Unternehmensangaben zeigen sich bereits erste Fortschritte, dennoch wird 2025 als “Übergangsjahr” bezeichnet. Für das laufende Jahr prognostiziert der Konzern Umsatzwachstum und eine deutliche Steigerung des Betriebsergebnisses.

Spektakuläre Personalie: Alexis von Hoensbroech kehrt zurück

Parallel zu den wirtschaftlichen Herausforderungen sorgt eine überraschende Personalie für Aufsehen in der Branche: Alexis von Hoensbroech, derzeit CEO der kanadischen Fluggesellschaft “Westjet”, soll in den Aufsichtsrat der Lufthansa berufen werden. Diese Entscheidung wurde am Mittwoch nach einer Aufsichtsratssitzung bekannt gegeben. Von Hoensbroech soll Tom Enders ersetzen, der auf eigenen Wunsch aus dem Kontrollgremium ausscheidet.

Was auf den ersten Blick wie eine Routineentscheidung wirkt, dürfte im Konzern und in der Branche intensive Spekulationen auslösen. Von Hoensbroech war bereits 16 Jahre lang für die Lufthansa tätig, zuletzt als Leiter der österreichischen Tochter “AUA”, bevor er den Konzern 2022 verließ – nach Aussagen von Weggefährten auch aufgrund fehlender Karriereperspektiven innerhalb der Lufthansa-Gruppe. Noch im Herbst 2023 hatte er gegenüber dem “Fachportal Airliners.de” erklärt, das Kapitel Lufthansa sei für ihn abgeschlossen.

Spekulationen über zukünftige Führungsrolle

Branchenexperten diskutieren nun mehrere mögliche Szenarien für von Hoensbroechs Rückkehr. Eine Option wäre die Nachfolge von Karl-Ludwig Kley als Aufsichtsratsvorsitzender, dessen Vertrag 2026 ausläuft – eine Aufgabe, für die dem erfahrenen Luftfahrt-Manager durchaus die nötige Kompetenz zugesprochen wird. Allerdings stellt sich die Frage, ob dies mit seinen Verpflichtungen bei “Westjet” vereinbar wäre, insbesondere angesichts der Gerüchte über eine mögliche Rückkehr der kanadischen Airline an die Börse.

Ein noch aufsehenerregenderes Szenario, das in Konzernkreisen kursiert: Von Hoensbroech könnte perspektivisch als Nachfolger von CEO Carsten Spohr in Betracht kommen. Ein Wechsel vom Aufsichtsrat in den Vorstand ist grundsätzlich möglich, wie vergleichbare Fälle bei der “Kühne Holding”, “Thyssen-Krupp” oder “MTU Aero Engines” zeigen. Allerdings läuft Spohrs Vertrag noch bis Dezember 2028. Von Hoensbroech wäre dann 58 Jahre alt – bei einer inoffiziellen Altersgrenze von 60 Jahren für Lufthansa-Vorstände ein durchaus realistisches Zeitfenster.

In Konzernkreisen wird zudem spekuliert, dass Spohr die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum der Lufthansa im kommenden Jahr für einen würdevollen Abschied nutzen könnte. Der amtierende CEO hat allerdings wiederholt betont, dass ihm seine Position trotz aller Herausforderungen nach wie vor Freude bereitet.

Erfolgreicher Managementansatz

Für von Hoensbroech spricht seine erfolgreiche Bilanz sowohl bei der Lufthansa als auch bei “Westjet”. Während der Pandemie sicherte er die Zukunft der angeschlagenen “AUA”, indem er in zähen Verhandlungen erhebliche Einsparungen mit den Arbeitnehmervertretern vereinbarte. Bei “Westjet” hat er die Struktur der kanadischen Billigfluggesellschaft grundlegend umgestaltet, indem er die Langstreckenflotte der “Boeing 787” in Calgary konzentrierte und den Flughafen zum internationalen Drehkreuz ausbaute.

Unter seiner Führung hat “Westjet” Kosten gesenkt und die Produktivität gesteigert. Seine Strategie positioniert die Airline am oberen Ende des Low-Cost-Segments mit Premium-Elementen – ähnlich dem Ansatz von “Easyjet”. Mit über 200 Flugzeugen, mehr als 100 Zielen in Nordamerika, Asien und Europa sowie rund 11.000 Beschäftigten ist “Westjet” nach “Air Canada” die zweitgrößte Fluggesellschaft Kanadas.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass “Air Canada” Mitglied im Joint Venture “Atlantic Plus-Plus” von Lufthansa ist. Wie die mögliche Berufung von Hoensbroechs bei diesem engen Partner der Lufthansa aufgenommen wird, bleibt abzuwarten.

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