Leerverkäufe an den Börsen - Hedgefonds wetten auf sinkende Märkte
Im Fokus stehen derzeit keine einzelnen Werte mehr. Shortseller, die mit ihren Leerverkäufen auf fallende Kurse wetten, nehmen aufgrund der Marktsituation ganze Börsensegmente in Form von Indizes in den Blick.
Der Wert der “Short-Wetten” summiert sich bei den mehr als 3000 ETFs in den USA auf knapp 250 Milliarden US-Dollar. Obwohl die Märkte sich weiter stabilisiert haben, nimmt die Tendenz weiter zu. Vor einem Monat lag der Wert noch bei 243 Milliarden Dollar. Folglich nehmen auch die Kursrisiken weiter zu.
Leerverkäufe als Indikator
„Das ist ein Warnsignal“, erklärt Volker Brühl, Geschäftsführer des Center for Financial Studies in Frankfurt. „Das Verhalten der Hedgefonds ist ein sehr starker Marktindikator.“ Daraus lässt sich ableiten, in welch prekären Zeiten sich die Märkte befinden. Es wird sozusagen mit Kurseinbrüchen gerechnet. Werden ETFs auf ganze Indizes geshortet, ist dies in der Regel ein Zeichen dafür, dass die Hedgefonds und Profiinvestoren mit fallenden Kursen rechnen, möglicherweise durch eine Korrektur.
Mit Leerverkäufen kann das Portfolio zudem abgesichert werden. Dies wird im Fachjargon “Hedging” genannt. „Was wir jetzt sehen, ist kein spontanes Ausnutzen einer spekulativen Übertreibung bei einzelnen Aktien, sondern Ausdruck einer allgemeinen Grundskepsis gegenüber den Aktienmärkten“, erklärt Brühl dazu.
Leerverkäufe
Bei einem Leerverkauf (englisch: short sale) werden Basiswerte verkauft, die im Vorfeld für einen bestimmten Preis geliehen wurden. Der Leerverkäufer spekuliert in der geliehenen Zeit darauf, dass der Preis des Wertes sinken wird. Es wird ein Gewinn erzielt, wenn der Basiswert während der Leihzeit sinkt.
Prognose
Im Zuge der gegenwärtigen wirtschaftspolitischen Situation rechnet Anlagestratege Michael Wilson von Morgan Stanley damit, dass Unternehmen ihre Gewinnprognosen minimieren werden: „In Ermangelung eines offensichtlichen Schocks wie einer Rezession passen die Unternehmen ihren Ausblick nur langsam nach unten an [...] Das bedeutet, dass die Aktien bis zur Berichtssaison zum zweiten Quartal auf dem aktuellen Niveau bleiben könnten, wenn die nächste Abwärtsbewegung wahrscheinlich beginnen wird.“
S&P 500
Der Stratege hatte jüngste Korrekturen bereits vorausgesagt. Für den S&P 500 (ISIN: US78378X1072 ; WKN A0AET0) prognostiziert er für Ende August einen Wert von knapp 3400 Punkten. Der US-amerikanische Aktienindex, der die 500 größten Unternehmen des Landes listet, liegt momentan bei 4115 Punkten. Bis August würde dies ein Minus von fast 20 bedeuten. In Anbetracht der noch bevorstehenden Leitzinserhöhungen keine unrealistische Prognose.
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