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Kriege und Aktienmärkte

Welche Folgen Kriege in der Vergangenheit für Aktienmärkte hatten und was daraus für aktuelle Konflikte zu lernen ist. Ein Rückblick.

Der Angriff Russlands auf die Ukraine am Donnerstagmorgen hatte auch einen unmittelbaren Einfluss auf die Aktienbörsen, deren Indizes hohe Verluste verzeichneten. Doch bereits in der Vergangenheit haben sich kriegerische Konflikte in den Finanzmärkten widergespiegelt. 

Während der Kubakrise 1962 brach der Dow-Jones-Index heftig ein, konnte sich jedoch recht schnell erholen und gewann letztlich sogar 24% an Wert. Ein ähnliches Phänomen zeigt sich in der Betrachtung des Dritten Golfkrieges 2003. Die Börsen reagierten auf den Sturz Saddam Husseins im Irak mit hohen Kursgewinnen. Der DAX konnte während der kurzen Kriegshandlung um rund 800 Punkte zulegen, der Dow-Jones-Index sogar um etwa 900. Es zeigt sich, dass sich, historisch betrachtet, kurze militärische Konflikte relativ schwach auf die Finanzmärkte auswirken.

Lange Konflikte, wie etwa der Vietnam-Krieg (1955-1975, US-Kriegseintritt 1965), hatten für Börsen hingegen dramatischere Folgen. Die Kursverläufe von US-Aktien stagnierten und gerieten während der Schlussphase des Konflikts besonders unter Druck. Experten machen dafür rückblickend auch eine Kombination aus steigenden Staatsausgaben für Rüstungsgüter sowie hohe Zinsen und eine hohe Inflation verantwortlich. 

Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei Donner & Reuschel, betont, dass vergangene Konflikte nur kurze Einbußen auf den Aktienmärkten nach sich gezogen haben, weist aber darauf hin, dass nicht klar sei, wie sehr die Kurse nun einbrechen können und das Anleger Zurückhaltung üben sollten, solange das Ausmaß des russischen Angriffes, sowie der verordneten Sanktionen gegen Russland, noch nicht absehbar sei.  

Für den Einfluss geopolitischer Krisen auf die Aktienentwicklung ist aber auch die makroökonomische Gesamtlage entscheidend. Während in Phasen gesunder Konjunktur und einer niedrigen Zinspolitik solche Krisen kaum Folgen nach sich ziehen, können sie während einer angespannten Wirtschaftslage die Abwärtsbewegungen an den Börsen sogar vorantreiben.

Einige Investoren wollen auch eine Unterstützung durch die Notenbanken nicht ausschließen. Schon die Folgen der Coronapandemie wurden durch, von den Notenbanken initiierten, Geldschwemmen und Niedrigzinsen abgeschwächt. Für Marcel Müller, Leiter des Portfoliomanagements bei HQ Trust, wäre dabei ein Fokus der Zentralbanken auf die Konjunktur, weswegen der Zinsanstieg geringer als erwartet ausfallen könnte, hilfreich. 

Analysten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) stellen einige Vergleiche zwischen dem russischen Einmarsch in die Ukraine und dem Zweiten Golfkrieg Anfang der 90er Jahre auf. Nachdem im Sommer 1991 der Irak Kuwait überfiel und das Land erst im Frühjahr 1991 befreit werden konnte, blieben die Aktien für etwa vier Monate gedrückt und der DAX verlor zu dieser Zeit nahezu 19% an Wert. Ebenso ließen sich die Folgen für die weltweite Energieversorgung vergleichen. Während des Zweiten Golfkrieges verdoppelte sich der Ölpreis innerhalb von zwei Monate auf 40 Dollar das Barrel. 

Die LBBW geht davon aus, dass Investoren nun in sichere Anlagen flüchten und die Aktienmärkte weit zurückfallen. Ende des Jahres könnte der DAX bereits auf bei 9000 Punkten stehen. Im Unterschied zu vergangenen Konflikten liegt der Kriegsschauplatz nun mitten in Europa. Das legt den Vergleich mit den Anschlägen vom 11.9.2001 nahe. Der DAX brach um zehn Prozent ein und der Dow-Jones fiel um acht Prozent. Jedoch folgte eine schnelle Erholung.

Anleger, die in dieser Situation investiert bleiben, können nach Expertenmeinung, wie in der Coronapandemie, trotz zeitweiliger Verluste hohe Gewinne erzielen.

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