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Infineon
WKN 623100

Europa verschläft Investitionen in Chip-Produktion

Neben den anfälligen Lieferketten gilt die US-Konkurrenz als Hemmnis.

Europa wird in der Chipproduktion weiter abgehängt. In den USA werden etwa fünfmal so viele Gelder in die Chip-Produktion investiert wie diesseits des Atlantiks. In Japan, Südkorea und Taiwan wird etwa viermal so viel in den Bau neuer Farben investiert. 

„Stand jetzt kann Europa seinen Marktanteil allenfalls halten“, warnt Everstream-Experte Mirko Woitzik. Obwohl man den Anteil an der weltweiten Chipproduktion in Europa bis Ende des Jahrzehnts auf 20% verdoppeln wollte, ist des mit den derzeitigen Investitionen nicht möglich. 

Auch das Bundeswirtschaftsministerium weiß darum: „Das Ziel einer Verdoppelung des europäischen Anteils an der Weltproduktion ist ambitioniert“, heißt es in einer Antwort des Ministeriums auf eine kleine Anfrage der Linksfraktion. Weiter heißt es: „Insgesamt wird innerhalb des nächsten Jahrzehnts mit einer Unterversorgung gerechnet.“

Das sind schlechte Nachrichten für europäische Chip-Kunden, die weiterhin auf Lieferungen aus Übersee angewiesen sind, die unsicher bleiben. „Die Lieferengpässe auf breiter Front sind vorbei. Einzelne Chips aber sind noch immer knapp – und das wird auch auf lange Sicht so bleiben“, sagt Jan-Hinnerk Mohr von der Beratungsgesellschaft BCG.

Allerdings sind die benötigten Chips elementar für Europa. “90 Prozent der Industrieunternehmen sind auf Halbleiter angewiesen, für 80 Prozent sind sie sogar unverzichtbar“, sagt Achim Berg, Präsident des Digitalverbands Bitkom. Entsprechend seien neue Fabriken in Deutschland unverzichtbar, „weil der Bedarf an Halbleitern auch in Schlüsselbereichen wie dem autonomen Fahren, erneuerbaren Energien oder Künstlicher Intelligenz künftig zunehmen wird“.

Als Hauptrisiko gilt die Spannung zwischen China und Taiwan, die im Ernstfall zu einem Ausfall der Lieferungen führen könnte. Unternehmen wie Infineon (WKN: 623100 ;ISIN: DE0006231004) oder NXP (WKN: A1C5WJ ; ISIN: NL0009538784) beziehen ihre Chips hauptsächlich aus Taiwan. Die in Amerika entstehenden Werke sind hingegen keine Entlastung für das deutsche Risiko. „In Amerika fließen die Gelder bislang vor allem in Werke für Chips der kleinsten Strukturgrößen“, meint Ondrej Burkacky, Halbleiterexperte des Beratungsunternehmens McKinsey. Diese Halbleiter werden vor allem in Smartphones und Computer verbaut, eine Industrie, die in Europa kaum etabliert ist. 

Die Schwierigkeit ausländischer Investoren nach Deutschland zu locken, zeigt sich derzeit am Beispiel von TSMC. Das Unternehmen aus Taiwan verhandelt seit über einem Jahr über staatliche Subventionen für den Bau einer Fabrik für Chips mit Strukturgrößen zwischen 16 und 28 Nanometer in Sachsen. Diese Chips werden vor allem in der Automobilindustrie wichtig. 

Ursula von der Leyen weiß, dass Europa die derzeitige Kapazität vervierfachen müsste, um die selbstgesteckten Ziele zu erreichen. Dass Infineon fünf Milliarden EUR in ein Werk in Sachsen investiert, gilt als Anfang. Derzeit entstehen Fabriken im Wert von 32 Milliarden EUR, die bis 2026 an den Start gehen sollen. In Amerika beträgt das Volumen 160 Milliarden USD. 

Problematisch ist, dass US-Unternehmen in der Branche marktbeherrschend sind und zunehmend im eigenen Land investieren. „US-Chiphersteller haben auf dem Heimatmarkt den zusätzlichen Vorteil, dass sie an bestehenden Standorten auf bereits vorhandener Infrastruktur aufbauen können, während bei neuen Projekten wie beispielsweise in Magdeburg ein Campus von null aufgebaut werden muss,“ so Wolfgang Büchele, Chef des Anlagenbauers Exyte

Mit Wolfspeed siedelt sich nun aber ein US-Unternehme in Deutschland an, welches erkannt hat, dass deutsche Automobilkunden gerne für in Deutschland hergestellte Chips bezahlen wollen. 

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