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Im Schatten der Trump-Zölle

Kanada sucht engere Wirtschaftsbeziehungen zur EU

Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. In diesem Fall dürfte das die EU sein. Angesichts drohender US-Zölle setzt Kanada verstärkt auf die Europäische Union als Handelspartner. Handelsministerin Mary Ng hat das Ziel bekräftigt, die Exporte außerhalb der USA bis 2025 um 50 Prozent zu steigern. Besonders im Fokus der europäischen Nachfrage stehen kritische Mineralien und seltene Erden, die für die Energiewende von entscheidender Bedeutung sind.

Kanada hat sich seit der Mitte des 20. Jahrhunderts zu einer globalen Rohstoffmacht entwickelt und zählt heute zu den führenden Produzenten essenzieller Ressourcen. In zahlreichen Schlüsselbereichen – darunter Kalisalz, Kobalt, Uran, Nickel, Platingruppenelemente und Diamanten – gehört das Land zu den fünf wichtigsten Lieferanten weltweit. Mit seinen reichhaltigen Vorkommen, nachhaltigen Fördermethoden und einer stabilen Wirtschaft ist Kanada ein unverzichtbarer Partner für die globale Industrie und Energiewende.

Bei einem Treffen mit EU-Handelskommissar Maros Sefcovic unterstrich Handelsministerin Ng das kanadische Bestreben, die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen weiter zu vertiefen. “Die Zahlen zum bestehenden Handelsabkommen sind wirklich gut”, erklärte sie gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Doch damit nicht genug: “Aber was können wir noch tun, um kanadischen Unternehmen zu helfen, in jedem der 27 Mitgliedstaaten Fuß zu fassen?”, fragte sie mit Blick auf die EU. “Und was können wir noch tun, um das Gleiche in Kanada zu erreichen?”. Besondere Bedeutung komme dabei den Gesprächen über kritische Rohstoffe und kleine Unternehmen zu.

Kanada und EU stärken strategische Rohstoffpartnerschaft 

Die Ministerin traf Sefcovic am Samstag in Brüssel, nachdem sie bereits am Freitag in Genf Gespräche mit der Generaldirektorin der Welthandelsorganisation (WTO), Ngozi Okonjo-Iweala, geführt hatte. Seit dem Inkrafttreten des Freihandelsabkommens im Jahr 2017 ist das Handelsvolumen zwischen der EU und Kanada um 65 Prozent gestiegen. Zudem wurde 2021 eine strategische Rohstoffpartnerschaft vereinbart, in deren Rahmen die EU besonderes Interesse an Metallen bekundet hat, die für die Energiewende von entscheidender Bedeutung sind.

Kanada seinerseits verfolgt eine Diversifizierung seiner Exporte. Die Regierung in Ottawa hatte sich bereits 2018 das Ziel gesetzt, die Ausfuhren in Nicht-US-Märkte bis 2025 um die Hälfte zu steigern. Mary Ng zeigte sich zuversichtlich, dass dieses Ziel erreicht oder sogar übertroffen werden könne.

Hoffnung auf US-Bundesstaaten mit engen Handelsbeziehungen zu Kanada

Trotz der Bemühungen um eine stärkere wirtschaftliche Anbindung an die EU bleibt Kanada bestrebt, die USA von der Aufhebung der angedrohten Zölle zu überzeugen. Besonders im Fokus stehen dabei US-Bundesstaaten mit intensiven wirtschaftlichen Verflechtungen zum nördlichen Nachbarn.

„Das sind Staaten, die starke Geschäftsbeziehungen zu Kanada unterhalten“, betonte Ng am Samstag in Brüssel. Es sei essenziell, den Dialog mit diesen Partnern auf staatlicher und lokaler Ebene fortzusetzen. Sie hob zudem hervor: 

„Es ist wirklich wichtig, dass die Amerikaner selbst zu dem Schluss kommen, dass Zölle das Leben der Amerikaner tatsächlich teurer machen.“

Die Trump-Regierung hatte mit Einfuhrzöllen von bis zu 25 Prozent auf Waren aus Kanada und Mexiko gedroht, deren Einführung jedoch zunächst um 30 Tage verschoben wurde – unter anderem, weil Kanada Maßnahmen zur Grenzsicherung in Aussicht gestellt hatte, die insbesondere auf die Bekämpfung des illegalen Drogenhandels abzielen.

Mit Blick auf die angedrohten Handelshemmnisse betonte Ng: „In Zukunft sollten wir uns Zeit nehmen und Wege finden, um das zu erreichen, was der Präsident im Hinblick auf das goldene Zeitalter Amerikas anstrebt. Aber gleichzeitig muss es auch für Kanada funktionieren.“

Unterdessen verschärfte Trump am Freitag seine Rhetorik und kündigte an, bereits in der kommenden Woche gegenseitige Zölle gegen „alle“ zu verhängen, ohne jedoch konkrete Details zu nennen. Sollte es tatsächlich zu zusätzlichen Zöllen kommen, sei Kanada bereit, vor der WTO juristische Schritte zu prüfen, erklärte Ng: „Wir würden alle Optionen in Betracht ziehen, die Kanada zur Verfügung stehen. Kanada ist ein Land, das an ein regelbasiertes Handelssystem glaubt.“

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