Zum Inhalt springen
MarketWorld
MarketWorld

Gundlachs Sicht der Dinge

Wie der Investor Jeffrey Gundlach die Zukunft sieht.

Jeffrey Gundlach, der prominente Investor und Besitzer der Investment-Firma DoubleLine Capital, warnt im Handelsblatt-Interview vor einer Rezession in den USA und vor einer Schuldenkrise. Da Jerome Powell, Chef der US-Notenbank Fed, auf der letzten geldpolitischen Sitzung betont hat, dass er vorsichtig vorgehen will, geht Gundlach davon aus, dass die Rendite 10-Jähriger Staatsanleihen kurzfristig weiter sinken wird. 

Da seit einem Jahr bereits viele Indikatoren auf eine Rezession hindeuten würden, denkt er, dass die Fed die Zinsen nicht weiter anheben wird. Die Rezession, meint er, sei, sofern man nicht schon darin stecke, für das zweite Quartal des kommenden Jahres zu erwarten.

Auf den Einwand des Handelsblatts, dass das 4,9 Prozentige Wirtschaftswachstum der USA nicht auf eine Rezession hindeute, betont er, dass dieses das gleiche sei, wie das Wachstum, das man vor der Wirtschaftskrise erlebt habe. Weder das Wirtschaftswachstum noch die niedrige Arbeitslosenquote seien ein Grund zur Beruhigung. Hingegen zeigten die gestiegenen Anträge auf Arbeitslosenunterstützung, dass es schwieriger geworden sei, an neue Jobs zu kommen. 

Gundlach zeichnet im Falle einer Rezession ein bestimmtes Szenario: Sollten die USA in eine Rezession rutschen, würden die Zinsen gesenkt, womit die Anleiherenditen sinken. Gleichzeitig würde die Regierung die Ausgaben hochfahren, um die Wirtschaft anzukurbeln. Das sei die normale Reaktion. Aber es sei eine Besonderheit zu erwarten: “Wir werden feststellen, dass wir nicht alle diese Anleihen zu einem niedrigen Zinssatz an den Markt bringen können. Wer soll denn all diese Staatsanleihen kaufen? "Und dann müssten die Renditen wieder steigen.”

Dadurch verschärfe sich das Problem, dass die Zinsausgaben der USA weiter steigen werden, da alle Anleihen, die bei 0,25, 0,5 oder ein Prozent ausgegeben wurden mit großer Geschwindigkeit auslaufen und durch neue Staatsanleihen mit viel höherer Rendite ersetzt werden.

Gundlach fährt fort, dass Finanzierungsdefizite bereits jetzt sechs Prozent am amerikanischen BIP ausmachten, wobei diese Defizite durch die Nullzinspolitik ermöglicht wurde. Rund die Hälfte aller Staatsschulden, 17 Billionen USD, wird in den kommenden 36 Monaten fällig. Staatsanleihen dann mit höheren Zinsen zu refinanzieren würde die Staatsverschuldung immens erhöhen. 

Problematisch sei, dass egal wie sich die Rezession entwickle, selbst wenn sie ausbleibt, die Zinszahlungen einen immer größeren Teil des US-Bundeshaushalts in Anspruch nehmen.

Das Problem der Schulden sei seit den 80er Jahren stets in die Zukunft verschoben worden. Die einzige Möglichkeit, diese Schuldenlast zu tilgen, sei es, 80 Jahre lang jährlich zehn Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung der USA zurückzulegen, was aber keine realistische Option sei. Steigende Steuern sieht er aber, ohne Begründung, nicht als Lösung dieses Problems. 

In politisch unsicheren Zeiten investiert Gundlach bevorzugt in Anleihen mit Laufzeiten von zwei bis drei Jahren: “Wir haben einen ETF namens DCMB mit einem solchen Horizont." " Er investiert nur in sehr hochwertige Anleihen von Gewerbeimmobilien, daher wird es keine Ausfälle geben und die Rendite beträgt etwa acht Prozent.” In den letzten drei Jahren hat Gundlach auch zunehmend in europäische Aktien investiert und attestiert diesen, sich gut entwickelt zu haben. 

Seine bevorzugte Anlagestrategie bleibt aber eine Kombination von Anleihen. “Zum Beispiel durch gewerbliche Hypotheken gesicherte Wertpapiere mit attraktiven Renditen und geringem Ausfallrisiko, die kombiniere ich mit fünfjährigen Staatsanleihen, um mich gegen Abwärtsrisiken zu schützen." In den letzten 18 Monaten waren wir gegenüber Schwellenländeranleihen ziemlich negativ eingestellt, und das zu Recht, wie sich herausstellte. Aber nächstes Jahr, wenn die Rezession kommt, wird der Dollar schwächer werden, und dann könnten wir unser Engagement dort in lokalen Währungen erhöhen.”

Angesprochen auf die Magnificent Seven, betont Gundlach, dass er von dem baldigen Platzen einer Blase ausgeht und zieht Vergleiche zur Dotcom-Blase Anfang der 2000er.

Beliebte Artikel

A0B733

Rohstoffe

Energieträger Wasserstoff

Stehen die nachhaltigen Brennstoffzellen vor einem Börsen-Boom? Warum führende Unternehmen kurz vor einer Renaissance stehen könnten.

Allgemeiner Risikohinweis

Die Daten, Mitteilungen und sonstigen Angaben, die auf dem Portal zu finden sind, dienen ausschließlich Informationszwecken. Alle Informationen und Daten stammen aus Quellen, die zum Zeitpunkt ihrer Erstellung nach presserechtlichen Gesichtspunkten als zuverlässig wahrgenommen wurden. Für die Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen sowie für Vermögensschäden wird keinerlei Haftung oder Garantie übernommen.

Der Erwerb von Wertpapieren birgt Risiken, die zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen können. Die auf Market World angebotenen Informationen und Nachrichten sind zu keinem Zeitpunkt als auf individuelle Bedürfnisse ausgerichtete fachkundige Anlageberatungen anzusehen. Die maßgeblichen Informationen können bei den herausgebenden Emittenten angefordert werden. Eine Haftung für Schäden aufgrund von Handlungen, die ausgehend von den auf dieser oder einer der nachfolgenden Seiten enthaltenen Informationen vorgenommen werden, entfällt.

MarketWorld
© 2024 Market World - Alle Rechte vorbehalten 3.1.4
ImpressumDatenschutz