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EZB verkündet Zinsanstieg

Der Leitzins wird auf 3,5% angehoben. Ökonom:innen und Anleger:innen begrüßen die Entscheidung.

Wie im Vorfeld bereits signalisiert, hat die Europäische Zentralbank den Leitzins am Donnerstag um 0,5% auf 3,5% angehoben. Ob weitere Erhöhungen folgen, ist derzeit noch nicht sicher. EZB-Chefin Lagarde hat verdeutlicht, dass die EZB bereit sei, Banken mit etwaigen Liquiditätsproblemen zu helfen. 

Die EZB hat den Leitzins um 50 Basispunkte auf 3,5% angehoben. Der Einlagenzins, der Zinssatz, den Banken für ihre Einlagerungen in der Zentralbank erhalten, steigt auf drei Prozent. Die Zinserhöhung ist eine erneute Reaktion auf die Inflation im Euro-Raum. Die  Kerninflation, die Inflation, die von Energie und Lebensmitteln bereinigt ist, ist im Februar auf einen Rekordstand von 5,6% gestiegen. Da die Kerninflation als belastbarer Indikator für den mittelfristigen Teuerungstrend gilt, behalten Notenbanker:innen deren Entwicklung stets im Blick. 

Die Erhöhung des Zinses um 50 Basispunkte sei der einzige Weg gewesen, der sich im Rat der EZB ergeben hätte, so Lagarde. Entsprechend schnell sei die Entscheidung gefallen. Ein paar Mitglieder des Rates hätten sich gegen den Anstieg ausgesprochen. Die EZB gibt allerdings kein Signal, dass weitere Zinserhöhungen folgen könnten. Lagarde betont aber, dass man weiter entschlossen gegen die Inflation vorgehen wolle. Weitere Entscheidungen würden davon abhängen, wie schnell sich die höheren Zinsen in der Wirtschaft niederschlagen. 

Die Ankündigung, Banken zu helfen, erklärt Lagarde als Reaktion auf die angespannte Lage im Bankensektor. Wenngleich die Euro-Zone gut kapitalisiert und widerstandsfähig sei, habe man mehrere Instrumente, um die Stabilität des Finanzsystems und die Liquidität der Banken zu gewährleisten. Laut Lagarde bestehe kein Konflikt zwischen dem Ziel der Stabilisierung des Finanzsystems und dem Anstieg des Leitzinses. 

Die Märkte reagieren positiv auf die Entscheidung. Der Dax notierte am Ende des Handelstages am Donnerstag etwa zwei Prozent im Plus über der Marke von 15.000 Punkten. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel zeitweise unter 2,2%, konnte sich aber wieder erholen. Für gewöhnlich sind steigende Zinsen ein schlechtes Zeichen für Aktienkurse, allerdings rechnen Anleger:innen anscheinend mit einem Ende der Zinssprünge. Frederic Ducrozet vom Schweizer Vermögensverwalter Pictet rechnet aber mit einer strafferen Geldpolitik, wenn die Panik im Bankensektor nachlässt. 

Lagarde kündigte weiteres Handeln an, wenn neue Prognosen zur Inflations- und Wachstumsentwicklung eintreten. Derzeitige Prognosen beachten nur die Zahlen bis Mitte Februar, weshalb die aktuellen Turbulenzen nicht im Ausblick bedacht sind. 

Bei den meisten Ökonomen trifft die Zinserhöhung auf Zustimmung. Der Chefvolkswirt der Dekabank, Ulrich Kater, spricht von einem “berechtigten Vertrauen in die Solidität des europäischen Bankensystems”. Auch Jörg Krämer von der Commerzbank lobt die Entscheidung. Er geht sogar von weiteren Zinsschritten aus. Seiner Ansicht nach wird der Einlagezins in den kommenden Monaten auf 3,5% angehoben. 

Laut Prognosen der EZB könnten sich Gesamt- und Kerninflation in den kommenden Monaten weiter gegensätzlich bewegen. Die EZB rechnet mit einer durchschnittlichen Inflation von 5,3% für 2023. Noch im Dezember lag die Schätzung bei 6,3%. Für 2024 rechnet die EZB mit 2,9% und für 2025 mit 2,1%. Die Prognose der Kerninflation wurde allerdings seit Dezember um 0,4% auf 4,6% erhöht. Die Erwartungen für das Folgejahr fallen mit 2,5% geringer aus. 

Wegen des starken Arbeitsmarktes und der Rückläufigen Energiepreise sind die Ausblicke für die Konjunktur optimistisch. Die Währungshüter rechnen mit einem Wirtschaftswachstum von einem Prozent. Damit liegt die Prognose doppelt so hoch wie im Dezember. Die Prognosen für 2024 und 2025 haben sich mit jeweils 1,6% eingetrübt. Als Grund gibt die EZB Bremseffekte durch die straffe Geldpolitik an. 

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