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Europäisches Lithium - Von Chancen und Ressentiments

In vielen europäischen Ländern sind Lithium-Vorkommen vorhanden, die aufgrund der hohen weltweiten Nachfrage gewinnbringend ausgebeutet werden könnten. Doch woran scheitert die Nutzung dieser Ressourcen?

Die Nachfrage nach Lithium wächst seit Monaten extrem und damit steigt auch der Preis des Leichtmetalls. Lithium ist der wichtigste Bestandteil von Lithium-Ionen-Batterien, die für Elektroautos benötigt werden. In den letzten zwei Jahren hat sich der Preis des Rohstoffes, laut dem Analysehaus Benchmark Minerals, nahezu verzehnfacht. Aufgrund der Knappheit würde sich sogar der teure Lithium-Abbau in Europa lohnen.

Der europäische Abbau scheitert jedoch oft am Widerstand der lokalen Bevölkerung. Zuletzt hat Rio Tinto (WKN: 852147 ; ISIN: GB0007188757), aufgrund besagten Widerstandes, eine Investition in Serbien über zwei Milliarden Euro abgesagt. Europaweite Sondierungen für den Lithiumabbau haben ähnliche Probleme. Da die Rechtsprechung in Europa eher bergbaufeindlich sei, glaubt George Miller von Benchmark Minerals, dass Europa bis 2025 lediglich zwei Prozent Marktanteil am weltweiten Lithiumabbau haben wird. Die EU-Kommission will zwar die Rahmenbedingungen für den Lithiumabbau verbessern, doch viele Mitgliedstaaten sperren sich gegen den Rohstoffabbau im eigenen Land.

In Deutschland haben zwei Unternehmen Pläne für die Lithiumförderung: Zinnwald Lithium (WKN: A2DWS6 ; ISIN: GB00BFN4GY99) und Vulcan Energy (WKN: A2PV3A ; ISIN: AU0000066086). Vor der Pleite wollte bereits das Unternehmen Solarworld (WKN: A1YCMM ; ISIN: DE000A1YCMM2) im Zinnwald im Erzgebirge nach Lithium schürfen. Die Produktion sollte 2021 beginnen, doch mehrere Besitzerwechsel und Umstrukturierungen verhinderten dieses Ziel. Derzeit erstellt das Unternehmen eine Machbarkeitsstudie. Sicher ist aber, dass noch weitere Mittel für die Produktion nötig sein werden. Auf tschechischer Seite arbeitet das teilstaatliche Unternehmen CEZ (WKN: 887832 ; ISIN: CZ0005112300) ebenfalls am Abbau von von Lithium in der Region. 

Vulcan Energy plant das Lithium aus dem Rheingraben zwischen Frankfurt und Basel zu gewinnen und dabei das Metall ohne Treibhausgasemissionen abzubauen und gleichzeitig durch den Abbauprozess Energie aus der Geothermie zu gewinnen. Zu diesem Zweck wurde bisher ein Geothermiewerk erworben und weitere sollen gebaut werden. Die lokale Bevölkerung wehrt sich aber gegen den Bau weiterer Werke. Darüber hinaus befindet sich das Unternehmen in einem Rechtsstreit mit einem Shortseller, der Zweifel an dieser Methode geweckt hat. 

In Finnland möchte Keliber bereits 2024 die “größte Lithium-Grube Europas” in Betrieb nehmen. Dort sollen pro Jahr etwa 15.000 Lithiumhydroxid produziert werden. Mit Anteilen von 26,6% steht das südafrikanische Bergbauunternehmen Sibanye-Stillwater (WKN: A2PWVQ ; ISIN: ZAE000259701) als Geldgeber im Hintergrund. Bisher verzögerte sich das Projekt aber aufgrund fehlender Baugenehmigungen. Man rechnet jedoch mit einem Baustart im Sommer 2022. 

In Portugal wurden bisher in sechs Gebieten Probebohrungen genehmigt um herauszufinden, ob dort der Lithiumabbau lohnenswert ist. Doch dem Abbau steht eine massive Ablehnung durch die Bevölkerung entgegen. Um den Gemeinden entgegenzukommen wurde veranlasst, dass die Gewinne aus dem Bergbau zukünftig mit den Anwohnern geteilt werden sollen. Portugals größtes Lithiumvorkommen wird in der Gemeinde Covas do Barroso vermutet. Die Schürfrechte liegen bei dem Bergbaukonzern Savannah Resources (WKN: A1C8XS ; ISIN: GB00B647W791). Das Unternehmen will dort jährlich 175.000 Tonnen des Lithium-Minerals Spodumen fördern. Die Gemeinde hat, bisher ohne Ergebnis, gegen das Projekt geklagt. 

Besonders große Lithium-Vorkommen werden in der spanischen Region Extremadura vermutet. Laut dem Unternehmen Tecnología Extremeña del Litio sollen die Vorkommen für den Bau von 10 Millionen Elektroautos ausreichen. Das Unternehmen gehört zu 75% dem australischen Konzern Infinity Lithium (WKN: A2JH72 ; ISIN: AU0000007627) und zu 25% einer Tochter des spanischen Baukonzerns Sacyr (WKN: 853624 ; ISIN: ES0182870214). Die Regionalregierung wehrt sich aber gegen den geplanten Abbau. Nachdem die Erlaubnis für weitere Bohrungen ausgesetzt wurde brach der Aktienkurs von Infinity Lithium ein und das Papier wurde vom Handel ausgesetzt. Der Konzern zog gegen die Entscheidung vor Gericht. Bisher wurde noch kein Urteil gefällt.

In Österreich möchte die European Lithium (WKN: A2AR9A ; ISIN: AU000000EUR7)

bereits seit 2016 das Edelmetall abbauen. Doch aufgrund von Eigentumskonflikten und der Corona-Pandemie verzögerte sich das Projekt. Dietrich Wanke, der Chef des Unternehmens, rechnet damit, dass der Abbau  auf der Weinebene im Bundesland Kärnten Anfang 2025 losgehen könnte. Der Staat Österreich hat bisher 54 Explorationslizenzen und elf Bergbaulizenzen an den Konzern vergeben, die dem Unternehmen den Abbau erlauben. Derzeit wären die Kosten für diese Unternehmung aber horrende, da European Lithium 450 Millionen EUR investieren müsste. Demgegenüber belaufen sich die Vorkommen auf 12,9 Millionen Tonnen lithiumhaltigem Gestein, woraus jährlich 10.000 Tonnen von batteriefähigem Lithium hergestellt werden könnten. 

In der italienischen Region Campagnano di Roma werden ebenfalls große Lithiumvorkommen in bisher unbekanntem Ausmaß vermutet. Dort hat Vulcan Energy eine Forschungsgenehmigung für ein Areal von 11,5 Quadratkolimetern bekommen, um innerhalb von anderthalb Jahren zu prüfen, ob der Lithium-Abbau dort lohnenswert ist. Bereits in den Siebzigern wurden in der Region bei Bohrungen hohe Lithium-Konzentrationen nachgewiesen. Der Bürgermeister von Campagno zeigt sich, trotz Bedenken wegen der Umwelt, offen für den neuen Industriezweig in seiner Region.

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