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Der europäische Aktienmarkt startet gut ins neue Jahr

Warum Experten dennoch zur Zurückhaltung raten und den geeigneten Zeitpunkt zum Investieren derzeit nicht sehen

Der Jahresauftakt der europäischen Börsen ist gelungen. Am Montag konnte der Euro Stoxx 50, der die größten börsennotierten Unternehmen der Euro-Zone beinhaltet, um 1,2 Prozent und am Dienstag um einen weiteren Prozentpunkt zulegen. Jan Viebig, Chefanlagestratege von Oddo BFH, hält den richtigen Einstiegsmoment allerdings noch nicht für gekommen, da man erst am Anfang einer Rezession stehe. Mit seiner Einschätzung, dass sich der Markt zunächst seitwärts bewegt, teilt er den Konsens vieler Strategen und Analysten. 

Auch die Erwartung einer Rezession ist Konsens, die Wahrscheinlichkeit liegt in Europa bei 80 Prozent. Die meisten Experten gehen aber von einer moderaten Rezession aus. Laut JP Morgan Asset Management liegt das größte Risiko für eine starke Rezession im Euro-Raum in der Energieversorgung, da Russland seit dem Angriff auf die Ukraine die Gaslieferungen eingestellt hat. Laut Experten von JP Morgan ist zumindest für diesen Winter das Risiko für die Gasversorgung gesunken, da man über den Sommer russisches Erdgas in den Gastanks durch US-Flüssiggas ersetzen konnte. Der milde Herbst sorgte ebenfalls für genug GAS für die wichtigsten Wintermonate. Sofern die Temperaturen nicht umschlagen, ist davon auszugehen, dass man eine Rationierung des Gases vermeiden könne, womit ein neuer Energiepreisschock umgangen wird. 

Nach dem schwachen Börsenjahr 2022 scheint es, als sei nun der richtige Zeitpunkt für den Einstieg. Sonja Laud von Legal & General Investment Management meint ebenfalls, dass dieser Zeitpunkt noch auf sich warten lässt, da die Gewinnrevision noch nicht an die Rezession angepasst ist. Da die Aktienmärkte voraussichtlich die Talsohle erreichen, bevor die Wirtschaft am Tiefpunkt ist, sollte man warten, bis die Gewinnrevisionen am niedrigsten sind. 

Laut Viebig sei es in den vergangenen acht Rezessionen in sieben Fällen das richtige Vorgehen gewesen, das Aktiengewicht im letzten Drittel einer Rezession zu erhöhen. Im Schnitt dauert einen Rezession 11,5 Monate. Allein im Jahr 2000 habe dieses Vorgehen nicht funktioniert, da Aktien sehr teuer waren und die Rezession kurz gewesen ist. 

Derzeit gelten europäische Aktien aber nicht als teuer. Mark Heslop und Mark Nichols von Jupiter Asset Management erklären, dass die Aktienkurse zwar weltweit, in Europa aber besonders heftig, eingebrochen seien. Im Vergleich zu US-Aktien haben europäische Aktien, gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis, einen Bewertungsabschlag von 50%. Zuletzt war dieser Abschlag vor fünf Jahren so hoch. Gleichzeitig bedeutet das, dass das Erholungspotenzial europäischer Aktien höher ist, bei einem gleichzeitig niedrigen Abwärtsrisiko. Dass der Euro zuletzt gegenüber dem US-Dollar stieg, ist ein Zeichen, dass Kapital in die europäischen Aktienmärkte fließt. Die meisten Experten rechnen mit einer Erholung in der zweiten Jahreshälfte. Neben der milden Rezession setzt man dabei auf eine nachlassende Inflation und die Wiedereröffnung der chinesischen Wirtschaft. 

Ist die Inflationsrate rückläufig, dann würde dies als Zeichen gelten, dass die Zinserhöhungen der EZB bald abgeschlossen wären. Steigende Zinsen wirken grundsätzlich negativ auf die Wirtschaft und die Aktienmärkte. JP Morgan Asset rechnet mit einer sinkenden Inflationsrate, da sich die Konjunktur abkühlt, der Arbeitsmarkt schwächer wird, sich die Lieferketten wieder entspannen und Europa seine Energieversorgung derzeit diversifiziert. Die Inflationszahlen für Dezember sprechen dafür. Diese lagen zuletzt bei 8,6%, im November noch bei 10 Prozent. 

Die Situation in China kann am Aktienmarkt derzeit in zwei Richtungen wirken 

Wenn China sich nach der Null-Covid-Politik wirtschaftlich schnell erholen würde, würde auch Europa davon profitieren. Da die Pandemie in der Volksrepublik aber noch nicht vorbei ist, könnte die Wirtschaft aber weiterhin beeinträchtigt werden. 

Die meisten Aktienstrategen raten in diesem unsicheren Umfeld zu Qualitätsaktien von Unternehmen mit einem robusten Geschäftsmodell. Laut Viebig ist es wichtig zu diversifizieren. Entscheidend sei indes die Bewertung. Bei steigenden Zinsen sei es wichtig, nicht in Unternehmen investiert zu sein, deren Gewinne in der Zukunft liegen, da diese dann höher abgezinst werden müssen. 

JP Morgan Asset Management rät risikoaversen Anlegern zu Unternehmen mit hohen Dividenden. Aktien mit stabilen Gewinnen seien angemessener bewertet als jene mit geringen oder kleinen Gewinnen. Vorsichtige Anleger sollten sich deswegen auf dieses preiswertere Marktsegment konzentrieren. 

Erneuerbare Energien gelten als Profiteure der derzeitigen Krise

Eine große Chance sehen die Experten im Bereich erneuerbare Energien, da diese langfristig von der Energiekrise profitieren. Die beschleunigte Einführung erneuerbarer Energiequellen führt zu Rückenwind bei Energieunternehmen, die ihre Kapazitäten ausbauen können. JP Morgan Asset Management nennt keine konkreten Titel. Javier Lodeiro von der Vermögensverwaltung Wilbe der Liechtensteinischen Landesbank rät zu Orsted (WKN: A0NBLH ; ISIN: DK0060094928) und Vestas Wind (WKN: A3CMNS ; ISIN: DK0061539921).

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