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Was die aktuelle Finanzkrise bedeutet und was wir aus der Geschichte lernen können

„Es besteht die Gefahr einer sehr ernstzunehmenden Wirtschaftskrise aufgrund der stark gestiegenen Energiepreise, aufgrund der Lieferketten-Probleme, aufgrund auch der Inflation“.

Diese Worte von Finanzminister Christian Lindner portraitieren die finanzpolitische Lage, in der sich unter anderem die Bundesrepublik Deutschland befindet. 

Kurz vor einem Spitzentreffen der Regierungskoalition, bei dem über Maßnahmen im Kampf gegen die Preissteigerung beraten wird, warnt der FDP-Politiker, vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs, vor einer Wirtschaftskrise, die sich in einer jahrelangen Knappheit äußern könnte. 

Definition

Finanzkrisen lassen sich der Oberkategorie der Wirtschaftskrise zuordnen. Zu erkennen ist eine Finanzkrise durch plötzlich sinkende Vermögenswerte, sowohl Aktienkurse als auch Börsenkurse. Dies inhäriert außerdem die Zahlungsunfähigkeit und die wirtschaftliche Beeinträchtigung zahlreicher Unternehmen und Wirtschaftszweige. Häufig wird zwischen folgenden Krisen unterschieden: Bankenkrisen, Währungskrisen, Finanzsystemkrisen und Verschuldungskrisen. Allerdings handelt es sich bei dieser Kategorisierung nur um ein äußeres Erscheinungsbild, je nach globaler wirtschaftlicher Situation können sich Krisen in ihren Merkmalen überschneiden oder gegenseitig determinieren.

Aktuelle Lage 

Die Weltwirtschaft steht vor großen Herausforderungen: Die Lieferkettenprobleme und die Null-COVID-Politik der Volksrepublik China belasten das Wirtschaftswachstum zahlreicher Unternehmen. Der anhaltende Ukraine-Krieg treibt die Verbraucherpreise vieler europäischer Staaten in eine nicht zu stemmende Höhe. Zudem steigt die Inflationsrate in Deutschland und den USA immer höher. Im Mai 2022 stiegen die Verbraucherpreise in Deutschland im Vergleich zum Vorjahresmonat um 7,9 Prozent. Die Ursache lässt sich in der Mehrwertsteuersenkung in der zweiten Jahreshälfte 2020 finden. Diese Maßnahme wurde im Zuge der Corona-Pandemie vollzogen und sollte zur Entlastung der Bürgerinnen und Bürger beitragen. Außerdem verzeichneten fossile Brennstoffe einen hohen Preisanstieg, welcher durch den russischen Angriffskrieg weiter vorangetrieben wird. 

DAX (ISIN: DE0008469008 ; WKN: 846900): Der bedeutendste deutsche Aktienindex misst aktuell die Wertentwicklung der 40 größten und liquidesten, gemessen an der Marktkapitalisierung, Unternehmen des deutschen Aktienmarktes. Knapp 80 Prozent der Marktkapitalisierung börsennotierter Aktiengesellschaften werden durch den DAX repräsentiert. 

Das Handelsjahr 2022 wurde am 03. Januar mit knapp 16.020,73 Punkten eingeleitet. Seitdem fiel der Index um 18,98 Prozent auf 12.979,61 Punkte (Stand: 22.06.2022). 

MDAX (ISIN: DE0008467416 ; WKN: 846741): Der MDAX (abgeleitet von Mid-Cap-Dax) ist ein deutscher Aktienindex, der die Entwicklung der 50 größten Unternehmen im Hinblick auf Marktkapitalisierung und Orderbuchumsatz notiert, die den 40 Unternehmen des DAX folgen. Seit Beginn des Jahres musste der Mid-Cap-Dax knapp 24,51 Prozent an Wert hinnehmen und liegt nun bei 26.813 Punkten. 

USA 

Dow Jones (ISIN: US2605661048 ; WKN 969420): Der Dow Jones Industrial Average ist einer von mehreren Aktienindizes, die von den Gründungsvätern der Wall Street und des Unternehmens Dow Jones, Charles Dow und Edward Jones geschaffen wurde. Charles Dow rief den Index ins Leben, um die Entwicklung des US-amerikanischen Aktienmarktes zu messen. Er setzt sich aus den 30 größten US-Unternehmen zusammen. Es lassen sich durchaus Parallelen in der Entwicklung im Vergleich zum deutschen Aktienmarkt feststellen: Seit Anfang des Jahres musste der Index einen Rückgang von knapp 16,55 Prozent hinnehmen und liegt nun bei knapp 30.530,25 Punkten. 

S&P 500 (ISIN: US78378X1072 ; WKN A0AET0): Etwas breiter gefächert ist der Aktienindex S&P 500. Dieser listet die 500 größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen. Der S&P 500 ist ebenfalls nach der Marktkapitalisierung gewichtet und bei Aktionären, aufgrund seiner breiten Fächerung, sehr beliebt. Durch den Rückgang von 21,51 Prozent in den vergangenen sechs Monaten wird der Rückgang der US-Wirtschaftskraft deutlich. 

NASDAQ (ISIN: US6311011026; WKN: A0AE1X): Viele der börsennotierten Technologie-Unternehmen sind in der NASDAQ (Akronym für National Association of Securities Dealers Automated Quotations) gelistet. Die größte US-amerikanische Börse mit Sitz in New York wird auch als “Technologiebörse” betitelt. Besonders die Tech-Börse leidet unter der gegenwärtigen Finanzkrise. Dies zeigt sich an einem relativen Verlust von 30,09 Prozent seit Beginn des Handelsjahres. 

Finanzkrise 2008

Die Finanzkrise im Jahr 2008 wurde als die schlimmste Krise seit dem schwarzen Freitag von 1929 betitelt. Als Auslöser galt das Platzen der Immobilienblase. US-Bürgerinnen und -Bürgern mit geringem Einkommen erhielten damals Kredite zum Kauf eines Hauses. 

In einigen Ausnahmefällen wurden selbst Kredite an Privatleute ausgeteilt, die keinen Arbeitsplatz, keinen Besitz oder andere Vermögenswerte besessen haben. Dies waren dann die sogenannten Ninja-Kredite: No income, no job, no asset (englisch für: kein Einkommen, keine Arbeitsstelle, keine Vermögenswerte).

Aus dem Platzen der Immobilienblase entwickelte sich rasch eine Bankenkrise. Die Häuserpreise fielen, Immobilien wurden zwangsversteigert, was zur Folge hatte, dass Banken Abschreibungen in Milliardenhöhe machen mussten. 

Mit der Insolvenzanmeldung der Investmentbank “Lehman Brothers” am 15. September 2008 erreichte die Währungskrise ihren Höhepunkt: Die Börsenwerte fielen bodenlos in die Tiefe. Versicherungen mussten mit Milliardenkrediten gerettet werden, die US-Sparkasse Washington Mutual brach zusammen und die Angst vor einem Staatsbankrott stieg. Aus der US-Immobilienkrise entwickelte sich schnell eine Banken- und infolgedessen eine Währungskrise: Die Zinssätze in der Europäischen Union befanden sich auf einem niedrigen Niveau. Länder wie Griechenland und Portugal konnten sich mehr Geld leihen, als es die reale Wirtschaftskraft eigentlich zulassen würde. 

Fazit und Prognose: 

In Anbetracht der sinkenden Wirtschaftsleistung lässt sich feststellen, dass sich die globale Wirtschaft in einer Rezession befindet. Die Leitzinserhöhung in den USA hat einen Rückgang der Nachfrage als Folge, Großunternehmen wie Tesla haben bereits einen Stellenabbau angekündigt und die Inflationsrate ist mit 7,9 Prozent in Deutschland und 8,5 Prozent in den USA eklatant hoch.  Eine weitere Leitzinserhöhung der US-Notenbank FED wird im Juli erwartet. Fraglich ist jedoch, inwieweit die Europäische Zentralbank mit der hohen Inflationsrate umgehen wird. Zwar sind die gegenwärtigen Ausmaße der Finanzkrise nicht so verheerend wie im Jahre 2008. Dennoch scheinen Banken, Staaten und Institutionen wenig aus der Vergangenheit gelernt zu haben. Die exorbitanten Ausmaße verschiedener Einzelwerte im Jahr 2021, beispielsweise Tesla, Amazon oder Apple, oder auch die rekordverdächtigen Anstiege verschiedener Kryptowährungen, zeigten das Übermaß an Liquidität an den Märkten an. Ein Turnaround ist bei den herrschenden Verhältnissen äußerst unwahrscheinlich. 

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