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Commerzbank und Deutsche Bank - von Höhenflügen und Abstürzen

Nach der Veröffentlichung der ersten Quartalszahlen reagieren Anleger verschieden auf die grundsätzlich soliden Zahlen der Bankhäuser. Alle Hintergründe und Einzelheiten erklärt.

Obwohl die Commerzbank (WKN: CBK100 ; ISIN: DE000CBK10) und die Deutsche Bank (WKN: 514000 ; ISIN: DE0005140008), der Ukrainekrise zum Trotz, mit ihren Quartalsergebnissen die Erwartungen vieler Experten übertroffen haben, verzeichnete die Commerzbank am Mittwoch an der Börse einen Kurszuwachs von zwei Prozent, während die Aktie der Deutschen Bank fünf Prozent Verlust machte.

Die Commerzbank konnte Anleger zuletzt mit höheren Gewinnen als vorausgesagt überzeugen, obwohl sie kriegsbedingt höhere Rücklagen als die Deutsche Bank schuf. Diese konnte zwar an den angestrebten acht Prozent Rendite festhalten, musste aber höhere Kosten verkraften als erwartet. Die Folgen des Krieges in Osteuropa überschatten indes den Ausblick beider Bankhäuser. Christian Sewing, Chef der Deutschen Bank, befürchtet, dass die Auswirkungen die Gesamtjahresergebnisse beeinflussen könnten. 

Diese Aussicht hat jüngst dazu geführt, dass die amerikanische Fondsgesellschaft Capital Group ihre Anteile an beiden Banken verkauft hat. Da US-amerikanische Investoren das Umfeld in den USA derzeit für stabiler hielten, zögen sie sich zunehmend aus europäischen Bankgeschäften zurück, so Andreas Thomae, Fondsmanager bei der Deka.

Deutsche Unternehmen würden unter einem Wirtschaftskrieg gegen Russland stark leiden, weswegen beide Banken sich gegen Kreditausfälle gewappnet haben. Die Commerzbank erhöhte ihre Risikovorsorge auf 464 Millionen Euro, die Deutsche Bank erhöhte die ihre, wenngleich um das vierfache als im Vorjahr, auf lediglich 292 Millionen Euro. Einige Analysten halten dies angesichts der sich zuspitzenden Lage für zu optimistisch. 

James von Moltke, Finanzchef der Deutschen Bank, ist der Meinung, dass die Bank die Folgen einer Einstellung von russischem Gas und einer Rezession aushalten könne. Er spekuliert darauf, dass die Bundesrepublik, ähnlich wie in der Corona-Krise, mit Hilfspaketen deutsche Unternehmen stützt und damit Pleiten und Kreditausfällen entgegenwirkt. 

Konkrete Kreditausfälle sind bei der Deutschen Bank bisher kaum aufgetreten und die Risikomaßnahmen basieren bisher auf der, aus makroökonomischen Gründen gesunkenen, Bonität der Kunden und einer grundsätzlichen Risikovorsorge. Für das gesamte Jahr kalkuliert von Moltke mit einem Risikopuffer von einer Summe von 0,25% der Darlehenssumme. Doch trotz aller Rückstellungen verdiente die Deutsche Bank mit  1,06 Milliarden Euro im ersten Quartal 17% mehr als im Vorjahr. Die Erträge der Bank stiegen um einen Prozent auf 7,3 Milliarden Euro. Sewing bilanziert den höchsten Gewinn seit neun Jahren. 

Sewing hat 2019 die Weichen der Deutschen Bank neu gestellt und für 2022 eine Rendite von acht Prozent auf das Eigenkapital zum Ziel gesetzt, die bis 2025 auf zehn Prozent steigen soll. Im ersten Quartal scheint dieses Ziel erreicht. Fondsmanager Thomae zeigt sich von dieser Entwicklung angetan. Er hält das Wachstum in Anleihegeschäft für stärker als es im internationalen Vergleich derzeit die Regel sei und auch das Ergebnis im Privat- und Firmenkundengeschäft sei “solide”. Während der Nettogewinn mit zwölf Prozent über den Erwartungen liegt, konnten die Erträge diese aber nur zu vier Prozent überbieten. Der Vorsteuergewinn blieb sogar drei Prozent hinter den Erwartungen zurück.

Wesentlich besser, als von Analysten erwartet, schnitt in diesem Quartal die Commerzbank ab. Innerhalb eines Jahres hat sich der Nettogewinn auf 284 Millionen Euro verdoppelt. Das operative Ergebnis stieg von 538 Millionen auf 544 Millionen Euro und die Erträge stiegen um zwölf Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. Der operative Gewinn der Commerzbank liegt damit 48% über den Erwartungen und die Erträge übersteigen diese um 21%. Da der Gewinnanstieg der Commerzbank auf die Ertragsentwicklung zurückzuführen sei, konnte diese selbst die Rücklagen für den Risikofall bilden, was positiv einzuschätzen sei, so Analysten von der Deutschen Bank

Im vergangenen Jahr hatte Commerzbank-Chef Manfred Knof für 2024 das Ziel einer Eigenkapitalrendite von sieben Prozent als Ziel in Aussicht gestellt, woran viele Experten nicht glauben wollten. Nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen scheinen Analysten und Investoren diese Einschätzung aber zu korrigieren. Experten der Deutschen Bank halten das Wachstum der Commerzbank für einen Weg in die richtige Richtung.

Wenngleich die Deutsche Bank die Analysen nicht derart übertreffen konnte wie die Commerzbank, nähert sie sich trotzdem ihrem Renditeziel für das laufende Jahr an. Die Rendite auf das Eigenkapital konnte im ersten Quartal von 7,4 auf 8,1 Prozent gesteigert werden. Auch mussten für jeden verdienten Euro nur noch 73 Cent ausgegeben werden, nachdem es im gleichen Zeitraum 2021 noch 77 Cent waren. 

Die Abwärtsbewegung an der Börse lässt sich damit auf die hohen Kosten zurückführen, die sich auf 5,37 Milliarden Euro belaufen. Experten waren von 5,0 Milliarden Euro ausgegangen. Verantwortlich dafür sind vor allem gestiegene Vergütungskosten, die bis auf weiteres wohl unverändert bleiben. Gerade in der Investmentsparte schlägt sich der steigende Personalaufwand wieder, wo die Erträge zwar um sieben Prozent auf 3,3 Milliarden Euro gestiegen seien, jedoch zu großen Teilen in den gestiegenen Löhnen versandet sind. Der Kostenanstieg um elf Prozent führe lediglich zu einem Anstieg des Vorsteuergewinnes um einen Prozent. Von Moltke führt dies auf eine angespannte Personalsituation in der Finanzbranche zurück.  

Die Investmentbank bleibt aber mit einem Vorsteuergewinn von 1,5 Milliarden Euro bei einem gesamten Vorsteuergewinn von 1,7 Milliarden Euro der größte Gewinnbringer des Geldhauses. Da der Handel mit Anleihen, Devisen und Derivaten derzeit Konjunktur hat profitiert das Unternehmen von dieser Disziplin. 

Die gestiegene Risikovorsorge belastet hauptsächlich die Unternehmensbank, die einen Ertragsanstieg um elf Prozent selbst wieder ausgleich. Dennoch stieg der Vorsteuergewinn in dieser Sparte um 25%. Noch höher sind die verzeichneten Gewinne der Privatkundensparte, die vor allem aus einem Kostenrückgang resultieren. Auch die Fondstochter DWS konnte ihr Vorsteuerergebnis verbessern.

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