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DAX
WKN 846900

Diese Fehler begehen Anleger bei fallenden Kursen

Am Freitag hat der deutsche Aktienindex Dax mit rund 17.005 Punkten ein neues Allzeithoch markiert

Schon im vergangenen Handelsjahr 2023 schloss der Leitindex mit einem Plus von knapp 20 Prozent ab, entgegen der Prognosen zahlreicher Marktteilnehmer und Analysten. So sorgten die anhaltenden Rezessionssorgen, verstärkt durch die vielen geopolitischen Unsicherheiten, erst recht nach dem Angriff der Hamas auf Israel im Oktober sowie die hohe Inflation, für Unsicherheit und Pessimismus an den Börsen. 

Deutlich wird, dass viele Privatanleger und auch erfahrene Experten daran scheitern, Märkte richtig einzuschätzen und rationale Entscheidungen zu treffen. Im Fokus stehen nun die Fragen, in welche psychologischen Fallen Anleger jetzt tappen können und wie Markterfahrungen und Krisen Anlageentscheidungen beeinflussen können. 

Mit „Behavioral Finance” zu besserem Investieren:

Im Jahre 1979 stellten Daniel Kahnemann und Amos Tversky ihre „Prospect Theory“ vor. Darin wird beschrieben, wie sich Anleger in Risikosituationen verhalten. Paradoxerweise verhalten sie sich in Gewinnsituationen risikoscheu und in Verlustsituationen risikofreudig. Häufig werden Gewinne bei steigenden Aktienkursen schnell realisiert, während Aktien, die im Wert gefallen sind, in der Hoffnung auf zukünftige Wertsteigerungen, zu lange gehalten werden. 

Hartmut Walz publizierte mehrere Bücher und Ratgeber zum Thema Finanzpsychologie und engagiert sich für Verbraucherschutz bei der Geldanlage. Der Verhaltensökonom weiß, dass langfristige und rationale Entscheidungen dem menschlichen Gehirn schwerfällt. „Wir wissen durch die Neuroforschung, dass es hier einen Konflikt zwischen zwei Hirnarealen gibt“, erklärt der Finanzpsychologe.

Falscheinschätzung der Börsenlage durch eigene Erwartungen: 

Joachim Goldberg analysiert wöchentlich das Anlegerverhalten an der Börse Frankfurt seit 2002. Dabei verwendet er eine simple Frage, die er an 300 institutionelle und 600 private Anleger richtet: „Wie wird sich der Dax in den nächsten vier Wochen verhalten?” Die erfasste Marktstimmung wird mit den Bewegungen des deutschen Leitindexes verglichen.

Goldberg interpretiert, dass Anleger, die Aktien besitzen, optimistische Prognosen abgeben, während diejenigen, die ihre Bestände abbauen, pessimistisch sind. Die Analyse zielt darauf ab, künftiges Angebot und Nachfrage zu identifizieren. „Es geht darum herauszufinden: Wo kommt zukünftiges Angebot her, wo ist zukünftige Nachfrage wahrscheinlich?“, sagt Goldberg. 

Zum Jahresanfang 2024 waren laut Goldberg einige institutionelle Anleger pessimistischer als private Anleger. Viele hatten nach der Rallye Ende 2023 mit einer Korrektur im neuen Jahr gerechnet, die zunächst ausblieb. Goldberg vermutet, dass einige Investoren mehr erwartet hatten. „Ich könnte mir vorstellen, dass sich manch einer viel mehr vorgestellt hat“, so Goldberg. 

Beschränkte Sicht der Anleger:

Aktuell zeigen vor allem institutionelle Investoren pessimistische Stimmungen, obwohl der Dax nahe seiner Bestmarke liegt. Christoph Harff, der Verhaltensökonomie unterrichtet, warnt vor den Gefahren von Optimismus und Pessimismus am Aktienmarkt. Er betont, dass die eingeschränkte Sicht der Anleger eine konstante Gefahr darstellt, da sie den komplexen Markt oft nicht vollständig überblicken können, was zu falschen Prognosen führt. Harff hebt hervor, dass Anleger dazu neigen, ihre bestehende Einstellung zu einer Marktsituation beizubehalten. „Wenn man eine gewisse Einstellung zu einer Marktsituation hat, dann hat das ein starkes Beharrungsvermögen“, erklärt Harff. 

Joachim Goldberg fügt hinzu, dass Anleger vorzugsweise einfache und laute Informationen wahrnehmen, was dazu führt, dass sie sich auf leicht verdauliche Signale konzentrieren und komplexere Informationen übersehen. „Anleger nehmen vorzugsweise die einfachsten und lautesten Informationen wahr.“ 

Krisen sorgen für Unsicherheit:

Geopolitische Krisen wie Corona, der Ukrainekrieg und der Gazakonflikt lösen zwar zunächst Bewegungen am Markt aus, aber darauf folgende Korrekturen sind oft von kurzer Dauer. Joachim Goldberg beobachtet, dass die Märkte erstaunlich wenig auf diese Ereignisse reagieren, und weist darauf hin, dass die größte Gefahr laut der Bank of America im geopolitischen Bereich liege. Dennoch scheinen Märkte und Anleger sich nach anfänglichen Reaktionen an negative Nachrichten zu gewöhnen.

Verhaltensökonom Christoph Harff vermutet, dass die zunehmende Häufigkeit von Krisen in den letzten Jahren zu Verunsicherung unter Privatanlegern geführt hat. Die höhere Frequenz von Krisen hat dazu beigetragen, dass Anleger unsicherer sind und die Märkte mit mehr Skepsis betrachten.

Selbstüberschätzung und Herdeneffekt:

Im Jahr 2023 profitierten Unternehmen im Bereich „Künstliche Intelligenz” (KI) von einem Hype, der von Experten wie Christoph Harff mit der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende verglichen wird. Harff warnt davor, dass Anleger, ähnlich wie damals in Internet- und Telekommunikationsstart-Ups, nun in KI-Unternehmen investieren könnten, ohne die langfristige Zukunftsfähigkeit der Geschäftsmodelle zu verstehen.

Die Verhaltensökonomie betont das Phänomen der „Overconfidence”, bei dem Menschen ihr eigenes Wissen überschätzen. Harff prognostiziert, dass einige Anleger sich bei Investitionen in KI-Unternehmen „die Finger verbrennen” könnten. Zudem weist Verhaltensökonom Walz darauf hin, dass persönliche Erfahrungen das Verhalten an der Börse beeinflussen können, und dass jüngere Anleger mit weniger Markterfahrung besonders gefährdet sind.

Herdeneffekte spielen ebenfalls eine Rolle, da Anleger dazu neigen, sich an anderen zu orientieren und möglicherweise versuchen, auf bereits existierende Trends aufzuspringen, selbst wenn diese möglicherweise bereits vorüber sind.

Diversifizierter ETF-Sparplan - sicheres Anlegen über Jahre:

Der Finanzexperte Hartmut Walz empfiehlt Anlegern, trotz Krisen auf Diversifikation zu setzen. Durch weltweite und kostengünstige Streuung können Risiken neutralisiert werden. Allerdings bleiben systematische Risiken wie Kriege, Naturkatastrophen oder Weltwirtschaftskrisen unvermeidbar. 

Seine Tipps für eine erfolgreiche langfristige Geldanlage sind “langweilig”, aber bewährt: Sparpläne zur Wahrung der Selbstdisziplin, Beruhigung durch ausschüttende Produkte, die Interpretation von Schwankungen nicht als Risiko und langfristige Investitionen in breit gestreute ETFs statt Einzelaktien. Christoph Harff betont jedoch den Spaßfaktor beim Investieren als Hobby. In diesem Fall empfiehlt er eine Satellitenstrategie: Ein großer Teil des Geldes wird langfristig investiert, während der Rest als Spielgeld dient, mit dem Anleger experimentieren können, auch während Hypes wie dem um Künstliche Intelligenz.

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