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WKN 846900

Die Marktreaktionen auf den Trump-Erfolg

Ein klarer Wahlausgang in den USA zeichnet sich ab, mit spürbaren Auswirkungen auf die Märkte. So reagieren die wichtigsten Asset-Klassen.

Donald Trump wird der 47. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Der viel zitierte, sogenannte “Trump-Trade” setzt sich nun vollständig an den Märkten durch. Damit verstärkt sich an den Finanzmärkten eine bereits in der Nacht erkennbare Entwicklung: Der Bitcoin ging in eine starke Aufwärtsbewegung über, gefolgt von einem Anstieg bei Aktien-Futures, dem Dollar sowie den Renditen auf zehnjährige US-Staatsanleihen.

Laut Robin Brooks, Ökonom beim “Thinktank Brookings” in Washington, fehlte es im Vorfeld der Wahl an Absicherungsmaßnahmen. „Weil diese Wahl so undurchsichtig war, haben viele Investoren gezögert, größere Hedges für einen Trump-Sieg vorzubereiten“, so Brooks. Er erwartet daher spürbare Schwankungen an den Märkten.

Aktien - Dax und Euro Stoxx im Plus, doch Autobauer kämpfen mit Zollängsten

Die Anleger in den USA reagieren optimistisch auf das Wahlergebnis. Futures auf “Dow Jones”, “S&P 500” und “Nasdaq” verzeichneten gegen 09:00 Uhr deutscher Zeit Zuwächse von mindestens 1,6 Prozent, was auf einen robusten Handelsbeginn in New York schließen lässt. Mit einem Anstieg von nahezu zwei Prozent zeigt der Dow Jones die stärkste Performance und knüpft damit an den erfolgreichen Handelstag am Dienstag an.

Der “Russel 2000”, der kleinere Unternehmen abbildet, zeigt ebenfalls starke Zugewinne bei den Futures. Bis zur Markteröffnung um 15:30 Uhr deutscher Zeit (9:30 Uhr Ortszeit) könnten die Kurse jedoch noch stark variieren. Steuersenkungen und Deregulierung, besonders im Finanzbereich, sind zentrale Punkte von Trumps Politik. Jay Woods, Chefstratege bei “Freedom Capital Markets”, hält daher Banken für potenzielle Gewinner, falls Trump ins Weiße Haus zurückkehrt. Björn Jesch, Chefanlagestratege bei “DWS”, hebt weitere potenzielle Gewinner hervor: 

Zu den sektoralen Gewinnern zählen vor allem jene Sektoren, die von potenziellen Steuerkürzungen und Deregulierung profitieren würden: (regionale) Finanzwerte, Kommunikations- und Ölunternehmen etwa.“

An der Wall Street wird intensiv darüber diskutiert, wie nachhaltig die Aktienrallye sein könnte. Dabei werfen Trumps angekündigte Importzölle – 60 Prozent auf chinesische Waren und 20 Prozent auf Importe aus anderen Ländern – Fragen auf. Ob und in welchem Tempo diese Zölle nach einem Wahlsieg kommen, bleibt offen.

Manche Investoren vermuten, dass Trump die Zölle lediglich als Druckmittel einsetzt, um bessere Konditionen mit anderen Ländern auszuhandeln. Andere hingegen, darunter die Strategen der “Citigroup”, nehmen seine Aussagen ernst und empfehlen, eine potenzielle Rallye nach einem Wahlsieg des Republikaners als Gelegenheit zum Verkauf zu nutzen. Harvard-Ökonom Ken Rogoff gab Ende Oktober zu bedenken, dass eine so radikale Zollstrategie nicht ohne Auswirkungen auf die Märkte bliebe. Sollte Trump in einer weiteren Amtszeit die Zölle zügig einführen, sei mit einer Rezession zu rechnen.

Die europäischen Märkte verzeichnen ebenfalls Kursgewinne. 

Der Dax sowie der “Euro Stoxx 50” legen am Vormittag jeweils um 1,5 Prozent zu. Ausschlaggebend dafür ist der klare Wahlausgang in den USA, der die befürchtete Unsicherheit einer langen Entscheidungsphase abwenden konnte.

Deutsche Autobauer erleiden mit Kursrückgängen von bis zu sechs Prozent die stärksten Verluste. Die Analysten der “Metzler Bank” begründen dies mit der Unsicherheit über mögliche Zölle, die Trump verhängen könnte – die USA sind schließlich Deutschlands bedeutendster Wirtschaftspartner. 

Die Analysten des Bankhauses “Metzler” um Uwe Hohmann betonen: „Die von Trump angekündigten Zölle würden gerade die exportorientierten Nationen wie Deutschland treffen.” Sie schreiben: “Generell erwarten wir von Trump auch einen deutlich konfrontativeren Kurs gegenüber den westlichen Partnern.“

US-Anleiherenditen steigen auf Mehrjahreshoch

Die Renditen von US-Staatsanleihen steigen weiter, während ihre Kurse fallen. Zehnjährige Anleihen überschritten kürzlich die Marke von 4,4 Prozent, den höchsten Wert seit Juli, während sie Mitte September noch bei unter 3,7 Prozent lagen. Experten gehen überwiegend davon aus, dass Trumps geplante Steuersenkungen, Zölle und Einwanderungsbeschränkungen die Inflation anheizen könnten, sofern sie umgesetzt werden. Die Fed könnte darauf reagieren, indem sie die Leitzinsen länger hoch hält, als bisher prognostiziert.

Laut Daten der Terminbörse “CME Group” haben sich die Zinserwartungen an den Terminmärkten leicht erhöht. Dies führt zu einem Anstieg der Anleiherenditen. Laut Ed Yardeni, einem unabhängigen Kapitalmarktberater, sind die Renditen in den letzten Wochen merklich gestiegen – unter anderem wegen Bedenken hinsichtlich einer potenziellen Schuldenkrise in den USA. Berechnungen des überparteilichen “Committee for a Responsible Federal Budget” (“CRFB”) zeigen, dass die Staatsschulden unter Trump in den nächsten zehn Jahren etwa doppelt so stark wachsen würden wie unter Harris. 

Laut Yardeni könnten sich die Aktienmärkte negativ entwickeln, falls die Anleiherenditen weiter steigen und sich zwischen 4,5 und 4,7 Prozent stabilisieren. Die Entwicklung der Anleiherenditen wirkt sich direkt auf Hypothekenzinsen und Kredite aus. Höhere Zinsen machen Investitionen kostspieliger, was der Wirtschaft schadet.

Dollar auf Höhenflug: Euro und Schwellenländer-Währungen unter Druck

Die gestiegenen Anleiherenditen lenken vermehrt Kapital in den Dollar-Raum, wodurch der US-Dollar gegenüber dem Euro um bis zu 1,9 Prozent zulegt. Mit 1,072 Dollar markiert der Euro seinen tiefsten Stand seit Ende Juni. Ein solches Szenario wurde von Fachleuten im Falle eines Trump-Sieges vorhergesagt. 

“Goldman-Sachs”-Analyst Michael Cahill rechnet damit, dass das höhere Zinsniveau in den USA den Euro um bis zu zehn Prozent gegenüber dem Dollar abwerten könnte. Dies würde beide Währungen nahezu auf das gleiche Niveau bringen.

Auch gegenüber dem mexikanischen Peso und dem chinesischen Yuan zeigt der US-Dollar Stärke. Matthew Ryan vom Finanzdienstleister “Ebury” erläutert: „Wir beobachten einen besonders starken Ausverkauf bei den Währungen der Schwellenländer, da die Anleger höhere US-Zölle, erhöhte geopolitische Risiken und eine größere globale Unsicherheit unter einer Trump-Präsidentschaft einpreisen.

Gold als sicherer Hafen: Vorübergehende Schwäche oder neue Einstiegschance?

Gold zählt normalerweise zu den Gewinnern in Zeiten geopolitischer Unsicherheiten. Derzeit notiert es jedoch leicht im Minus bei etwas über 2700 Dollar pro Feinunze. Bereits im Vorfeld der Wahl hatte der Goldpreis allerdings deutlich zugelegt. Mit einem Zuwachs von über 30 Prozent seit Jahresbeginn liegt Gold sogar vor dem “Nasdaq 100”. Es diente als Absicherung gegen mögliche Turbulenzen an den Märkten, falls das Wahlergebnis unklar ausgefallen wäre. Der Goldpreis leidet am Mittwoch unter dem festeren Dollar und den anziehenden Anleiherenditen. Da das Edelmetall in US-Dollar notiert ist, werden Investitionen aus anderen Währungsräumen teurer. Hinzu kommt, dass Gold im Gegensatz zu Anleihen keine Zinserträge bietet, was seine Attraktivität bei steigendem Zinsniveau schmälert.

Analyst Alexander Zumpfe vom Goldhändler “Heraeus” vermutet, dass die Schwäche am Mittwoch nur kurzfristig sein könnte. Seiner Einschätzung nach dürften Anleger wieder vermehrt in Gold investieren, da es als Schutz vor Inflation und geopolitischen Risiken angesehen wird. Zumpfe betont: „Die Umsetzung der angekündigten protektionistischen Schritte, darunter erhöhte Zölle und Handelsbeschränkungen, könnte langfristig die Volatilität an den Märkten steigern und Gold als sicheren Hafen wieder attraktiver machen.

Bitcoin - Wahlkampf-Versprechen als Kurstreiber?

Bitcoin hat sich in diesem Jahr erstmals als Barometer im Wahlkampf etabliert, nachdem Donald Trump sich im Sommer zum „Krypto-Präsidenten“ ausrief. Interessanterweise bezeichnete er Bitcoin in seiner ersten Amtszeit noch als „Betrug“. Während des Wahlkampfs trat Trump als entschiedener Fürsprecher der Krypto-Industrie auf. Er stellte in Aussicht, Regulierungen zurückzufahren und eine staatliche Bitcoin-Reserve zu etablieren – ein möglicher Impulsgeber für steigende Kurse.

Timo Emden, Analyst bei dem gleichnamigen Analysehaus, äußert Bedenken: „Es gibt nach wie vor berechtigte Zweifel, dass Trump seine großangekündigten Versprechungen auch tatsächlich in die Praxis umsetzen wird. Die Erwartungen an ein kryptofreundliches Washington sind hoch und müssen sich am Ende des Tages auch bewahrheiten.

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