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WKN 846900

Der Nahost-Konflikt und der Aktienmarkt

Welche Sorgen die neuerliche Eskalation des Nahost-Konfliktes bei Profi-Anlegern und an den Börsen schürt.

Die Eskalation im Nahen Osten wirkt sich auf die Finanzmärkte aus und lähmt die Aktienbörsen. Seit dem Angriff der Hamas auf Israel hat sich der Dax nur wenig bewegt, während der S&P 500 trotz guter Quartalsberichte nur um knapp ein Prozent gestiegen ist. 

Dagegen sind als sicher geltende Anlagen wie Gold derzeit sehr gefragt. Das Edelmetall hat sich seit Kriegsbeginn um sechs Prozent pro Unze verteuert. Aus Sorge vor einer Knappheit stieg auch der Ölpreis. Ein Barrel Brent stieg um 10% im Preis. Sowohl Brent als auch Gold markierten am Mittwoch Mehrwochenhochs.

Analyst Ricardo Evangelista von der Handelsplattform Activtrades fürchtet, dass noch weitere Eskalationen möglich sind: „Die Explosion in einem Krankenhaus im Gazastreifen am Dienstagabend hat den Konflikt verschärft.“ Beide Konfliktparteien geben einander die Schuld an dem Vorfall. 

Der Finanzanalyst meint, dass es zu erwarten sei, dass noch andere Länder, besonders aus dem arabischen Raum, in den Konflikt hineingezogen werden. Auch Ray Dalio, Gründer von Bridgewater, warnt in einem aktuellen Beitrag auf LinkedIn davor, dass vor allem die Bilder von zivilen Opfern in eine Gewaltspirale münden können: „Meiner Meinung nach birgt dieser Krieg ein hohes Risiko, dass er zu mehreren anderen Konflikten unterschiedlicher Art an verschiedenen Orten führt, und er wird wahrscheinlich schädliche Auswirkungen haben, die über die in Israel und Gaza hinausgehen werden“.

Anleger dürften derzeit jedes Risiko meiden, vermutet Analyst Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank: „Solange eine Bodenoffensive der israelischen Armee noch aussteht und solange unklar ist, wie die arabischen Staaten dann reagieren werden, ist es wahrscheinlich noch viel zu früh, Risk-off wieder aufzugeben.“

Die aktuelle Fondsmanager-Umfrage der Bank of America zeigt die Vorsicht von Investoren. Im Umfragezeitraum vom 6. bis zum 12. Oktober sahen 23 Prozent der Befragten eine sich verschlechternde geopolitische Lage als größte Gefahr für die Märkte. Im Vormonat waren es noch weniger als 15 Prozent. 34 Prozent der Profis gehen weniger Risiken ein als sonst, was sich auch in den Cash-Quoten widerspiegelt, die im Monatsvergleich von 4,9 auf 5,3 Prozent stieg. In Aktien sind die Investorinnen und Investoren immer noch untergewichtet.

Wie lange die Situation anhält, ist laut Daleep Singh vom US-Vermögensverwalter PGIM Fixed Income unklar. Er sieht zwei Szenarien des Konflikts. Ein Szenario ist eine lokale Beschränkung des Konflikts auf den Gazastreifen. „In diesem Fall wären die globalen Auswirkungen auf den Markt gering und es gibt eine kurzfristige Flucht in risikofreie Anlagen“, argumentiert Singh.

Alternativ sieht er die Möglichkeit einer Ausbreitung des Krieges in der Region. „Die Gefahr dafür ist zwar etwas niedriger als Szenario eins, aber immer noch recht groß“, warnt Singh. Er skizziert die Ausgangslage dafür folgendermaßen: „Israel startet einen maximalen Angriff, der als überzogen empfunden wird. Es kommt zu einem Mehrfrontenkrieg, und Israel und der Iran liefern sich einen Schlagabtausch, in den auch andere Weltmächte involviert sind.“

In diesem Fall sei mit einem hohen Ölpreis zu rechnen: Die Rohölproduktion des Irans liegt mit mehr als 3,1 Millionen Barrel pro Tag im August und September bei einem Fünfjahreshoch. Gleichzeitig verläuft eine wichtige Transportroute für den globalen Ölhandel direkt vor der Küste des Irans, wo täglich 20 Millionen Barrel Öl verschifft werden.

Mark Haefele, Chefanlagestratege von UBS Global Wealth Management, sieht sogar drei mögliche Szenarien. Darunter eine schnelle Deeskalation. „Das wäre aus humanitärer Sicht das beste Ergebnis. Die geopolitischen Risikoprämien an den Märkten tendieren dazu, schnell zu sinken, und würden dies im Falle einer raschen Deeskalation wahrscheinlich auch tun.“

Auch er sieht die Möglichkeit einer lokalen Beschränkung des Konflikts. „Die Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte dürften bei diesem Szenario allmählich abklingen, könnten sich aber längerfristig auf die lokalen Märkte und Vermögenswerte auswirken“, meint Haefele.

Wie Singh sieht auch er die Möglichkeit, dass der Konflikt sich verbreitet. Er sieht für diese Entwicklung ein gesteigertes Risiko: „Auf einem bereits unterversorgten Ölmarkt könnten Störungen der iranischen Exporte, sei es durch eine Ausweitung der Angriffe oder härtere Sanktionen, kurzfristig erhebliche Auswirkungen auf die Ölpreise haben.“

Ein Kriegseintritt des Iran könnte den Ölpreis steigen lassen. Ein Ausfall des iranischen Öls könnte lediglich durch Saudische Produktionen ausgeglichen werden, jedoch sieht der UBS-Experte „erhebliche Unsicherheit dafür, dass Saudi-Arabien seine eigenen Produktionsbeschränkungen lockern würde, um den Markt im Falle geringerer iranischer Exporte auszugleichen“.

Anleger scheinen sich bereits auf dieses Szenario vorzubereiten, indem sie bereits Aktien von Ölkonzernen kaufen, die von dieser Entwicklung profitieren würden. Aktuell werden Titel rund acht Prozent übergewichtet, was seit vergangenem März die höchste Gewichtung darstellt. 

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