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BMW
WKN 519000

Übernehmen deutsche Autobauer den US-Elektromarkt?

Der Markt entwickelt sich gut für deutsche Autobauer, dennoch ist eine Orientierung am amerikanischen Geschmack nötig.

Die Amerikaner stehen auf Elektroautos. Das überrascht, da man in den letzten Jahren davon ausging, dass die fleißigen Pick-Up-Käufer sich nicht für E-Motoren erwärmen könnten. Hingegen erleben Ford (WKN: 502391 ; ISIN: US3453708600) oder General Motors (WKN: A1C9CM ; ISIN: US37045V1008) Bestellrekorde für die Elektroversionen ihrer Top-Verbrennermodelle. Vor allem die Steuerrabatte aus dem „Inflation Reduction Act“ (IRA) sowie verschärfte Schadstoffvorschriften in Kalifornien und anderen Bundesstaaten stützen diese Entwicklung.

Die Verkäufe von Elektroautos haben sich in den USA in den letzten beiden Jahren auf rund 816.000 verdreifacht. Mit 271.000 Fahrzeugen wurden im ersten Quartal mehr Stromer neu zugelassen als im gesamten Jahr 2020, wie aus aktuellen Zahlen des Datendienstleisters MarkLines hervorgeht. 

Nach China sind die Vereinigten Staaten der zweitgrößte Automarkt der Welt. In China fährt jeder fünfte Wagen vollelektrisch, in Europa nahezu jeder zehnte und in Amerika nur etwa sechs Prozent. Nachdem der US-Markt spät auf Elektroautos aufgestiegen war, holt er nun rasant auf. 

Analysten von Counterpoint-Research rechnen damit, dass die Verkäufe batterieelektrischer Fahrzeuge und von Plug-in-Hybriden in den USA dieses Jahr auf 1,9 Millionen Einheiten steigen. Der Markt könnte bis 2030 auf ein jährliches Volumen von zehn Millionen Pkw anwachsen, was mehr als zwei Drittel aller Neuzulassungen wäre. 

„Da entsteht ein riesiges Potenzial für deutsche Hersteller“, meint Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management. Anders als in anderen Regionen der Welt, sind die elektrischen Luxusautos von BMW (WKN: 519000 ; ISIN: DE0005190003), Mercedes-Benz (WKN: 710000 ; ISIN: DE0007100000), Porsche (WKN: PAG911 ;ISIN: DE000PAG9113) und Audi in den USA sehr begehrt. 

Deutsche Autobauer haben im ersten Quartal rund 28.000 vollelektrische Fahrzeuge in den USA verkauft, was einem Marktanteil von zehn Prozent entspricht. Damit ist der Anteil doppelt so groß wie in China. Wenngleich Tesla (WKN: A1CX3T ; ISIN: US88160R1014)  noch das amerikanische Elektrosegment mit 64% dominiert, schwindet der Einfluss von Elon Musk. Vor allem im Premiumsegment legen deutsche Autobauer zu. 

In China wächst das Premiumsegment dagegen nur langsam, dort beschränkt sich der Elektroautoboom auf Klein- und Kompaktwagen und Fahrzeuge der unteren Mittelklasse. Anders als in den USA verkauft sich die elektrische Spitzenlimousine EQS von Mercedes dort kaum. In den USA konnte Mercedes die Rekordzahl von 11.000 Einheiten des EQS ausliefern. Insgesamt betrug das Umsatzplus von Mercedes im ersten Quartal im Elektrobereich 142%.

Bei BMW stiegen die Verkäufe im Vergleich zum Vorjahr sogar um 745%. Die Auslieferungen des Porsche Taycan stagnierten, während Audi um 37% zulegte. Die Kernmarke VW legte um 245% zu. 

Der US-Markt entwickelt sich für deutsche Autobauer zum Korrektiv für das China-Geschäft. „Aktuell haben wir als Konzern in Nordamerika einen Marktanteil von vier Prozent. Das muss deutlich mehr werden“, meint VW-Nordamerikachef Pablo Di Si. Der Marktanteil soll bis 2030 zehn Prozent betragen. Dafür werden weitere Elektromodelle für den US-Markt benötigt. 

Sollte die Produktion von Elektro-SUVs in den USA gelingen, könnte diese, wie beim vollelektrischen ID.4, der im VW-Werk in Chattanooga produziert wird, von den Steuerrabatten der “IRA” profitieren. Der “IRA” habe das Unternehmen „in unserer Strategie bestärkt, kontinuierlich mehr Know-how, eine noch stärkere industrielle Basis mit regionalisierten Modellen sowie noch stärkere Elektrolieferketten in Nordamerika aufzubauen.“

Auch Mercedes will von diesen Steuervorteilen auf dem US-Markt in Zukunft profitieren. BMW produziert in den USA bisher nur Plug-In Hybride. Im Werk in Spartanburg sollen aber bis 2030 sechs Elektromodelle produziert werden. 

„Wir stützen unsere langfristigen Entscheidungen nicht auf politische Anreize“, lässt BMW hinsichtlich des IRA verlautbaren. „Wir sehen die USA zweifellos als Wachstumsmarkt für Elektrofahrzeuge. Allerdings ist die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen in den verschiedenen Regionen und Bundesstaaten sehr unterschiedlich – und wird zumindest teilweise vom verbesserten Zugang zur Ladeinfrastruktur abhängen.”

Dass deutsche Unternehmen noch keine Pickups anbieten, ist ein Nachteil, wenn es um die Orientierung am US-Käufergeschmack geht. 2022 wurden in Nordamerika rund zwei Millionen Pick-ups verkauft. 

Laut der Branchenberatung Berylls, könnten die deutschen Hersteller „in Anbetracht der beträchtlichen Größe des potenziellen US-Elektroauto-Markts und der Produktwünsche der Konsumenten die USA nicht länger als einen weiteren Absatzmarkt für den Verkauf ihrer auf Europa oder China ausgerichteten Fahrzeuge betrachten“. Deutsche Autobauer müssen ihre Produktpalette stärker auf die USA zuschneiden. 

Problematisch ist die Gewährleistung der Ladeinfrastruktur. Zwar verfügen viele US-Amerikaner über Einfamilienhäuser, allerdings schüren die Größe des Landes und das marode Stromnetz Reichweitenangst unter Käufern. 

Mit eigenen Initiativen wollen deutsche Unternehmen dem entgegensteuern. Mit „Electrify America“ betreibt Volkswagen eines der größten Ladenetze des Landes. Mercedes setzt beim Ausbau der Ladeinfrastruktur auf Partner wie den US-Anbieter Chargepoint.

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