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Befinden sich die Börsen im Aufschwung?

Anhand dieser zehn Indikatoren will die Bank of America absehen können, ob derzeit ein allgemeiner Aufschwung an den Börsen herrscht oder ob wir lediglich Zeugen einer kurzfristigen Erholung sind.

Der US-Aktienmarkt scheint sich erholt zu haben. In der vergangenen Woche konnte der US-Leitindex S&P 500 um 3,7% zulegen und auch stark in die laufende Woche starten. Das scheint ein gutes Zeichen zu sein, schließlich gibt dieser Index die weltweite Börsenrichtung vor. Anleger fragen sich aber, ob dieser Trend anhält. Die Bank of America hat zur Klärung dieser Frage zehn Indikatoren festgelegt. Wenn acht von diesen zutreffen, dann sei mit einem anhaltenden Wachstum zu rechnen. 

Indikator 1: Zinssenkungen der US-Notenbank

Die Geldpolitik der Notenbank hat einen wichtigen Einfluss auf die Aktienmärkte. Um ihr Ziel zu erreichen, die Inflation wieder auf den Wert von etwa 2% zu drücken, erhöhte sie zuletzt die Zinsen in vier Zinsschritten, weswegen Kredite teuer werden, Investitionen zurückgehen und der Konsum allgemein sinkt. Als Indikator, ob bei fallenden Kursen ein Kursboden erreicht ist, gilt aber, dass die Fed in den vergangenen 12 Monaten die Zinsen mindestens einmal gesenkt hat. Dies gilt als Zeichen, dass die Fed die Inflation im Griff hat. Der nächste Zinsschritt in Höhe von 0,75% wird allerdings am 21. September erwartet, womit dieser Indikator nicht erfüllt ist.

Indikator 2: Die Arbeitslosenquote steigt

Steigt die Zahl der Arbeitslosen, dann ist dies ein Zeichen für eine sinkende Inflation aufgrund der Verlangsamung der Wirtschaft. Der Indikator der Bank of America besagt, dass die Arbeitslosenquote höher sein muss als der Tiefstwert der vergangenen 12 Monate. Dass die Arbeitslosenquote im August bei 3,7% lag, bei einem Tiefstwert im Juli von 3,5%, sorgte für Kursgewinne an der Wall Street.

Indikator 3: Pessimistische Anleger

Bei einer pessimistischen Stimmung unter den Anleger ist davon auszugehen, dass sie zu großen Teilen ihre Aktien verkauft haben, weswegen kaum noch Kursrutsche zu erwarten sind. Das bedeutet, dass wenige Käufer reichen, um die Kurse steigen zu lassen. Laut einer Umfrage der Bank of America stehen derzeit 53% pessimistische “Bären” rund 18% optimistischen “Bullen” gegenüber, während der Rest neutral gestimmt ist. Der Pessimismus ist damit auf einem Elf-Wochen-Hoch. Nach einer Pessimismus-Quote von 59% am 22. Juni stiegen die Börsenkurse um zehn Prozent. 

Indikator 4: Die Aktienrisikoprämie liegt über dem Jahrestief 

Bei der Aktienrisikoprämie handelt es sich um die Rendite, die Anleger von ihren Investments am Aktienmarkt erwarten, anstatt in sichere US-Bonds zu investieren. Diese Prämie muss 0,75% über dem Tief des vergangenen Jahres liegen. Die Prämie wird berechnet, indem die reale Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen von der gebildeten Inverse des Kurs-Gewinn-Verhältnisses des S&P 500 des vergangenen Jahres subtrahiert wird. Laut Bloomberg liegt der Wert derzeit bei etwas über vier Prozent, also im Bereich des Jahrestiefs. 

Indikator 5: Niedrige Rendite zweijähriger Staatsanleihen. 

Liegt die Rendite der zweijährigen US-Staatsanleihen 0,5% unter dem Hoch des vergangenen halben Jahres, so ist dies laut der Bank of America ein gutes Zeichen. In den letzten sechs Monaten haben sich diese Renditen jedoch mehr als verdoppelt. Mit 3,6% erreichten sie am Montag ein Jahreshoch. 

Indikator 6: Die Zinsstrukturkurve steigt

Für gewöhnlich werfen US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit höhere Renditen ab als jene mit zweijähriger Laufzeit. Die Zinsstrukturkurve setzt beide Zinssätze ins Verhältnis. Folgt die Kurve einer starken Steigung, dann ist eine positive Konjunkturerwartung abzusehen. Wenn allerdings, wie derzeit, die Rendite zweijähriger Anleihen höher ist als die der zehnjährigen, dann ist die Konjunkturaussicht schlecht. 

Indikator 7: Der S&P 500 steigt um 5%.

Ist der S&P 500 in den vergangenen drei Monaten einmal um 5% gestiegen, gilt das laut der Bank of America als Zeichen für ein grundsätzliches Kaufinteresse unter Anlegern. Zwischen dem Jahrestief am 17. Juni und dem Zwischenhoch am 18. August konnte der Index sogar um 18% zulegen. Das deutet auf ein hohes Kaufinteresse hin. Da US-Fondsmanager lediglich zu 27% investiert sind, ist davon auszugehen, dass viele Geldmittel vorhanden sind, die bald in Aktien umgesetzt werden. Allerdings sind Sprünge bis zu 20% in einem Bärenmarkt nicht ungewöhnlich.

Indikator 8: Der Markt ist nicht überbewertet

Die Chancen für einen Kursanstieg der Börsen sind gegeben, wenn Anleger davon ausgehen, günstig kaufen zu können. Um herauszufinden, ob ein Markt günstig bewertet ist, greift die Bank of America auf die “20er-Regel” zurück. Wenn das Kurs-Gewinn-Verhältnis des S&P 500 im letzten Jahr addiert mit der Inflationsrate unter 20 liegt, dann ist der Markt günstig bewertet. Aktuell beträgt das Kurs-Gewinn-Verhältnis jedoch etwa 20 und die Inflationsrate 8,5%. Wenngleich die Inflationsrate rückläufig ist, ist dieser Indikator nicht erfüllt. Die “20er-Regel” hatte in der Vergangenheit eine Erfolgsquote von 100%.

Indikator 9: Wirtschaftliche Frühindikatoren haben ein Tief erreicht

Voraussetzung für steigende Kurse ist eine Erholung der Wirtschaft. Um diese festzustellen, betrachtet die Bank of America den ISM- Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe. Die Bank beobachtet, ob die jährliche Veränderungsrate über dem Tief des vergangenen Jahres liegt. Derzeit liegt der Index bei 52,8 Punkten. Alles über 50 Punkten weist auf eine steigende Produktion hin, womit der Indikator erfüllt ist.

Indikator 10: Der Sell-Side-Indicator

Zuletzt zieht die Bank of America ihren eigenen Sell-Side-Indicator zurate, der über ein mögliches Kaufsignal Aufschluss gibt. Dieser Indikator bildet die Aktienquote für Sell-Side-Analysten ab, die Kunden empfehlen Aktien zu kaufen oder zu verkaufen. Ist die Stimmung unter diesen Analysten schlecht, gilt dies als bullisches Vorzeichen. Noch befindet sich der Indikator im neutralen Bereich, ein Kaufsignal könnte aber schon im Oktober generiert werden.

Fazit

Laut der Indikatoren der Bank of America weist alles auf einen weiteren Kurssturz und damit auf eine derzeit kurze Erholung eines Bärenmarktes hin. Ob es bald zu einer Bodenbildung kommt, hängt von der Zinspolitik der Fed ab. Aktuell sind vier Indikatoren erfüllt, je nachdem, ob im Oktober ein Kaufsignal ausgeht, bald auch fünf. Die übrigen Indikatoren sind von der Zinspolitik der Fed abhängig und von der Inflation. So lange weitere Zinsschritte gegangen werden, ist nicht davon auszugehen, dass sich die übrigen Indikatoren erfüllen. 



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