Bau-Boom voraus?
So kann man als Anleger profitieren
Die voraussichtliche künftige Regierungskoalition plant, mit einem Investitionspaket von 500 Milliarden Euro die nationale Infrastruktur zu revitalisieren. Die Baubranche zeigt sich bereits optimistisch – eine Entwicklung, die für Aktionäre vielversprechende Perspektiven eröffnet.
Deutschlands infrastrukturelle Basis leidet seit Jahrzehnten unter einem gravierenden Modernisierungsrückstand. Eine aktuelle Erhebung des Beratungsunternehmens strategy& offenbart, dass Bund, Ländern und Kommunen für den Zeitraum 2025 bis 2035 Investitionen in Höhe von nahezu einer Billion Euro fehlen. Die Konsequenzen sind allgegenwärtig: Verkehrsstaus, umständliche Umwege und chronische Verspätungen.
„Marode Brücken, Straßen, Schienen und Wasserstraßen sowie ausbaubedürftige Leitungsinfrastrukturen gefährden die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft", konstatiert Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie. Das kürzlich von CDU/ CSU und SPD beschlossene Sondervermögen in Höhe von 500 Milliarden Euro, konzipiert für eine Laufzeit von zehn Jahren, soll diesem Missstand entgegenwirken.
Obwohl die exakte Mittelverteilung des Sondervermögens noch nicht definiert ist, herrscht in der Baubranche bereits jetzt spürbare Aufbruchstimmung. Die Unternehmen antizipieren für die kommenden Jahre prall gefüllte Auftragsbücher. Diese Zuversicht spiegelt sich eindrucksvoll an der Börse wider, wo namhafte Bauaktien wie “Hochtief” oder “Heidelberg Materials” beachtliche Kursgewinne verzeichnen.
Neben den etablierten Branchengrößen finden sich jedoch auch in der zweiten Reihe hochinteressante Wertpapiere. Da diese weniger im Rampenlicht stehen und von Analysten seltener durchleuchtet werden, bergen sie häufig ein höheres Aufwärtspotenzial als ihre prominenteren Pendants. Drei Aktien aus dem deutsch-schweizerischen Raum erscheinen besonders vielversprechend.
“Vossloh”
Beim Bahntechnikunternehmen “Vossloh” (ISIN: DE0007667107) floriert das Geschäft eindrucksvoll. In den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres erreichte das Auftragsvolumen mit über einer Milliarde Euro ein historisches Rekordniveau – eine Steigerung von 8,5 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Dabei ist eine Absichtserklärung der “Deutschen Bahn” über einen Auftrag im Wert von 100 Millionen Euro noch nicht einmal berücksichtigt. Jüngst sicherte sich “Vossloh” zudem einen prestigeträchtigen Auftrag aus Großbritannien: Bahntechnik im Wert von 30 Millionen Euro für ein ambitioniertes Schnellzugprojekt.
Schon unter der vorherigen Bundesregierung war die Sanierung von 41 Bahnstrecken bis 2030 avisiert. Mit den zusätzlichen Milliarden, die der Bund nun für die Infrastruktur bereitstellt, eröffnen sich jedoch weitaus umfassendere Möglichkeiten als die bloße Instandsetzung bestehender Trassen. Denkbar wäre etwa die Finanzierung zusätzlicher Ausweichstrecken, um Fern- und Nahverkehr effektiver zu entflechten.
Dadurch ließe sich die Pünktlichkeit im Bahnverkehr signifikant verbessern. Für Vossloh dürften solche Entwicklungen in zusätzlichen Aufträgen resultieren. Bemerkenswert ist die ausgeprägte Krisenresistenz des Unternehmens, die es von vielen Branchenkollegen unterscheidet. Weder die Coronapandemie noch der Ukrainekrieg vermochten den Bahntechnikspezialisten in die Verlustzone zu drücken. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor liegt in den langfristigen Wartungs- und Sanierungsverträgen, die “Vossloh” mit Bahnunternehmen abgeschlossen hat. Diese strategische Aufstellung verleiht dem Geschäftsmodell auch in gesamtwirtschaftlich turbulenten Phasen bemerkenswerte Stabilität.
“Wacker Neuson”
Der renommierte Baumaschinenhersteller durchlief aufgrund der allgemeinen Bauflaute zuletzt eine herausfordernde Phase. Bis zum Ende des vergangenen Jahres waren die Produktionsstätten von “Wacker Neuson” (ISIN: DE000WACK012) nicht vollständig ausgelastet, was das Unternehmen zur Einführung von Kurzarbeit veranlasste. In den ersten neun Monaten des Jahres 2024 verzeichnete der Konzern einen Umsatzrückgang von 14,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Inzwischen präsentiert sich die Geschäftsentwicklung jedoch deutlich erfreulicher.
Die Kurzarbeitsmaßnahmen wurden beendet, und dank einer strategischen Kooperation mit dem US-amerikanischen Industriegiganten “John Deere” winken nun lukrative Zusatzaufträge aus Übersee. Für den amerikanischen Partner fertigt “Wacker Neuson” kompakte Baggermodelle. Obwohl die Vereinbarung bereits 2022 geschlossen wurde, startete die eigentliche Produktion erst mit Beginn dieses Jahres.
Nun beginnt das Unternehmen, die Früchte dieser Partnerschaft zu ernten. Auf Jahressicht betrachtet konnte “Wacker Neuson” seinen zwischenzeitlichen Rückstand gegenüber dem Nebenwerteindex “SDax” vollständig kompensieren. Dies impliziert allerdings auch, dass ein Teil des erwarteten Infrastrukturbooms bereits in der Kursentwicklung reflektiert ist. Zwar besteht durchaus noch Potenzial nach oben, doch bleibt “Wacker Neuson” als zyklischer Wert anfällig für temporäre Kursrücksetzer. Die Aktie empfiehlt sich daher primär für Anleger mit ausgeprägter Risikoaffinität.
“Georg Fischer”
Die vom traditionsreichen Schweizer Konzern “Georg Fischer” (ISIN: CH1169151003) entwickelte und produzierte Rohrtechnologie für Wasser und diverse andere Flüssigkeiten findet vielfältige Anwendung – in der Industrie, bei Versorgungsunternehmen, in kommunalen Einrichtungen sowie in Gebäudekomplexen. So partizipiert das Unternehmen beispielsweise maßgeblich an der dringend notwendigen Sanierung kommunaler Kanalisationssysteme. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund beziffert den akuten Investitionsstau im Bereich der kommunalen Infrastruktur auf beeindruckende 186 Milliarden Euro.
Das schweizer Unternehmen profitiert darüber hinaus vom rasanten Ausbau der Künstlichen Intelligenz (KI). Die hochkomplexen KI-Anwendungen benötigen enorme Rechenkapazitäten, was zu einer steigenden Nachfrage nach leistungsfähigen Rechenzentren führt. Die Server dieser Rechenzentren entwickeln im Betrieb erhebliche Wärmemengen und erfordern daher effiziente Kühlsysteme. “Georg Fischer” liefert die essentiellen Rohrleitungen für diese Flüssigkühlsysteme. Nicht zuletzt aufgrund dieser zukunftsträchtigen KI-Perspektive ist die Aktie mit einem für das Geschäftsjahr 2025 prognostizierten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 20 zwar durchaus ambitioniert, aber keineswegs überhöht bewertet.
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