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Lösen Value-Werte jetzt Wachstumstitel ab?

Während Tech-Werte an den Börsen die letzten Kursverluste noch nicht vollständig wieder einholen konnten, wenden sich Experten einer vergessen geglaubten Anlagestrategie zu: Der Investition in Value-Werte. Ist das das Ende der Wachstumstitel?

Die Woche begann schlecht für Tech-Aktien. Nachdem am Dienstag die Kurse des US-Tech-Index Nasdaq um 2,5% absackten, setzte dieser Trend sich am Mittwoch fort. Viele Finanzprofis sehen darin einen längerfristigen Trend. Nachdem Tech-Aktien in den vergangenen Jahren überaus erfolgreich gewesen sind, scheint die Zeit nun zu Ende zu sein, Anleger wenden sich zunehmend günstiger bewerteten Titeln aus traditionellen Wirtschaftsbranchen, bekannt als sogenannte “Value-Titel”, zu. 

Vincent Mortier von Amundi meint, dass Value-Werte favorisiert werden, während die Wachstumstitel das Nachsehen haben. Er sieht diesen Trend auch, wenn die Rally kippen sollte, da die Anleger zu optimistisch seien. Mortier rechnet damit, dass die Kurse in Europa und den USA um bis zu 25% fallen, wenn die Anleger mit sinkenden Unternehmensgewinnen konfrontiert werden. 

Auch Frank Engels von Union Investment meint, dass Wachstumswerte von Substanzwerten abgelöst werden. Die Nachfrage verschiebt sich in Richtung Industrie. Sollten Mortier und Engels recht behalten, dann wäre dies das Ende eines lang anhaltenden Trends. Seit 2009 sind Tech-Titel, laut dem MSCI-US-Growth-Index, bis Ende 2021 15-Mal teurer geworden. Value-Aktien waren in dieser Zeit weniger gefragt und sind nur fünfmal so teuer geworden. 

Mit steigenden Zinsen und der Inflation im letzten Jahr kam die Wende. Seit März 2020 hat die US-Notenbank Fed ihren Leitzins auf 4,5% erhöht. Da die Bewertung von Tech- und Wachstumsunternehmen von zukünftigen Profiten abhängig ist, sind steigende Zinsen für diese Unternehmen eine besondere Belastung. Durch die Zinswende werden die Gewinne weniger. Und auch die Wachstumsaussichten sehen düster aus. So planen etwa Amazon (WKN: 906866 ; ISIN: US0231351067) und Meta (WKN: A1JWVX ; ISIN: US30303M1027) Massenentlassungen. Für Value-Aktien sieht es aber besser aus. Der MSCI-US-Value-Index fiel seit Ende 2021 nur um sieben Prozent, der Growth-Index hingegen um 27%. 

Anhand von Amazon (WKN: 906866 ; ISIN: US0231351067) lässt sich zeigen, wie die Neubewertung der Value-Titel vor sich geht. Auf dem Rekordhoch von 2021 war der Wert der Aktie sechzig mal so hoch wie am Ende der Finanzkrise. Seitdem hat sich die Notierung nahezu halbiert, konnte sich zuletzt aber auf einen Kurs von 95 US-Dollar erholen und wird derzeit mit einem hohen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 128 gehandelt. Hingegen konnte sich der Value-Titel von Johnson & Johnson (WKN: 853260 ; ISIN: US4781601046) seit der Finanzkrise nur um das Dreifache steigern, hat sich aber seitdem stabil gehalten. 

Der Blick auf die größten Positionen in repräsentativen Indizes zeigt typische Titel für die Anlagestile. De größten Titel im MSCI US Growth sind Tech-Riesen wie Apple (WKN: 865985 ; ISIN: US0378331005), Microsoft (WKN: 870747 ; ISIN: US5949181045) oder Amazon, während die größten Anteile des MSCI US Value aus der Gesundheitsbranche, der Ölbranche oder der Finanzbranche stammen. 

Traditionell werden Value-Werte günstig bewertet. Messlatten sind das Kurs-Gewinn-Verhältnis, Cashflow und Buchwert und Dividendenrendite. John Flynn von Pzena hält im “Pzena Large Cap Value”-Fonds beispielsweise Aktien von Lear (WKN: A0YERL ; ISIN: US5218652049), Exxon Mobil (WKN: 852549 ; ISIN: US30231G1022) oder Wells Fargo (WKN: 857949 ; ISIN: US9497461015) mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis aller Positionen bei elf. Auch die Bewertungen werden im Index-Vergleich deutlich. 

Die Index-Mitglieder im MSCI US Growth werden mit einem KGV von 31 bewertet, im Value- Index nur mit 16. Im Vergleich der Kurse mit den Buchwerten sind Wachstumswerte mit einer Bewertung von acht deutlich teurer als Value-Werte mit einer Bewertung unter drei. Die Dividendenrendite des Growth-Index beträgt 0,6%. Die des Value-Index hingegen 2,6%. 

Flynn erklärt, dass der Boom der Tech-Aktien nicht auf Gewinnzuwächse zurückzuführen ist. Verantwortlich für die Gewinnzuwächse waren viel mehr die steigenden Bewertungen, weshalb in den kommenden zehn Jahren nicht mit ähnlichen Kursgewinnen zu rechnen sei. Michael Keppler von Keppler Asset Management weist darauf hin, dass das Investieren nach dem Value-Gedanken börsenhistorisch überlegen sei. 

Er meint, dass der Tech-Boom nur ein Hype gewesen sei, der durch eine gute Story ausgelöst wurde. Jedoch seien in den vergangenen Jahren die Gewinne von Value-Titeln höher gewesen als die von Wachstumstiteln. Dennoch bleiben Anlegern derzeit ihren Tech-Titeln treu, da sie glauben, die Kursverluste wieder aufholen zu können. Auch Norbert Kieming von Taunus Trust meint, dass die Bewertung der US-Tech-Werte nicht mehr gerechtfertigt sei, da das Wachstum ausbleibt, was wiederum für klassische Industrien spreche. 

Nicht nur einzelne Aktien, sondern gesamte Aktienmärkte können günstig bewertet werden. Mit Kurs-Gewinn-Verhältnissen von sieben bis zehn sind die Börsen in Österreich, Italien, Norwegen und Spanien günstig bewertet. Mit Bewertungen zwischen fünf und sechs sind die Schwellenländer Brasilien, Chile und Polen derzeit attraktiv. Laut Paul Jackson von Invesco, wäre Pakistan ebenfalls attraktiv, wenn aufgrund der wirtschaftlichen Turbulenzen nicht mit Zahlungsausfällen zu rechnen sei.

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