Katastrophenanleihen als Finanzierungsmittel
Allianz kontert gegen Preissteigerungen.
Um den Preissteigerungen bei den Rückversicherungen entgegenzuwirken, bietet der Versicherer Allianz ein neues Finanzierungsmittel an: Der Dax-Konzern aus München hat zum ersten Mal seit zehn Jahren eine sogenannte “Katastrophenanleihe” begeben. Hierbei können professionelle Investoren auf die Wahrscheinlichkeit einer Naturkatastrophe in bestimmten Zeiträumen wetten. Ein riskantes Unterfangen, was wiederum die Chance auf hohe Renditen beinhaltet. Diese wird fällig, wenn alles ruhig bleibt. Im Katastrophenfall geht der Einsatz allerdings komplett verloren.
Katastrophenanleihe ist eine Kampfansage:
Das Volumen der Anleihe liegt bei 250 Millionen Euro. Damit sichert sich die Allianz im Zeitraum von Januar 2024 bis Dezember 2026 gegen Windsturmrisiken in Europa ab. In der Branche heißt es, dass die Absicherung solcher Großrisiken über eine Katastrophenanleihe inzwischen günstiger sei als der klassische Rückversicherungsschutz durch Firmen wie “Munich Re” oder “Swiss Re”. Die Bekanntgabe der Allianz lässt sich als Kampfansage gegen die Rückversicherer interpretieren. Zudem ist es ein Schritt, um die Entwicklung der Aktie weiter zu fördern. So legten die Anteilsscheine nach Bekanntgabe um rund ein Prozent zu.
Hintergrund der Katastrophenanleihe liegt in der Absicherung von Risiken durch Versicherer oder Rückversicherer. Endkundenversicherer wie “Allianz” und “Axa” konkurrieren mit Rückversicherern wie “Munich Re” in einem Preiskampf. Die Rückversicherer treten ein, wenn die Versicherer nach Naturkatastrophen mehr Schäden decken müssen, als zuvor kalkuliert. Die Anleihen werden emittiert, um finanzielle Unterstützung bei Naturkatastrophen oder anderen schweren Ereignissen zu erhalten.
Rückversicherer heben Preise an:
Die Rückversicherer hatten zuletzt die Preise für ihren Schutz stark angehoben. “Munich-Re”-Vorständin Clarisse Kopff erklärte im Oktober: „Es gibt nach wie vor ein Ungleichgewicht zwischen der dynamisch anziehenden Nachfrage und dem relativ stabilen Angebot im Rückversicherungsmarkt.“ Die Rückversicherer können derzeit die Preise praktisch diktieren. Der “Berenberg”-Analyst Michael Huttner geht davon aus, dass dieser “harte Markt” auch 2024 anhalten wird. Die steigenden Kosten aufgrund der anhaltenden Inflation belasten die Versicherer zusätzlich, da die Schadensbegleichungskosten steigen, während die Beitragszahlungen oft nachträglich erhöht werden.
Die Allianz reagiert auf diesen Preiskampf mit den Rückversicherern, indem sie eine besondere Strategie wählt: die Katastrophenanleihe. Diese Anleihe überträgt das Risiko von Großschäden durch Stürme in Europa auf den Kapitalmarkt. Institutionelle Investoren können diese Anleihe über eine eigens gegründete Zweckgesellschaft erwerben. Im Falle einer definierten Katastrophe verlieren die Anleger ihren gesamten Einsatz, andernfalls erhalten sie die versprochenen Zinsen während der Laufzeit und das investierte Kapital am Ende zurück. Der Branchendienst Artemis berichtet, dass der Zins für die Katastrophenanleihe der Allianz bei 5,75 Prozent pro Jahr liegt.
Fazit
Während sich Privatanleger an solchen Geschäften nicht beteiligen können, sind “Cat Bonds“, wie Katastrophenanleihen auch genannt werden, eine hochverzinste, aber riskante Beimischung für das Großdepot institutioneller Anleger. Die “Munich Re”, weltweit größter Rückversicherer, sieht trotz der Konkurrenz durch solche Anleihen kein ernsthaftes Konkurrenzpotenzial in ihrem Kerngeschäft. Ein Sprecher betont, dass “Munich Re” ausreichend profitables Marktpotenzial im klassischen Rückversicherungsgeschäft sieht.
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