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Aktienrückkäufe in Milliardenhöhe

Warum Unternehmen ihre Liquidität für den Kauf eigener Wertpapiere nutzen.

Die Inflation und die rückschrittliche Wirtschaft belasten nach wie vor die Konzerne. Sowohl die Preise als auch die Zinsen steigen weiter an. Dennoch nutzen Unternehmen ihr überschüssiges Geld, um eigene Anteile zurückzukaufen, anstatt Schulden abzubauen oder anderweitig zu reinvestieren. So haben die 500 größten US-Unternehmen im Börsenindex S&P 500 von Oktober 2021 bis Ende 2022 eigene Anteile für 982 Milliarden Dollar erworben. 

US-amerikanische Unternehmen mit hohen Investitionen

Das zeigen Berechnungen des Bilanzexperten Howard Silverblatt vom Finanzdienstanbieter S&P 500 Dow Jones. Im Vorjahr gaben Unternehmen noch für solche Rückkäufe noch 881 Milliarden Dollar aus. Damit stellen diese die mit Abstand größte Käufergruppe an der Börse dar. Eigenen Angaben zufolge gab der iPhone-Hersteller Apple mit 88 Milliarden US-Dollar am meisten Geld aus, gefolgt von Alphabet mit fast 60 Milliarden Dollar. Den dritten Platz belegt Meta Platforms mit gut 31 Milliarden US-Dollar. 

Apple selbst investierte in den vergangenen zehn Jahren rund 545 Milliarden US-Dollar in den Rückkauf eigener Aktien und liegt somit weit entfernt von Alphabet, das mit 178 Milliarden US-Dollar nicht einmal ein Drittel von Apple investiert hat. 

Rein rechnerisch haben US-Konzerne in den vergangenen zwölf Monaten Rückkäufe von gut vier Milliarden Dollar pro Handelstag getätigt. Trotz der prekären wirtschaftlichen Situation haben die Dax-Unternehmen, mit 120 Milliarden Euro Nettogewinn, das zweitbeste Ergebnis der Geschichte eingefahren. Die USA stehen im Jahr 2022 sogar vor einem Rekordgewinn. 

Rekordverdächtige Aktienrückkäufe auch in Deutschland

Im Gegensatz zu den USA fällt der Betrag für die Bundesrepublik jedoch gering aus: Die börsennotierten Unternehmen haben für die Rekordsumme von 30 Milliarden Euro Aktienrückkaufprogramme laufen, allerdings sind diese auf mehrere Jahre verteilt. Zudem stammen 27 Milliarden aus Dax-Konzernen und davon selbst zehn Milliarden vom deutsch-amerikanischen Linde-Praxair-Konzern, der Ende Februar den Dax verlässt. 

Mercedes kündigte an, ab März einen vier Milliarden Euro teuren Rückkauf zu starten. Nach dieser Bekanntgabe stiegen die Aktien am Tag darauf um drei Prozent, während der Dax um zwei Prozent fiel. 

Warum kaufen Unternehmen eigene Aktien? 

“Wenn ein Unternehmen keine attraktive Verwendung für sein Kapital hat, begrüßen wir Aktienrückkäufe und Dividenden als geeignetes Mittel, um Aktionärsrenditen zu steigern”, erklärt der Fondsmanager Jonathan Curtis. Allerdings ist diese Art der Investition umstritten. Nach dem Börsencrash und der Weltwirtschaftskrise in den 30er-Jahren wurden Rückkäufe verboten, da sie scheinbar den Markt manipulieren würden. Auch Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DWS), vertritt die Meinung, dass der Rückkauf eigener Aktien “zumeist nur die drittbeste Option für die Verwendung überschüssiger Liquidität darstellt”. Diese seien “bisweilen ein Zeichen fehlender Liquidität”. 

Doch warum setzen dann Unternehmen auf eigene Wertpapiere? In den USA setzt Präsident Joe Biden zur Finanzierung seines Konjunkturpakets auf Steuererhöhungen, wodurch Rückkäufe seit einem Jahr mit einem Prozent besteuert werden. Allerdings möchte Biden diese Steuer vervierfachen und Unternehmen zu langfristigen Investitionen ermutigen. Ob es zu diesem Vorhaben kommt, ist bisher ungewiss, da Biden dafür die Zustimmung des US-Kongresses und damit mehrere Stimmen von Republikanern benötigt. 

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