Zum Inhalt springen
MarketWorld
MarketWorld
DAX
WKN 846900

Was die Dax-Historie zur Zukunft aussagt

Der Blick in die Dax-Historie kann für Anleger Inspirationen bieten - allerdings ist gerade das Jahr 2024 in vielerlei Hinsicht uneindeutig.

2023 verzeichnete der Dax eine Steigerung von rund 20 Prozent und gilt für Aktien damit als positives Jahr. Diese Rendite konnten Investoren jedoch nur erzielen, wenn sie von Jahresbeginn bis Ende Januar und dann erneut ab Ende Oktober bis zum Jahresende investierten.

Diese drei Monate waren ausschlaggebend für die gesamte Jahresrendite des Dax. Investoren, die nur während dieser drei Monate investiert waren, hätten mit einer Steigerung von 21,7 Prozent sogar eine höhere Rendite erzielt als der deutsche Leitindex selbst.

Allerdings hätten diese Investoren damit gegen die allgemeine Marktstimmung gehandelt, da sowohl im Januar als auch Ende Oktober eine pessimistische Stimmung herrschte. Am Anfang des Jahres dominierte die Besorgnis vor einer möglichen Rezession, im Oktober dann die Angst vor den Auswirkungen des Terrorangriffs der Hamas auf Israel.

Wer jedoch diese ökonomischen und politischen Faktoren ignoriert und sich ausschließlich auf die Historie des Dax konzentriert hätte, hätte dabei profitiert. Denn 2022 war mit einem Verlust von 12,3 Prozent ein schwaches Jahr für die Börse. Solchen Verlustjahren folgte seit der Einführung des Dax im Jahr 1988 – abgesehen von der Technologieblase zur Jahrtausendwende – stets ein positives Börsenjahr. Damit bot die Dax-Historie im Januar ein Signal für einen Einstieg in den Markt.

Gleichzeitig wären Anleger auch bei der Jahresendrallye investiert gewesen, da der übliche Tiefpunkt in guten Börsenjahren Ende September oder Anfang Oktober eintritt und damit neue Einstiegssignale liefert. 

Da die Historie Ende Mai ein Signal für Gewinnmintahmen gab, wären Anleger von Juni bis September nicht investiert gewesen. Damit wäre zwar das Rekordhoch im Juli verpasst worden, aber auch die folgenden Korrekturen. Insgesamt hätten die “historisch” orientierten Anleger eine Rendite von 22,2% erzielt und damit den Dax geschlagen, der im selben Zeitraum um 19,7% zulegte. 

Aber was können Anleger aus der Rückschau für 2024 mitnehmen?

Die Lage ist für Anfang 2024 weniger klar. Mit Ausnahme von 2023 ist der Dax seit 1988 elfmal auf Jahressicht um 15 bis 30 Prozent gestiegen. Sechsmal stieg der Dax daraufhin auch im Folgejahr um mindestens zehn Prozent. Ein leichtes Plus war zweimal zu verzeichnen. Die Quote für ein gutes Börsenjahr liegt damit nur bei 55%, womit die Trefferquote niedriger ist als insgesamt. Von 35 Dax-Jahren beendete der Dax das Jahr 26-mal im Plus, was eine Trefferquote von 74% bedeutet.

Betrachtet man die Leistung im November und Dezember sowie die weitere Entwicklung, ist trotzdem Vorsicht geboten. 2023 stieg der Dax in den letzten beiden Monaten um 13,1 Prozent, was die sechstbeste Performance in der Geschichte des Index darstellte.

In den anderen Jahren stieg der Index in diesem Zeitraum acht Mal um etwa zehn Prozent oder sogar mehr. In fünf Jahren fiel der Dax anschließend im Januar und in vier Jahren verlor der Index auch auf Jahressicht an Wert. Demnach liegt die Wahrscheinlichkeit in der Dax-Historie für ein positives Börsenjahr nach einer starken Jahresendrallye lediglich bei 50 Prozent.

Der Januar gilt als wegweisend. 

In 15 von 20 Fällen verlief das Jahr gut, nachdem der Januar im Plus schloss. Tendenziell gilt, dass das Jahr besser läuft, je erfolgreicher der Januar performt. Der Dax stieg zwölf Mal im Januar um mindestens 2,5 Prozent und legte daraufhin auf Jahressicht im Schnitt um 19,8 Prozent zu. Verluste gab es nur 1992 und 2001. Wenn der Dax dagegen um maximal 2,4 Prozent stieg, ging es in den acht Jahren im Schnitt um sechs Prozent aufwärts, mit Ausnahme dreier Verlustjahre 1990, 2011 und 2018.

Das Jahr 2023 endete für den Dax nahe seines Rekordhochs von 17.003 Punkten. Ähnlich war es in der jüngsten Dax-Geschichte zweimal der Fall: 2017 und 2021. In beiden Vorjahren näherte sich der Dax im Januar des Folgejahres erneut diesem Rekord, konnte ihn aber nicht dauerhaft überschreiten. Das bedeutet, dass der Kurs am Tag darauf nicht über dem bisherigen Rekordwert lag. Infolgedessen kam es sowohl 2018 als auch 2022 zu einer Korrektur. Sollte im Januar 2024 der Rekord erneut nicht nachhaltig übertroffen werden, könnte dies ein Warnsignal darstellen.

Besonders ist, dass in diesem Jahr im November der neue US-Präsident gewählt wird. Solche Jahre fallen stets aus der Reihe. Rückblickend war es lohnend, entgegen der Norm im Juli nachzukaufen, da das eigentlich schwache dritte Quartal in solchen Jahren als stärkstes performt hat. 

In Nicht-Wahljahren hat der Dax historisch gesehen von Juli bis September durchschnittlich 3,4 Prozent an Wert verloren. Im Gegensatz dazu stieg er in Wahljahren von Anfang Juli bis Ende September im Durchschnitt um 0,5 Prozent an. Ignoriert man das Jahr 2008, das Jahr der Finanzkrise, erhöht sich dieser Wert sogar auf 1,8 Prozent.

Dagegen könnte das erste Quartal 2024 schwach werden. In den ersten drei Monaten des Wahljahres lag der Dax oft ein Protzent im Minus. In den Nicht-Wahljahren aber lag der Leitindex zum Ende des Quartals drei Prozent im Plus.

Auffällig ist, dass Wahljahre oft keine guten Börsenjahre sind. 

In solchen Jahren ist der Dax durchschnittlich um 4,3 Prozent gestiegen, während er in den übrigen Jahren durchschnittlich sogar um 12,1 Prozent gestiegen ist. Allerdings ist die Datengrundlage für den Dax begrenzt, da es seit 1989 nur acht US-Wahlen gab.

Aufgrund dieser begrenzten Daten hat Jörg Scherer, Leiter der technischen Analyse bei HSBC Deutschland, eine Analyse am ältesten Börsenbarometer der Welt, dem US-Index Dow Jones, durchgeführt. Der Dow Jones existiert seit 1896 und zeigt eine noch deutlichere Anomalie.

„Im US-Wahljahr erweist sich das dritte Quartal mit einem durchschnittlichen Plus von fast fünf Prozent als das beste“, erklärt Scherer. Die anderen drei Quartale eines Wahljahres weisen zusammen nur eine Steigerung von 3,3 Prozent auf. Daher sollten Anleger nicht nur die übliche Sommerflaute im Blick haben, sondern auch ein konstruktives drittes Quartal in Betracht ziehen.

Es ist davon auszugehen, dass die Kurse 2024 heftiger schwanken als im Vorjahr. Die Volatilität lag 2023 bei 21%. 2022 lag diese Schwankung noch bei 27%. Ein Blick in die Statistik zeigt, dass auf ein ruhiges Jahr oft ein turbulentes folgt. Diese Volatilität muss aber nicht negativ sein, da sie günstige Einstiegschancen bieten kann. 

Die implizite Volatilität (VDax) ist ebenfalls ein Grund zur Vorsicht. Dies bezeichnet die Erwartungen der Terminmarktprofis an die Dax-Schwankungen in den kommenden 30 Tagen. Dieser Wert ergibt sich aus den real gehandelten Call- und Put-Optionen an der Frankfurter Terminbörse Eurex, mit denen Anleger auf steigende oder fallende Kurse setzen können. Dabei geht es um die Höhe der Schwankungsbreite, die Profis erwarten. Je höher dieser Wert, desto höher die erwarteten Schwankungen. 

Werte unterhalb von 20 verweisen auf eine ruhige Marktphase, während Werte um 12 auf eine Entspannung verweisen, die von Unruhe gefolgt wird. Der Wert liegt aktuell bei 13,5 und lag schon im Dezember bei 12,5, was als Warnsignal gilt. 

In diesem Jahr bietet die Historie also kein deutliches Ausstiegssignal. Wer der Historie folgt, bleibt also investiert. Ein starker Januar würde diese Haltung bestärken, besonders wenn das Plus Ende des Monats mindestens 2,5 Prozent beträgt.

Sollte der Dax nicht nachhaltig über den bisherigen Rekordstand von 17.003 Punkten steigen, gälte das ein Warnsignal, da in diesem Fall wäre eine Korrektur möglich wäre. Die vorsichtige Haltung wird durch die durchwachsene Bilanz nach starken Börsenjahren und dynamischen Jahresendrallys, die niedrige Volatilität und die schwache Bilanz in US-Wahljahren gestützt.

Beliebte Artikel

A0B733

Rohstoffe

Energieträger Wasserstoff

Stehen die nachhaltigen Brennstoffzellen vor einem Börsen-Boom? Warum führende Unternehmen kurz vor einer Renaissance stehen könnten.

Allgemeiner Risikohinweis

Die Daten, Mitteilungen und sonstigen Angaben, die auf dem Portal zu finden sind, dienen ausschließlich Informationszwecken. Alle Informationen und Daten stammen aus Quellen, die zum Zeitpunkt ihrer Erstellung nach presserechtlichen Gesichtspunkten als zuverlässig wahrgenommen wurden. Für die Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen sowie für Vermögensschäden wird keinerlei Haftung oder Garantie übernommen.

Der Erwerb von Wertpapieren birgt Risiken, die zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen können. Die auf Market World angebotenen Informationen und Nachrichten sind zu keinem Zeitpunkt als auf individuelle Bedürfnisse ausgerichtete fachkundige Anlageberatungen anzusehen. Die maßgeblichen Informationen können bei den herausgebenden Emittenten angefordert werden. Eine Haftung für Schäden aufgrund von Handlungen, die ausgehend von den auf dieser oder einer der nachfolgenden Seiten enthaltenen Informationen vorgenommen werden, entfällt.

MarketWorld
© 2024 Market World - Alle Rechte vorbehalten 3.1.4
ImpressumDatenschutz